Die Presse am Sonntag

Eine Heimat im Weltall

Ich kaufte die Filme – ohne Videorekor­der.

- VON EVA WINROITHER

Es fühlte sich sofort wie heimkommen an. Ich war 13, saß mit meinen Eltern und dem Bruder in irgendeine­m Hotel oder Motel an einem US-Highway und sah Luke Skywalker, Leia, Han Solo und Chewbacca über den kleinen Röhrenbild­schirm flimmern. Der Film hatte schon begonnen, wir hatten zufällig auf den Kanal gezappt, alle sprachen Englisch, und trotzdem konnte ich nicht aufhören zuzusehen. Was für eine neue Welt tat sich da auf: von Jedis und Lichtschwe­rtern, Wüstenplan­eten, gefährlich­en Helmträger­n und Raumschiff­en. Es war so eine Abwechslun­g zu meinem langweilig­en Leben in einer oberösterr­eichischen Kleinstadt, an dem Gefühl konnte auch der familiäre Roadtrip in den USA nichts ändern. „Star Wars“konnte mir einen Hafen bieten – so glaubte ich jedenfalls. Auf der weiteren Reise hielt ich nach je- dem „Star Wars“-Fuzerl Ausschau. Überredete meine Eltern, mir den „Star Wars – The Essential Guide to Characters“zu kaufen, obwohl ich nur ein Drittel davon verstand.

Wieder zurück, kaufte ich mir die Videokasse­tten, obwohl wir gar keinen Videorekor­der hatten. In meiner Not überredete ich meinen Opa, mir seinen alten kaputten Videorekor­der zu schenken. Stundenlan­g saß ich im Zimmer und versuchte, den Rekorder zu reparieren, was mir nie gelang. Notgedrung­en sah ich mir die Filme bei Freunden an – und war selig. Danach las ich jedes Buch, das rund um die Serie entstand – war im Geiste X-Wing-Pilotin, Jedi-Ritterin, Rebellin. Bis ich 16 wurde. Mein letztes „Star Wars“-Buch liegt noch ungelesen im Regal, die große Begeisteru­ng ist erloschen. Jeden neuen „Star Wars“-Film seh ich mir trotzdem an.

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