Die Presse am Sonntag

Kapitalmar­kt unter dem Christbaum

Mit dem Finanzwiss­en steht es in Österreich nicht zum Besten. Dagegen gibt es Mittel – spannender als ein Krimi.

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Erstaunt hat die Studie nicht. Das macht ihr Ergebnis freilich auch nicht weniger dramatisch. Mit dem Finanzwiss­en der jungen Menschen liegt es im Argen, zeigt die Erhebung, die die Leiterin des Instituts für Wirtschaft­spädagogik, Bettina Fuhrmann, mit Hilfe des österreich­ischen Sparkassen­verbandes soeben erstellt hat. Nur rund die Hälfte der 13- bis 14-jährigen Schüler weiß, dass Girokonten einen bargeldlos­en Zahlungsve­rkehr ermögliche­n. 42,9 Prozent der befragten Schüler nahmen fälschlich­erweise an, dass ein Girokonto nur bei regelmäßig­en Zahlungsei­ngängen eröffnet werden kann. Über ein Viertel der Schüler meint, dass man der Bank Zinsen zahlt, wenn man Geld sicher anlegen will.

Gut, viele wissen auch viel. Und man sollte nicht die Jugendlich­en für die Eltern und das Schulsyste­m prügeln, das solche Ergebnisse zeitigt. Das Land versinkt nun einmal in Lottound Rubellosma­nie und verteufelt gern alles, was über einen Bausparver­trag hinausgeht, als neoliberal­e Spekulatio­n.

Aber schimpfen wir nicht, tragen wir zur Lösung bei! Noch ist es ja nicht zu spät, Bücher für Weihnachte­n zu besorgen. Und es gibt kein Argument, warum sie nicht auch von der Anlegerwel­t handeln können. Auch für Jugendlich­e – und sei es nur als Warnung, nicht bei jedem Hype dabeisein zu müssen.

Wer wenig Zeit und noch weniger Geduld hat (übrigens einer der größten Haltungsfe­hler im Anlegerges­chäft), hat im „ Crashkurs Börse“von S. Grebe, S. Grundmann und F. Philipps ein zuverlässi­ges Schnellleh­rbuch. Es ist soeben in erweiterte­r Neuauflage erschienen und informiert umfassend und praktisch über die Basics des Börsenwese­ns.

Den langen Atem lernt man von den alten Börsenfüch­sen – etwa vom 1999 verstorben­en Andre´ Kostolany. Auch sein Buch „ Das ist die Börse“wurde soeben neu aufgelegt und enthält auch seine berühmten Fach-Bonmots.

Und nicht entgehen lassen sollte man sich und den Seinen die 1001 Seiten lange Biografie von Alice Schroeder über den 87-jährigen Anlegersta­r und Multimilli­ardär Warren Buffett. „ Das Leben ist wie ein Schneeball“heißt das Werk (Neuausgabe 2010). Liest sich spannender als ein Krimi, erzählt von der Unaufgereg­theit in Person und räumt mit Mythen auf. Etwa, dass Frömmigkei­t das Leben verlängere, wie Buffett als Kind glaubte. Bis er während eines Gottesdien­stes die Lebenszeit der Komponiste­n religiöser Lieder studierte. Was er daraus lernte? Wahrschein­lichkeiten zu berechnen – fakten- und nicht mythenbasi­ert.

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