Let’s make money
EMPFEHLUNGEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Schöner kann die Rückkehr zur Normalität kaum ausschauen. In den USA, wohlgemerkt. Dort nämlich ist die Notenbank Fed auf ihrem eingeschlagenen Weg weitergegangen und hat den Leitzins am Mittwoch um einen Viertelprozentpunkt angehoben. Und was ist passiert? Nichts. Der Minisprung war eingepreist. Und die Anleger blicken längst auf ein anderes Ereignis, das der Wirtschaft mittel- und langfristig wohl besser tun wird als eine ultralockere Geldpolitik: und zwar die Steuerreform.
Zwar traut ihr die Fed keinen nachhaltigen Wachstumsschub zu. Aber vorerst setzen die Börsianer doch ihre Hoffnung auf eine signifikante Absenkung des Steuersatzes, wie es das Land seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen hat. Der Abschluss des Reformwerks ist jedenfalls näher gerückt, seine Unterzeichnung steht vor der Tür. Und alle großen Aktienindizes in den USA markierten am Freitag neue Rekordhochs.
Anders in Europa. Hier fällt man nicht mit Reformen auf, dafür beließ die EZB den Leitzins am Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem bekräftigten die Notenbanker sogar ihre Option, die umstrittenen Anleihenkäufe im Notfall auszuweiten.
In früherer Zeit hat das die Börsen so richtig beflügelt. Nun aber zeigen sie sich unbeeindruckt. Die europäischen Hauptindizes beschlossen die Woche im Minus. Dabei brummt die Wirtschaft in Europa, in Deutschland und Österreich hebt sie jüngsten Prognosen zufolge überhaupt ab. Gut möglich, dass sich die Europäer einfach eine Spur früher in den Weihnachtsmodus einstimmten. Die kommende Woche wird auf den Parketts ja ruhiger ausfallen. Große Kurssprünge sind nicht zu erwarten. Das Jahr war für den Großteil der Anleger ohnehin sensationell.
Auch für die Leser dieser Kolumne haben sich viele Empfehlungen als goldrichtig erwiesen. Zeit, einmal kurz auf einige herausragende Performer zu blicken und zu überlegen, ob sie für 2018 im Depot bleiben sollen.
Da ist zum einen das Papier des steirischen Chip- und Sensorherstellers ams (AT0000A18XM4), das am Züricher Markt notiert. Wir haben die Aktie Mitte Februar bei knapp 44 Franken empfohlen. Zwischendurch erreichte sie 111 Franken, aktuell ist sie für 89 zu haben. An einer Gewinnmitnahme wird natürlich auch hier niemand sterben, aber geht es nach der Credit Suisse, so bleibt das Potenzial groß. Am Donnerstag hat sie die Anlageempfehlung „Outperform“und das Kursziel von 125 Franken bestätigt. Vor eineinhalb Wochen hatte schon Barclays im Rahmen einer Branchenstudie das Papier auf „Übergewichten“hochgestuft und das Kursziel auf 120 Franken Quadriga. Mit vier Topperformern von „Let ’s make money“ins neue Jahr. hochgeschraubt. Der Apple-Zulieferer habe eine starke Stellung im Bereich der 3D-Sensoren, so Barclays: Die Entwicklung von Geräten mit solchen Sensoren stehe erst am Anfang, mit einem starken Wachstum bis zum Ende des Jahrzehnts sei zu rechnen.
Auch Mitte Februar hatten wir die Aktie des deutschen Zahlungsdienstleisters Wirecard (ISIN: DE0007472060) bei einem Preis von gut 45 Euro empfohlen. Aktuell notiert sie bei 92 Euro. Der News-Flow ist auffällig stark, Wirecard will 2018 das operative Ergebnis abermals um 25 Prozent steigern und verhandelt jetzt sogar über eine Kooperation mit der französischen Großbank Credit´ Agricole. Die ganze Branche bleibt attraktiv. Für Wirecard gehen die Kursziele der Analysten bis zu 110 Euro. Gewiss, da das Papier heuer so gut wie keinen Rücksetzer erlitt, sind Korrekturen immer möglich. Aber der große Trend wird anhalten.
Grundsätzlich auch bei der Sberbank (ISIN: US80585Y3080), der größten russischen Bank, zu deren Aktie wir Anfang September bei 11,4 Euro geraten haben und die binnen dreieinhalb Monaten um 25 Prozent gestiegen ist. Das Bankengeschäft in Russland legt wieder zu, die Kreditvergabe auch, zumal die Zentralbank den Leitzins am Freitag auf 7,75 Prozent weiter gesenkt hat. Und da andere Banken im Konsolidierungsprozess sterben, fällt das meiste Geschäft der Sberbank zu. Die Aktie bleibt attraktiv, aber da ab Februar weitere US-Sanktionen gegen Russland möglich sind, sollte man bei der Aktie vorerst nah am Ausgang stehen.
Beim VW-Großaktionär Porsche (ISIN DE000PAH0038) kann man da gelassener bleiben. Seit der Kaufempfehlung an dieser Stelle Ende April ist die Aktie um 40 Prozent gestiegen und notiert nun bei 71 Euro. Drei Großbanken, die das Papier in den vergangenen paar Tagen bewertet haben, sehen ein Potenzial von 20 bis 45 Prozent.