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EMPFEHLUNGEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
So freudig wie die vergangene Woche begonnen hatte, so freudig lief sie am Freitag auch aus. Daran änderte auch nichts, dass US-Präsident Donald Trump allen Warnungen zum Trotz Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt und damit Gewalt in den Palästinensergebieten provoziert hatte. An der Börse überwog – zumindest zum Wochenstart – vielmehr die Zufriedenheit darüber, dass der US-Senat einer Steuerreform zugestimmt hatte. Und am Freitag ließen sich die Anleger von der Nachricht beflügeln, dass sich Brüssel und London im Ringen um den EU-Ausstieg der Briten bei wichtigen Knackpunkten verständigten. Von verspäteten Nikolaus- oder vorgezogenen Weihnachtsgeschenken war in beiden Fällen die Rede.
Der DAX sprang am Freitag zwischenzeitlich sogar erstmals wieder über den hartnäckigen Widerstand von 13.200 Punkten, unter den er nach seinem Allzeithoch vor einem Monat gefallen war. Den europäischen Exporteuren hilft, dass der Euro seit zwei Wochen gegenüber dem Dollar abwertet. Dass es deshalb zu einer Jahresendrallye kommt, ist noch nicht ausgemacht. Die Hoffnung aber ist wieder genährt. Wie sehr, wird am Dienstag der ZEW-Index zeigen, der über die Laune der deutschen Börsenprofis Auskunft gibt. Zugute kommt den Börsen derzeit allemal, dass Fondsmanager Windowdressing betreiben, sprich sich Aktien mit besonders guter Jahresperformance noch schnell ins Depot legen, um vor der eigenen Klientel zeigen zu können, dass man schon immer auf der richtigen Seite gelegen hat.
Gleichzeitig kommt mit dem am Freitag gemeldeten und über Erwarten starken Stellenzuwachs für November in den USA ein letztes Argument hinzu, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch aufgrund des konjunkturellen Aufschwungs die dritte Zinserhöhung vornehmen wird – voraussichtlich um 25 Basispunkte auf 1,25 bis 1,5 Prozent. An der Börse wird das freilich keine Erschütterung auslösen, der Schritt ist minimal und längst eingepreist. Überraschender wäre da schon, würden die Europäische Zentralbank und die Bank of England bei ihren Beratungen diese Woche ihre Schlüsselsätze antasten. Das ist aber fast ausgeschlossen.
Was man in dem engen Zeitfenster bis Weihnachten als Anleger noch unternehmen kann? Wachsamkeit walten lassen. Denn gerade weil sich so gut wie alle Analysten darin einig sind, dass die Aktienmärkte weiter Auftrieb erhalten, weil die Aussicht auf eine positive Konjunkturentwicklung und wachsende Firmengewinne 2018 intakt ist, macht sich leicht Unachtsamkeit breit. Im Übrigen wiederholen wir die Empfehlung der Vorwoche und erin- Das Headquarter von Delivery Hero in Berlin. Das Internet-Start-up ist eines der größten in Europa. nern daran, dass in den USA eine Umschichtung aus dem Technologiesektor in Finanzwerte eingesetzt hat, weil diesen die Steuerdebatte und das steigende Zinsniveau entgegenkommen. Von der sogenannten Rotation profitieren viele Banken, unter anderem die Bank of America (ISIN: US0605051046).
Auf gutem Erholungsweg befindet sich die Aktie der deutschen Beteiligungsgruppe Aurelius (ISIN: DE000A0J K2A8). Sie, die Firmen in einer schwierigen Situation kauft, auf Vordermann bringt und wieder abstößt (heuer drei erfolgreiche Verkäufe), ist ja im März mittels dubioser Short-Attacke um fast 50 Prozent entwertet worden. Inzwischen sind davon wieder zwei Drittel wettgemacht, wozu auch Aktienrückkäufe beigetragen haben. Für heuer ist ein Rekordfirmenergebnis angekündigt. Mindestens so bedeutsam ist, dass dem Aufsichtsrat im Mai die Anhebung der Dividende von vier auf nun fünf Euro vorgeschlagen wird. Das ergäbe beim jetzigen Aktienkurs (56 Euro) eine Dividendenrendite von fast neun Prozent. Dafür kann man auch die etwas volatilere Kursentwicklung aushalten – selbst wenn man nicht so euphorisch ist wie die Bank Berenberg, die das Kursziel bei 83 Euro sieht.
Ein relativ attraktives Einstiegsniveau bietet derzeit die deutsche und weltweit größte Online-Essensbestellplattform Delivery Hero (ISIN: DE000A2E4K43). Mitte der Woche hat sie zwar die Anleger verschreckt, weil sie zum Ausbau der Marktmacht unerwartet eine Kapitalerhöhung mit einem Abschlag von acht Prozent auf den Schlusskurs von Dienstag durchführte, was den Kurs in der Spitze um 8,7 Prozent absacken ließ. Aber die Story des Unternehmens, dessen Papier seit dem Börsegang vom Sommer um über 40 Prozent zugelegt hat und nun 36,19 Euro kostet, stimmt weiter. JP Morgan belässt es auf „Overweight“mit einem Kursziel von 54 Euro.