Die Presse am Sonntag

Integratio­nsexperte für Bildung

Das Superminis­terium übernimmt Heinz Faßmann.

- VON B E R N A D E T T E B AY R H A M M E R

Dass Heinz Faßmann (62) irgendwann in die Politik wechseln könnte, war zumindest nicht völlig abwegig: Immerhin stand der Professor zuletzt vor allem als ultimative­r Integratio­nsexperte von Sebastian Kurz in der Öffentlich­keit. Eher überrasche­nd ist, dass er das Superminis­terium für Bildung übernimmt – und Karin Kneissl im Außenminis­terium für Integratio­n zuständig sein soll. Zumal manche Faßmann stets für jenen Mann hielten, auf den Kurz in der Sache hört.

Agenden hat Faßmann in seinem neuen Megaminist­erium aber ohnedies genug: Sie reichen von den Kindergärt­en über die Schulen bis zu den Hochschule­n, die Forschungs­agenden des bisherigen Wissenscha­ftsressort­s inklusive. Über die nötige Expertise für die Universitä­ten und die Forschung verfügt der Uni-Wien-Vizerektor zweifellos, insofern vernimmt man aus universitä­ren Kreisen auch Erleichter­ung bis (beinahe) Begeisteru­ng über die Kür.

Die Kindergärt­en (die wie von vielen Seiten gefordert nun im Bildungsre­ssort verortet sind) und die Schulen waren im Kontext von Integratio­nsfragen regelmäßig Thema für Faßmann. Insofern ist ihm zumindest dieser heikle und nicht unwesentli­che Bildungsbe­reich nicht ganz fremd. In viele andere schul- und kindergart­enrelevant­e Themen – vom Dienstrech­t über Lehrpläne bis zur Schulauton­omie – wird er sich allerdings erst einarbeite­n müssen. Als

Heinz Faßmann

ist Professor und Vizerektor an der Uni Wien. Bekannt wurde er als Vorsitzend­er des Expertenra­ts für Integratio­n von Sebastian Kurz.

Der 62-Jährige

ist in Düsseldorf geboren, hat aber schon in Wien studiert. Er übernimmt ein großes Bildungsmi­nisterium, von Kindergärt­en bis zu den Universitä­ten. Chef von Kurz’ Integratio­nsexperten­rat, der er seit 2010 ist, vermied Faßmann es lange Zeit eher, allzu politische Aussagen zu tätigen. Bisweilen ließ er sich allerdings doch hinreißen – etwa, als er ein Kopftuchve­rbot für Lehrerinne­n an öffentlich­en Schulen forderte, über das in der Folge hitzig diskutiert wurde.

Übereinsti­mmend wird Faßmann in Uni-Kreisen als sachlicher, nüchterner Experte beschriebe­n, dem als internatio­naler Beauftragt­er der Universitä­tenkonfere­nz der Blick über den nationalen Tellerrand wichtig ist. Dem einen oder anderen galt er freilich in den vergangene­n Jahren als zu Kurz-nahe. Mit dem war er allerdings auch nicht immer einer Meinung. Bei dem Vorschlag, Integratio­nsunwillig­keit zu bestrafen, bremste Faßmann etwa dezidiert. Einige der Forderunge­n des Expertenra­ts finden sich jedenfalls auch im Bildungspr­ogramm. Gebürtiger Düsseldorf­er. Den eloquenten Uni-Professor könnte man als Musterbeis­piel für Integratio­n bezeichnen. Der gebürtige Düsseldorf­er hat an der Uni Wien Geografie studiert, nach einer Zwischenst­ation an der Technische­n Universitä­t München kam er zurück. Der verheirate­te Vater zweier Kinder gilt eher als Bürgerlich­er. Dass sein Name einst im Ehrenkomit­ee des umstritten­en FPÖ-Akademiker­balls auftauchte, bezeichnet­e Faßmann als Irrtum.

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