»Männerspielzeug ist teuer«
Antikes Spielzeug ist ein eigenes Sammlergebiet. Das Dorotheum macht traditionell kurz vor Weihnachten eine eigene Auktion.
Die alljährliche Spielzeugauktion im Wiener Dorotheum gehört zum Advent wie Punsch und Vanillekipferln. Spielzeug aus Kindertagen ist zu einem beliebten Sammelobjekt geworden. Dabei erzielen historische Puppen, Stofftiere und Blechspielzeug in TopZustand teils hohe Preise. Das Wiener Dorotheum macht traditionell kurz vor Weihnachten eine Spielzeugauktion, heuer am 21. Dezember. Der Spielzeugmarkt unterteilt sich in Puppen, Teddybären, Modelleisenbahnen, Modellautos, Blechspielzeug, Dampfmaschinen und Bewegungsspielzeug. Den größten Sammlerkreis weist die Sparte Modelleisenbahnen auf. Führender Hersteller ist dabei die Firma Märklin. Besonders große Nachfrage verzeichnen Stücke, die ab dem Ersten Weltkrieg bis zu den 1950er-Jahren erzeugt wurden. Alte Stücke vor dem Ersten Weltkrieg sind in der Regel teuer und schwer zu bekommen. Am Markt sind beispielsweise Dampfeisenbahnen, die bis 1900 erzeugt wurden, begehrt, weil es die Pionierzeit war, sagt Manfred Reichel, Spielzeugexperte im Dorotheum. Weiters entscheidend ist bei Modelleisenbahnen die Spurweite. Die gängigsten Weiten sind Spur 0,1 und H0, wobei letztere am weitesten verbreitet ist. Diese Spur wurde erstmals von der Firma Bing normiert und 1935 von Märklin und Trix übernommen. Bei Automodellen wird nach Maßstab unterschieden. Hier sind die Größen 1:87, 1:18 und 1:45 die gängigsten. Angeboten werden in der aktuellen Auktion von Märklin neben Modelleisenbahnen ein funktionstüchtiges Unterseeboot mit Uhrwerkmotor um 1930 zu einem Rufpreis von 400 Euro und eine „Restauration“, die vermutlich von Märklin aus der Zeit um 1900 stammt und aus Blech gefertigt ist, mit befüllbarem Wasserbehälter und zwei Weinfässern. Der Rufpreis ist 450 Euro. Der absolute Favorit in der Auktion im Bereich Blechspielzeug ist für Reichel aber das Modellschiff „Fürst Bismarck“der Marke Bing, erzeugt um 1906 aus Metall mit Uhrwerkantrieb. Hier liegt der Rufpreis bei 4500 Euro.
Ebenfalls ein Höhepunkt sei der Zoologische Garten von Georg Heyde um 1900 mit Zinnfiguren. Die Sammlung enthält Flamingos, Äffchen, Elefanten, Reh, Tiger, Löwen, Schwarzbär und Wildschwein, aber auch fünf Männer mit Zylinder, Damen und Kinder. „Die Firma Heyde war seinerzeit sehr innovativ. Sie haben die Zinnfiguren nicht nur gepresst, sondern mittels Handarbeit individuell verändert. Das macht sie so besonders“, sagt Reichel. Der Rufpreis beträgt 450 Euro.
Blechspielzeug oder, wie Reichel es nennt, Männerspielzeug sei teurer und habe einen stabilen Markt. „Männer geben das Geld aus. Wenn sie etwas sehen, was ihnen gefällt, ist kein Halten“, schmunzelt Reichel. Frauen seien hingegen beim Geld für historisches Spielzeug deutlich zurückhaltender. Derzeit sei viel am Markt verfügbar, weil sich die erste Sammlergeneration „verabschiedet“. „Deshalb kommen Sachen in den Verkauf, die man sonst fast gar nicht bekommen hat“, so der Experte. Übersättigter Markt. Anders sieht es beim Markt für Teddybären aus. „Der Teddy hat den Zenit hinter sich“, sagt Reichel. Es habe einfach zu viel Angebot gegeben, ein Überangebot. So hätten sich die Preise um ein Drittel oder gar die Hälfte reduziert. Favorit der Sammler ist dennoch immer noch die Marke Steiff. Dabei war der Steiff-Teddy einmal der Superstar am Spielzeug- markt. So wurden 2002 beim Steiff Festival in Giengen für „Happy“im Rahmen einer Auktion 156.240 Euro bezahlt, der bisher gültige Weltrekordpreis. Zuvor hielt den Rekord das Auktionshaus Christie’s mit einem „Trostbären“. Nach dem Untergang der Titanic im Jahr 1912 hatte Steiff 82 Bären mit Mohairfell in der Trauerfarbe Schwarz produziert. Auch im Dorotheum zählt ein Trauerbär zu den höchsten Preisen im Spielzeugsegment. Versteigert im Jahr 1997, erzielte er 18.900 Euro.
Ebenfalls ein beliebtes Sammlersegment sind die Puppen. Hier seien die Preise für Puppen des unteren Preissegments stark zurückgegangen. Immer noch gesucht und vor allem teuer seien qualitativ hochwertige französische Puppen beispielsweise der Firma Jumeau. Sie seien schwer zu bekommen, da sie nur in geringen Stückzahlen hergestellt wurden. „Jumeau-
Spielzeugauktion
21. Dezember 2017, 13 Uhr im Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
Vorbesichtigung
ab 16. Dezember Puppen kosten zwischen 3000 und 15.000 Euro“, so der Experte. Am 21. Dezember kommen unter anderem Puppen von Simon & Halbig oder eine Puppenkredenz zum Aufruf.
Den größten Sammlerkreis weist die Sparte Modelleisenbahnen auf. Teddybären haben den Zenit hinter sich. Die Preise haben sich teils halbiert.
Schließlich seien noch Automaten erwähnt. Hier hat in der vergangenen Auktion im Juni ein Automat mit Spieluhr von Roullet & Decamps, „Hase, der sich im Kohlkopf versteckt“, 2500 Euro erzielt. In der aktuellen Auktion kommt ein Automat desselben französischen Herstellers mit einem Hund, der zu Musik aus dem Zylinder hervorkommt, unter den Hammer. Der Rufpreis beträgt 1000 Euro.