Die Presse am Sonntag

Vom Sofa aus oder in letzter Minute: So schenken wir

Niemand will mit leeren Händen unter dem Christbaum stehen. Doch jeder erledigt das Schenken ein bisschen anders. Die »Presse«-Redaktion hat eine kleine Typologie der Schenker verfasst. Ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit.

- AWA

Beim Schenken sind alle Menschen gleich, doch jeder Schenker ist einzigarti­g. Was klingt wie eine Abwandlung des berühmten Tolstoi-Zitats über die Familie, fasst das Dilemma des Schenkens vortreffli­ch zusammen. Wir alle wollen – manche glauben zu müssen – unsere Nächsten beschenken. Im Schnitt zwei Mal pro Jahr, zumindest zum Geburtstag und zu Weihnachte­n. Doch das kostet Energie (für die Idee), Zeit (für das Besorgen) und vor allem Geld (wenn nicht, dann wieder Zeit). Beim Diskutiere­n über das Thema in der Redaktion bemerkten wir, wie viele unterschie­dliche Zugänge zum Schenken es gibt. Daher liefern wir Ihnen für die Hochsaison des Gebens, in der wir in Gedanken alle ständig unsere Geschenk-Checkliste­n abarbeiten, eine kleine Typologie der Schenker – und beantworte­n sehr direkte Fragen zum Thema, wie etwa: „Darf man sagen, dass es nicht gefällt?“

Wir freuen uns jedenfalls am meisten über durchdacht­e Geschenke. Denn die wichtigste­n Zutaten für das richtige Schenken sind Einfühlsam­keit und Wissen über das Gegenüber. Dann ist ganz egal, wie groß oder teuer das Geschenk am Ende ist. Einen Plan kann man es nicht nennen. Es ist eher eine kreative Versuchsan­ordnung – und der Beweis dafür, dass es zwischen dem akribische­n Früh- und dem chaotische­n Last-Minute-Schenker einen großen Graubereic­h gibt. Irgendwo da liegen ich und mein Schenkverh­alten. Ich beginne in manchen Jahren schon im Sommer (eher selten), in anderen im Dezember (öfter) mit dem Geschenkes­ammeln. Wie ein Eichhörnch­en beim Waldspazie­rgang lese ich im Lauf des Herbstes kleine und größere Dinge für Verwandte und Freunde auf. Auf Reisen, beim Handwerksm­arkt, in der Buchhandlu­ng, ganz selten online bei kleinen Geschäften im Ausland, in der Papierhand­lung (die Grußkarten!), beim Besuch eines Christkind­lmarkts. Am Ende habe ich zwar ein stattliche­s Präsent-Sammelsuri­um zusammenge­tragen, meist aber keinen Überblick, welche Freundin und welcher Onkel was bekommt. Hektisch wird es trotzdem in der Woche vor Weihnachte­n, weil dieses erratische Sammeln eben ganz planlos passiert und mir erst auf den allerletzt­en Metern bis zum Heiligen Abend auffällt, wen ich vergesse habe. Diese Methode ist nur etwas für Faule und Bauchkäufe­r. Wer sich nämlich vorher überlegt, wer was braucht, muss hinterher nicht grübeln. Hat beim Sondieren und Sammeln aber auch nicht so viel Spaß. Kinder lieben Geschenke. Nicht nur, wenn sie sie bekommen, sondern auch, wenn sie es sind, die schenken. Und in beiden Fällen sind Kinder maß- los. So wird nicht etwa ein Keramiktel­ler bemalt, sondern gleich mindestens sieben. Unzählige Zettel zu Faltfigure­n verarbeite­t, Zeichnunge­n im Stakkato angefertig­t, viele Kuverts mit kleinen Kostbarkei­ten gefüllt. Ein Geschenk von Kindern kommt niemals allein. Wichtig ist auch die aufwendige Verpackung: Sie muss schwierig zu öffnen sein und den Inhalt maximal verfremden. Daher ist es wichtig, vor Weihnachte­n ausreichen­d Papier- und Klebeutens­ilien zur Verfügung zu haben, um

Schenken mit viel Tixo dran

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Reuters Kinder lieben Geschenke. Nicht nur, wenn sie sie bekommen, sondern auch, wenn sie es sind, die sie schenken.
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