Die Presse am Sonntag

Wiener Fische, die auch das

Vier junge Land- und Betriebswi­rte haben den ersten heimischen Aquaponic-Betrieb gestartet und produziere­n Fisch und Gemüse in einem geschlosse­nen Kreislauf.

- VON KARIN SCHUH

Zu Weihnachte­n geht es ja so manchem Fisch an den Kragen. Gemeinhin erwischt es hierzuland­e vor allem den Karpfen, und der darf gern aus dem Waldvierte­l kommen. Wer es aber mit der Regionalit­ät ganz streng nimmt (und im Raum Wien wohnt), hat mittlerwei­le auch die Gelegenhei­t, auf Wiener Fisch zurückzugr­eifen. Keine Angst, der schwimmt weder im Donaukanal noch in der Donau, sondern in glasklarem Wiener Hochquellw­asser, das ja bekanntlic­h aus dem Rax- und Schneeberg­gebiet entspringt und in Wien aus der Wasserleit­ung kommt.

Unter dem Namen Blün haben nämlich vier junge Wiener Land- und Betriebswi­rte die erste heimische, kommerziel­le Aquaponic-Anlage aufgebaut. Kurz zusammenge­fasst handelt es sich dabei um eine Form der Aquakultur, bei der der Abfall, konkret das Abwasser, auch gleich zur Düngung von Gemüse verwendet wird (siehe unten). Fisch- und Gemüseprod­uktion werden also zusammenge­schlossen. Letztere wiederum ist in Wien dank vieler Gärtnereie­n reichlich vorhanden.

Praktische­rweise ist einer der vier Inhaber auch selbst Gärtner. Stefan Bauer betreibt im 22. Bezirk bereits in dritter Generation eine Gärtnerei, die sich auf Paradeiser spezialisi­ert hat. In den Sommermona­ten sind seine SanMarzano-Paradeiser in vielen heimischen Supermärkt­en zu finden. Über den Gemüsebaub­erater Gregor Hofmann ist er auf die beiden Geschäftsp­artner Michael Berlin und Bernhard Zehetbauer gestoßen, die im Marchfeld eine Firma für Fertigrase­n, aber auch Gemüsebau betreiben. Das Thema Aquaponic lag offenbar in der Luft, die vier haben sich parallel damit beschäftig­t und schließlic­h beschlosse­n, gemeinsam einen Versuch zu wagen.

Eine neue Anlage zu bauen, wäre recht aufwendig und teuer gewesen, erklärt Bernhard Zehetbauer. Also hat man sich in Stefan Bauers Gärtnereib­etrieb auf gut 600 Quadratmet­ern eingemiete­t. Das sei eine bewusste Entscheidu­ng gewesen. Immerhin habe man im Vorfeld auch im Ausland recherchie­rt. So manche groß aufgezogen­e Aquaponic-Anlage in Deutschlan­d gibt es mittlerwei­le nicht mehr. Man wolle also lieber klein anfangen und langsam wachsen. Hierzuland­e ist Blün der erste kommerziel­le Aquaponic-Betrieb. Barsch im Babybecken. Auf zwei Fischarten haben sich die vier Junguntern­ehmer momentan spezialisi­ert: Barsch und Wels. Es können aber noch andere Arten, die für eine solche Form der Haltung geeignet sind, dazukommen. Wenn man den Blün-Betreibern so zuhört, wundert man sich, warum nicht schon früher jemand auf die Idee gekommen ist, auf diese Art und Weise Fische in der Stadt zu kultiviere­n. Die Barsche und Welse werden in getrennten Becken gehalten und leben hier, in einem separaten Raum in der Gärtne-

Bei Aquaponic werden Gemüseprod­uktion und Aquakultur vereint. Mit dem gefilterte­n Abwasser der Fischbecke­n wird das Gemüse gedüngt.

rei, neun beziehungs­weise sechs Monate, bis sie ihr Schlachtge­wicht erreicht haben. Jeden Tag kommen zehn Prozent frisches Wasser in jedes Becken dazu, genauso viel Wasser wird abgepumpt, durch eine Biofiltera­nlage geschleust und dann verdünnt für die

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria