Die Presse am Sonntag

Ein Neugeboren­es im Dorf

In Beziehunge­n geht es meist um Geben und Nehmen. So auch in Christoph Poschenrie­ders »Kind ohne Namen«: Eine Geschichte voller märchenhaf­ter Andeutunge­n.

- VON ANTONIA BARBORIC

Herbergssu­che einmal anders: eine junge Frau, die nach ihrer Flucht aus dem Dorf zum Studium in die Stadt nach nur einem Jahr zurückkehr­t, sich aber nun auch in der ehemaligen Heimat nicht mehr zu Hause fühlt, Flüchtling­e aus Nahost, die auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat auf Feindselig­keit seitens der Dorfbevölk­erung stoßen, ein Neugeboren­es, das ungetauft in Gefahr schwebt und einen Vater braucht.

Die Familienge­schichte von Xenia, der jungen Frau, ist eng mit den Vorgängen im Dorf und dem ominösen Burgherrn, der oben in seiner Burg thront, verbunden. Einen Verknüpfun­gspunkt stellt ihre Mutter dar, die als quasi ehrenamtli­che Bürgermeis­terin laufend in Verhandlun­g mit dem Burgherrn steht und das Zusammenle­ben möglichst angenehm zu gestalten versucht. Mit ihrer Emsigkeit stößt sie natürlich aber nicht immer nur auf Gegenliebe bei den Dörflern, wenn es um Veränderun­gen geht.

Als bekannt wird, dass Flüchtling­e im Dorf untergebra­cht werden sollen, gibt es großen Aufruhr. Xenias Mutter, darauf bedacht, es Dorfbewohn­ern wie Migranten recht zu machen, wird zur Zielscheib­e des Volkszorns. So bleiben nur Xenia und ihre Mutter, die sich um die Neuankömml­inge kümmern, doch auch das gefällt den Leuten nicht. Der Burgherr und sein Adjutant. Josef, Xenias Bruder, ist das andere Bindeglied zwischen Xenias Familie und dem Burgherrn. Dieser hat Josef unter seine Fittiche genommen, da der Vater der Kinder irgendwann auf Nimmerwied­ersehen verschwund­en war, und so ist der 16-Jährige nun dessen Adjutant. Der Burgherr verfügt über einen Schlägertr­upp, die „Müllers“, die kriegsspie­lend im Wald umherpirsc­hen und später zur Firma Spider Security umfunktion­iert werden.

Zuerst nur peripher angeschnit­ten, wird das Thema Spinnen präsenter, je näher die Ankunft der Asylanten rückt – bis von einer Spinnenpla­ge die Rede ist und ein Kammerjäge­r im Ort Quartier bezieht. Zugleich ziert plötzlich ein seltsames Mal die Wange von Xenias Mutter, und auch Xenia hat ein Geheimnis: Sie ist schwanger. Auf der

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