Die Kälte der Wahrheit
Es gibt Dinge im Leben, für die gibt es augenblicklich keine Erklärung. Das ist bei endlosen Seriensiegen im Sport so, das kann auch auf ganz schreckliche Art und Weise in den eigenen vier Wänden geschehen. Alexander Pointner, erfolgreichster Skisprungtrainer der Historie mit 32 Medaillen bei Großveranstaltungen, sechs Triumphen en suite bei der Vierschanzentournee und 99 Weltcupsiegen, hat dem Erfolg vieles zu verdanken, aber auch vieles untergeordnet.
2014 aber veränderte sich das Leben seiner Familie komplett. Seine Tochter unternahm einen Suizidversuch, „es begann damit eine 13 Monate dauernde Reise durch diese bedrücken- de Ungewissheit“, erzählte er unlängst bei der Präsentation seines neuen Buches, „Mut zur Klarheit“, in Wien. „Gefüllt mit Hoffnung, der Kälte der brutalen Wahrheit – und dem Abschied, dem Loslassen.“Wenn Pointner diese Sätze spricht, weiß man einmal mehr, dass es nicht Schlimmeres geben kann als den Tod des eigenen Kindes – nach 13 Monaten Wachkoma. Wie man mit solch dramatischen Erfahrungen umgehen, woher man die Kraft zum Weitermachen gewinnen kann, beschreibt Pointner ehrlich, offen, ungeheuer bewegend zugleich, mit seiner Frau, Angela. Es sind Schlüsselerfahrungen und zugleich Appell für Offenheit, Beistand, Entstigmatisierung von Suizid und Depression. Alexander und Angela Pointner: „Mut zur Klarheit. Woher die Kraft zum Weitermachen kommt“, Seifert Verlag, 270 Seiten, 24,95 Euro.