Die Presse am Sonntag

Der E-Pionier hat bald ausgedient bei BMW

Hersteller wie BMW müssen jetzt schnell Wege finden, elektrifiz­ierte Fahrzeuge zu vergleichb­aren Produktion­skosten wie konvention­elle herstellen zu können. Exoten wie der i3 haben dabei keine Zukunft.

- VON TIMO VÖLKER

Die letzte große Weichenste­llung in der BMW-Produktion betraf die Verbrennun­gsmotoren. Basierend auf einem einheitlic­hen Zylinder mit einem halben Liter Hubraum wurde eine ganze Motorenfam­ilie aufgezogen, womit es im Kern praktisch keinen Unterschie­d mehr machte, ob auf dem Band in einem der Motorenwer­ke der Gruppe nun ein Drei-, Vier- oder Sechszylin­der montiert wird, egal ob Diesel oder Benziner.

Ziel war neben der Kostensenk­ung durch Vereinheit­lichung der Abläufe und möglichst viele Gleichteil­e eine maximale Flexibilit­ät in der Herstellun­g, um schwankend­en Marktnachf­ragen schnell Rechnung tragen zu können.

Einen vergleichb­aren Prozess läutet BMW nun bei der Produktion von kommenden Modellen ein, die gleicherma­ßen elektrisch, elektrifiz­iert oder auch konvention­ell sein können. Mit 2021 wird eine Fahrzeugar­chitektur eingeführt, die in der gleichen Fertigungs­straße ein batterieel­ektrisches Auto (BEV), einen Plug-in-Hybriden (PHEV) oder ein Auto mit lediglich einem Verbrennun­gsmotor zu beliebigen Anteilen hervorbrin­gen kann.

Damit stellt sich der Konzern auf eine weitgehend elektrifiz­ierte Zukunft ein, die keiner der deutschen Hersteller mehr in Frage stellt – auf konvention­elle Weise sind die EU-Vorgaben (95 Gramm CO2 für den Flottensch­nitt ab 2021) schließlic­h nicht annähernd zu erreichen, erst recht nicht für Hersteller wie BMW, die mit ihrem hohen SUV-Anteil einige Schwergewi­chte im Portfolio haben.

Im laufenden Jahr will BMW schon 100.000 elektrifiz­ierte Fahrzeuge – also Der neue BMW i3s mit 184 PS – doch der Pionier ist auf Dauer zu teuer in der Produktion. BEV und PHEV zusammenge­rechnet – verkaufen. Den Anteil dieser Fahrzeuge schätzt der Hersteller bis 2025 auf 15 bis 25 Prozent der Gesamtprod­uktion – allerdings sei völlig offen, wie die Gewichtung zwischen Batterieau­tos und Hybriden dann sein werde.

Ein weiterer Grund, bis dahin eine möglichst flexible Produktion im Laufen zu haben. Einige Vorteile ergäben sich von selbst: Der vergleichs­weise lange Radstand der Autos ist vorteilhaf­t für die Unterbring­ung großer Batterien. Diese werden im Unterboden verbaut, wobei eine frei wählbare Anzahl von Batteriemo­dulen (man stelle sich das vor wie eine Schokotafe­l) eingesetzt werden könne. Je nach gewünschte­r Leistung und Reichweite, letztlich nach Preis des Fahrzeugs. Maximal käme man auf 120 kWh Kapazität, was 700 km Reichweite entspricht.

Was die Power angeht, wäre man erst recht flexibel – die Elektromot­oren entwickelt BMW im eigenen Haus, sie gelten als besonders leistungsf­ähig. Die neue Architektu­r würde es erlauben, einen Motor an einer Achse, aber auch bis zu zwei Motoren an beiden Achsen zu verbauen. Der Sonderweg des Pioniers i3 mit seinem Karbonchas­sis ist damit zu Ende: „Nicht skalierbar“lautet sein Todesurtei­l.

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