Ein Neugeborenes im Dorf
In Beziehungen geht es meist um Geben und Nehmen. So auch in Christoph Poschenrieders »Kind ohne Namen«: Eine Geschichte voller märchenhafter Andeutungen.
Herbergssuche einmal anders: eine junge Frau, die nach ihrer Flucht aus dem Dorf zum Studium in die Stadt nach nur einem Jahr zurückkehrt, sich aber nun auch in der ehemaligen Heimat nicht mehr zu Hause fühlt, Flüchtlinge aus Nahost, die auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat auf Feindseligkeit seitens der Dorfbevölkerung stoßen, ein Neugeborenes, das ungetauft in Gefahr schwebt und einen Vater braucht.
Die Familiengeschichte von Xenia, der jungen Frau, ist eng mit den Vorgängen im Dorf und dem ominösen Burgherrn, der oben in seiner Burg thront, verbunden. Einen Verknüpfungspunkt stellt ihre Mutter dar, die als quasi ehrenamtliche Bürgermeisterin laufend in Verhandlung mit dem Burgherrn steht und das Zusammenleben möglichst angenehm zu gestalten versucht. Mit ihrer Emsigkeit stößt sie natürlich aber nicht immer nur auf Gegenliebe bei den Dörflern, wenn es um Veränderungen geht.
Als bekannt wird, dass Flüchtlinge im Dorf untergebracht werden sollen, gibt es großen Aufruhr. Xenias Mutter, darauf bedacht, es Dorfbewohnern wie Migranten recht zu machen, wird zur Zielscheibe des Volkszorns. So bleiben nur Xenia und ihre Mutter, die sich um die Neuankömmlinge kümmern, doch auch das gefällt den Leuten nicht. Der Burgherr und sein Adjutant. Josef, Xenias Bruder, ist das andere Bindeglied zwischen Xenias Familie und dem Burgherrn. Dieser hat Josef unter seine Fittiche genommen, da der Vater der Kinder irgendwann auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, und so ist der 16-Jährige nun dessen Adjutant. Der Burgherr verfügt über einen Schlägertrupp, die „Müllers“, die kriegsspielend im Wald umherpirschen und später zur Firma Spider Security umfunktioniert werden.
Zuerst nur peripher angeschnitten, wird das Thema Spinnen präsenter, je näher die Ankunft der Asylanten rückt – bis von einer Spinnenplage die Rede ist und ein Kammerjäger im Ort Quartier bezieht. Zugleich ziert plötzlich ein seltsames Mal die Wange von Xenias Mutter, und auch Xenia hat ein Geheimnis: Sie ist schwanger. Auf der