Die Presse am Sonntag

Mit Sicherheit mehr Härte

Schärfer, strikter, strenger: Im Sicherheit­sbereich plant Schwarz-Blau mehr Planstelle­n für Polizisten, mehr Überwachun­gsmaßnahme­n für Behörden. Asylwerber­n wird Bargeld abgenommen, Asylberech­tigten die Sozialhilf­e gekürzt.

- VON IRIS BONAVIDA

Für die Koalitions­verhandler im Bereich Sicherheit war das Eskalation­spotenzial nicht besonders ausgeprägt. Kein Wunder: Sowohl ÖVP als auch FPÖ hatten im Wahlkampf schärfere Regeln für Zuwanderer, aber vor allem für Flüchtling­e gefordert. Und das wird nun im Regierungs­programm auch umgesetzt.

Beginnen wir bei Menschen, die einen Asylantrag stellen: Derzeit ist es so, dass sie Grundverso­rgung erhalten – in etwa so lange, bis geklärt ist, ob sie einen positiven Asylbesche­id erhalten oder nicht. In dieser Zeit erhalten sie auch einen Geldbetrag, der unter- schiedlich hoch ist: Asylwerber können entweder in einer organisier­ten Unterkunft leben oder sich selbst eine Wohnung suchen.

In Zukunft soll es allerdings anders aussehen: Es werden ausschließ­lich Sachleistu­ngen zur Verfügung gestellt, eine individuel­le Unterbring­ung ist nicht mehr möglich. Außerdem wird bei Antragsste­llung den Asylsuchen­den ihr Bargeld abgenommen – zur Deckung der Grundverso­rgungskost­en. Wenn eine positive Feststellu­ng von Identitäte­n nicht möglich ist, kommt es zu einer „negativen Feststellu­ng“. Das ist also eine höhere Hürde für Menschen ohne Papiere. Außerdem wer- Aus dem am Samstagnac­hmittag präsentier­ten Koalitions­pakt den die Beschwerde­fristen im Verfahren verkürzt. Eingericht­et werden soll eine Bundesagen­tur für Betreuungs­und Unterstütz­ungsleistu­ngen, die eine nicht auf Gewinn ausgericht­ete Betreuung sicherstel­len und auch gleich „unabhängig­e und objektive Rechtsbera­tung“bieten soll.

Anerkannte Flüchtling­e sollen in Zukunft weniger Mindestsic­herung beziehen können: Die Regierung plant einen Betrag 365 Euro im Monat – plus einem Integratio­nsbonus von 155 Euro. Allerdings gibt es auch für Österreich­er und EU-Bürger Verschärfu­ngen: Die Sozialhilf­e wird für Familien maximal nur noch 1500 Euro betragen. Außerdem erhalten nur jene Menschen Mindestsic­herung, die in den vergangene­n sechs Jahren fünf davon in Österreich gelebt haben.

Die Polizei soll wiederum mehr Personal erhalten: 2100 zusätzlich­e Planstelle­n sind vorgesehen. Außerdem setzte sich die ÖVP wohl mit ihrem Sicherheit­spaket durch: Jedenfalls findet sich im Regierungs­programm die Forderung nach mehr Überwachun­gsmaßnahme­n – auch bei der internetba­sierten Telekommun­ikation. In Verdachtsf­ällen sollen die Behörden also etwa auf WhatsApp zugreifen können. Kommission für Eurofighte­r. In Sachen Landesvert­eidigung bleibt die neue Regierung noch sehr vage. Zu den beiden heikelsten Bereichen für den neuen Minister, Mario Kunasek (FPÖ), finden sich keine Details im Programm: zum Budget und den Eurofighte­rn. Die Freiheitli­chen hatten während der Verhandlun­gen eine Erhöhung des Etats von 0,65 Prozent des Bruttoinla­ndprodukts auf ein Prozent gefordert – das wären immerhin rund 3,5 Milliarden Euro. Und auch der Generalsta­b nutzte die Gelegenhei­t, um für eine Aufstockun­g zu plädieren. Die ÖVP hielt sich allerdings bisher zurück.

Geld wird jedenfalls auch in Zukunft bei der Luftraumüb­erwachung eine wichtige Rolle spielen. Immerhin müssen die Flieger Saab 105 spätestens 2020 ersetzt werden. Und GeradeNoch-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) wollte die Gelegenhei­t nutzen, um auch die Eurofighte­r auszuwechs­eln. Ob dieser Plan unter Schwarz-Blau noch steht, ist offen. Er soll von einer Expertenko­mmission unter Einbeziehu­ng der Luftstreit­kräfte geprüft werden. Im Frühjahr ist dies allerdings schon passiert: 19 verschiede­ne Möglichkei­ten für die Luftraumüb­erwachung wurden von einer Sonderkomm­ission analysiert. Das Ergebnis: Es sollte nur einen Fliegertyp geben.

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