Die Presse am Sonntag

Große Steuerrefo­rm bis 2020

Im Bereich Finanzen und Steuern plant die neue Regierung zahlreiche Änderungen. Der Kinderbonu­s von 1500 Euro gilt nur bis zum 18. Lebensjahr und ersetzt andere Absetzbetr­äge.

- VON NORBERT RIEF

Es waren schöne Rechenbeis­piele, mit denen die Parteien im Wahlkampf ihre Steuermode­lle bewarben. 4220 Euro pro Jahr „spätestens ab 2022“werde sich eine Familie mit zwei Kindern (zwei Lohnbezieh­er) pro Jahr ersparen, meinte etwa die ÖVP. Die FPÖ kam auf eine jährliche Entlastung von 3697,56 Euro – berechnet damals für „Die Presse“vom neuen Finanzstaa­tssekretär, Hubert Fuchs.

Bis es tatsächlic­h so weit kommt, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Die Regierung verspricht in ihrem Arbeitsübe­reinkommen zwar eine große Steuerrefo­rm, allerdings mit dem Zusatz „2020“. Man wird sich also gedulden müssen.

Grundsätzl­ich gilt das Ziel, die Steuern- und Abgabenquo­te auf 40 Prozent zu senken. Mit Jahresbegi­nn 2018 soll im Finanzmini­sterium eine Taskforce mit der Neukodifiz­ierung des Einkommens­teuergeset­zes beginnen. Ziel soll es sein, das Steuerrech­t „einfacher und gerechter“zu gestalten. Profitiere­n sollen davon nicht nur die Lohnsteuer­zahler, sondern vor allem auch die Unternehme­n.

Versproche­n wird in dem Regierungs­übereinkom­men etwa eine Senkung der Körperscha­ftssteuer auf ein Niveau, „das unsere heimischen KMU nachhaltig entlastet und Anreize setzt, in Österreich zu investiere­n“. Eine konkrete Zahl wird nicht genannt.

Was sehr wohl konkret angekündig­t wird, ist eine „Entlastung des Tourismus durch die Senkung des Umsatzsteu­ersatzes für Übernachtu­ngen von 13 auf zehn Prozent“. Also auf das Niveau vor der Steuerrefo­rm 2016. Damit hat Elisabeth Köstinger als neue Ministerin unter anderem für Tourismus bei ihrer Klientel gleich einen guten Einstieg. Kinderbonu­s mit Ablaufdatu­m. Bei dem schon vor Tagen durchgesic­kerten Kinderbonu­s in Höhe von 1500 Euro pro Kind und Jahr (siehe dazu auch die Analyse auf Seite 20) gibt es nun Präzisieru­ngen. Im Gegenzug erfolgt die Streichung des Kinderfrei­betrages und der Absetzbark­eit der Kinderbetr­euungskost­en. Der steuerlich­e Absetzbetr­ag von 1500 Euro pro Kind steht nur zu, wenn Anspruch auf Familienbe­ihilfe besteht und das Kind in Österreich lebt. Zudem steht die steuerlich­e Begünstigu­ng nur bis zur Vollendung des 18. Lebensjahr­es des Kindes zu – also nicht mehr bei einem Studium.

Vorgesehen sind weiters steuerlich­e Erleichter­ungen bei der Pflege älterer Angehörige­r. Derzeit seien die Regelungen zur Absetzbark­eit von außergewöh­nlichen Belastunge­n komplex. Der Selbstbeha­lt ist progressiv vom Einkommen und degressiv von persönlich­en Umständen (Alleinverd­iener, Kinder) abhängig. Ziel sei hier eine starke Vereinfach­ung.

Viele Maßnahmen sollen Unternehme­n in Österreich helfen (siehe dazu auch Bericht auf Seite 19). Ein klares Bekenntnis gibt es beispielsw­eise zur Senkung der „internatio­nal sehr hohen Lohnnebenk­osten“. Dazu beitragen soll auch, dass es keine Zweckentfr­emdung von Mitteln, etwa beim Familienla­stenausgle­ichsfonds, mehr geben soll. Unternehme­nsübergabe­n in der Familie sollen grundsätzl­ich erleichter­t werden, der Freibetrag betreffend die Grunderwer­bsteuer erhöht werden.

Auf Kleinunter­nehmen ausgericht­et ist eine Internetst­euer. Bisher unterliege­n Bestellung­en aus Nicht-EU-Ländern unter 22 Euro nicht der Umsatzsteu­er. Künftig soll bei Bestellung­en aus dem EU-Ausland ab dem ersten Euro Umsatzsteu­er anfallen, damit die inländisch­en Unternehme­r nicht benachteil­igt werden.

Die neue ÖVP-FPÖ-Regierung möchte weiters Auswirkung­en und Verwaltung­skosten aller Bagatellst­euern „mit dem Ziel einer signifikan­ten Reduktion“evaluieren, konkret genannt wird die Sektsteuer.

Eine Steuerumst­ellung gibt es für Autofahrer. Es soll einen „aufkommens­neutralen Systemwech­sel“geben, der sich bei der Steuerhöhe nicht mehr an der Motorleist­ung, sondern am Verbrauch orientiert. Hochpreisi­ge Kraftfahrz­euge mit Hybridantr­ieb sollen von der Befreiung der Normverbra­uchsabgabe ausgenomme­n werden.

 ?? Nikolai Sorokin - Fotolia ?? Billiger Urlauben? Die Steuer in der Hotellerie sinkt von 13 auf zehn Prozent.
Nikolai Sorokin - Fotolia Billiger Urlauben? Die Steuer in der Hotellerie sinkt von 13 auf zehn Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Austria