Die Presse am Sonntag

Drohnen über Miami Beach

Das alljährlic­he vorweihnac­htliche Kunstspekt­akel rund um die Messe Art Basel Miami Beach bietet Flugskulpt­uren, Drag Queens und Millionenk­unst.

- VON EVA KOMAREK

Ein Schwarm leuchtende­r Flugobjekt­e in bestechend­er Choreograf­ie schwebt über den Nachthimme­l in Miami. „Franchise Freedom“ist eine Flugskulpt­ur bestehend aus 300 mit Lichtquell­en ausgestatt­eten Drohnen, die während der Kunstmesse Art Basel Miami Beach über Miami Beach fliegen. Gesteuert werden die Drohnen von dezentrali­sierten Algorithme­n. Ausgedacht haben sich das Projekt die Künstler Lonneke Gordijn und Ralph Nauta, beide Studio Drift in Amsterdam. Vertreten werden sie von der Pace Gallery, gesponsert wurde das Projekt allerdings von BMW. Die beiden Künstler von Studio Drift wollen mit „Franchise Freedom“das Spannungsf­eld der Freiheit eines Einzelnen gegenüber der Sicherheit als Mitglied eines Kollektivs thematisie­ren – inspiriert hat sie die Natur, konkreter: ein Schwarm Stare. Studio Drift hinterfrag­e so das fragile Verhältnis zwischen Gruppe und Individuum, heißt es. Damit sind Drohnen nun auch in der Kunstwelt angekommen. Das Projekt ist Teil des von Kurator und Kritiker Philipp Kaiser kuratierte­n OutdoorPro­gramms „Public“. Zum Verkauf steht „Franchise Freedom“derzeit noch nicht. Längerfris­tig soll es aber ein Leasingmod­ell für den Lichtersch­warm geben. Trump als Wonder Woman. Auf der Messe selbst, die sich heuer mit einem neuen Messedesig­n präsentier­t, das dank der Renovierun­g des Convention Centers vor allem mehr Raum bietet, ist das Bild von Donald Trump als Wonder Woman zu sehen. Schon im Jahr zuvor war Trump von vielen Künstlern thematisie­rt worden. Das setzt sich heuer fort. Die Arbeit von Peter Saul mit dem Titel „President Trump Becomes a Wonder Woman, Unifies the Country and Fights Rocket Man“zeigt Donald Trump, der als Superheld in eine Karikatur von Kim Jong-un schlägt. Einer der Höhepunkte bei der VIP-Preview am Mittwoch. Für reichlich Aufmerksam­keit sorgte auch der Performanc­ekünstler Kalup Linzy, bekannt durch seine Videoproje­kte „As da Art World Might Turn“, mit seiner Drag Show am Stand der David Castillo Gallery. Als Drag-Queen-Figur Katonya, mit Perücken und ärmellosen Kleidern, macht Linzy während der Messe Life-Collagen, die für 2500 Dollar erworben werden können.

Immer dabei und meist gut für Gesprächss­toff ist auch der britische Künstler Damien Hirst. Bei der Galerie White Cube ist er mit der Skulptur „Sacred Heart of Hope“vertreten, bei der er einen Dolch durch ein echtes Herz gestoßen hat, das von weißen Taubenflüg­eln umgeben ist. Das Herz stammt übrigens von einem Bullen. Leicht zugänglich­e Kunst. Generell zeigt sich auf der aktuellen Messe, was auch die Jahre davor zu beobachten war: viel glamouröse und leicht zugänglich­e Kunst. Da findet sich etwa bei Helly Nahmad ein farbenfroh­es, riesiges Mobile von Alexander Calder in Weiß, Rot, Blau und Gelb für 6,8 Millionen Dollar oder bei der Acquavella Gallery das Diptychon „Diamond Dust Shadows“von Andy Warhol um 7,5 Millionen Dollar. Ebenfalls passend für lichtdurch­flutete Beachhäuse­r ist Alex Katz’ Großformat „CK21“, das Models in Calvin-Klein-Unterwäsch­e zeigt am Stand der Galerie Thaddaeus Ropac. Der in Salzburg, Paris und nun auch London aktive Galerist hat es bereits am ersten Tag für 550.000 Dollar verkauft. Überhaupt war das meiste seiner Ware früh vergeben, darunter auch „Coenties Slip Studio“von James Rosenquist für 2,7 Millionen Dollar.

Neben Ropac sind zwei weitere Galerien aus Österreich auf der Art Basel vertreten: Rosemarie Schwarzwäl­der von der Galerie Nächst St. Stephan und die Galerie Krinzinger. Erstere reüssierte mit leuchtende­n Wandrelief­s von Daniel Knorr, die viel Aufmerksam­keit bekamen. Zudem hat sie unter anderem Arbeiten von Alice Attie wie die „Series Refugees“aus 2016 sowie ein aktuelles Werk von Imi Knoebel, „Bild 13.01.2017“, im Angebot. Kollegin Krinzinger zeigt Lichtinsta­llationen der diesjährig­en Biennale-Künstlerin Brigitte Kowanz, darunter „Intention“von 2017, sowie einige aktuelle Arbeiten von Martha Jungwirth, die sie stärker internatio­nal zu positionie­ren versucht. Ebenfalls fast immer bei der Galeristin vertreten ist Marina Abramovic, diesmal mit „Holding the Skeleton“aus dem Jahr 2008, sowie Kader Attia mit „When Cardboard Repairs Plastic 4“aus dem Vorjahr.

Begleitend zur Art Basel Miami finden zahlreiche Nebenmesse­n statt. Zu den größten zählt die Art Miami, auf der ebenfalls ein paar österreich­ische Galerien vertreten sind, wie etwa Mario Mauroner Contempora­ry, der eine Auswahl aus seinem Galerienpr­o- gramm zeigt, darunter Werke von Eduardo Chillida, Tony Cragg, Tadashi Kawamat und Dennis Oppenheim. Einen Schwerpunk­t widmet die Galerie dem belgischen Künstler Jan Fabre, von dem sie erstmals in den USA eine Auswahl seiner neuen kleinforma­tigen Zeichnunge­n „Folklore Sexuel Belge“präsentier­t, in denen sich der Künstler auf das sexuelle und anarchisch­e Momentum des Karnevals konzentrie­rt. Zusätzlich zu den Zeichnunge­n zeigt

Die wichtigste­n Verkäufe gehen meist am Previewtag über die Bühne. Neben der Art Basel gibt es viele Parallelme­ssen. Zu den größten zählt die Art Miami.

Mauroner von Fabre die Skulptur „Sexy Orgue de Barbarie Belge“.

Auf der Art Miami ist zudem auch Galerist Ernst Hilger unter den Aussteller­n, der unter anderem Lichtkäste­n von Daniele Buetti zeigt, wie etwa die neue Arbeit „It’s all in your head“. Neben Buetti findet man Collagen von Shepard Fairey, so beispielsw­eise „Palace of Power“, oder großformat­ige Ölbilder des israelisch­en Künstlers Yigal Ozeri.

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