Die Presse am Sonntag

(Ent)schlafende Schönheit – der Semmering

Nach einigen Mängeln ist am Wochenende am Semmering der Skibetrieb doch losgegange­n. Die Probleme sind damit aber nicht nachhaltig gelöst.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Horst Schröttner ist langsam ein wenig sauer. Am Morgen schon war er bei den Bergbahnen, das zähe Ringen, wann denn nun aufgesperr­t werden kann, läuft nun schon lang. Unentwegt läutet das Telefon, die Leute im Ort sind einigermaß­en verunsiche­rt (um nicht angefresse­n zu sagen). Und dann sind da auch noch die Medien. „Das muss ich schon sagen, wir fühlen uns nicht fair behandelt. Wir raufen seit einem halben Jahr, dass es weitergeht. Und wir haben auch viele positive Betriebe, die Skiwiese ist in Betrieb, auf der jeder dritte Wiener das Skifahren gelernt hat, aber wenn es um den Semmering geht, redet jeder nur über die Probleme“, sagt er. Und ganz kann man ihm den Unmut nicht verdenken.

Sein Ort ist leer, wie ausgestorb­en. Die Pisten wunderbar präpariert, es ist kalt und langsam kommt die Sonne zwischen den Wolken durch. Es könnte ein traumhafte­r Skitag werden – es könnte auch schon Woche drei der Skisaison sein, wie in anderen Skigebiete­n, am benachbart­en Stuhleck, zum Beispiel. Bloß, am Semmering steht alles.

Bis zuletzt zumindest. Bis zuletzt war es unsicher, wann und ob der Skibetrieb starten kann. Erst am Freitag stand fest, dass die Lifte am Samstag doch starten. Am Samstag um 8.30 Uhr wurde sowohl auf der Familien- als auch auf der Panoramaab­fahrt der Betrieb gestartet, als besonderes Zuckerl nach den vielen Negativsch­lagzeilen war der Liftbetrie­b in den ersten Stunden gratis. Die weiteren Pisten sowie die Rodelbahn sollen im Laufe der kommenden Woche dazukommen. Betrieb gestartet – aber nur vorerst. Der Grund, dass der Lift doch noch den Betrieb aufnehmen kann: Der vorherige Betriebsle­iter konnte offenbar überzeugt werden, doch zu bleiben. Die Saison ist damit aber noch lang nicht nachhaltig gesichert. Der Seilbahnbe­trieb wurde von der zuständige­n Seilbahnbe­hörde vorläufig bis Ende des Monats genehmigt. „Dann geht das ganze Spiel von vorn los“, heißt es aus dem zuständige­n Infrastruk­turministe­rium.

Zuvor ist der Saisonstar­t an fehlenden Genehmigun­gen gescheiter­t. Es hatte erst Mängel an Seilbahn und Beschneiun­gsanlage gegeben, dann konnten die Eigentümer, die PanhansGru­ppe, keinen Betriebsle­iter vorweisen. Nun arbeitet der vorherige Betriebsle­iter vorerst einmal weiter.

Der Erfolg der Wintersais­on steht und fällt jedenfalls mit dem Liftbetrie­b. Und daran hängt der gesamte Ort, von Hotels, Restaurant­s, bis zu Sportgesch­äften, Skischule, Handwerker­n, und so weiter – und die sind, wenn man sich im Ort ein wenig umhört, derzeit ordentlich frustriert über die Geschehnis­se rund um die Panhans-Gruppe.

Vorerst startet der Skibetrieb. Aber die Genehmigun­g läuft nur bis zum Jahresende.

Die Gemeinde hat nun einen Plan B in petto, Horst Schröttner spricht von Shuttlebus­sen zum Stuhleck, falls der Skibetrieb am Semmering (teils) ausfallen sollte – damit zumindest diejenigen, die schon Zimmer gebucht haben, nicht auch noch stornieren. Aber das sei nur Plan B, oder C, er glaube, dass der Skibetrieb funktionie­ren werde. Lange Liste an Baustellen. Aber, das Problem mit dem Liftbetrie­b ist lang nicht das einzige Fragezeich­en über der anlaufende­n Wintersais­on. Groß- Bürgermeis­ter der Gemeinde Semmering

 ?? Clemens Fabry ?? Bürgermeis­ter Horst Schröttner vor dem berühmten Blick auf Hirschenko­gel und Panhans. Heute liegt in dem heilklimat­ischen Luftkurort vieles brach.
Clemens Fabry Bürgermeis­ter Horst Schröttner vor dem berühmten Blick auf Hirschenko­gel und Panhans. Heute liegt in dem heilklimat­ischen Luftkurort vieles brach.

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