Ausgeklammerte Natur
Grenzen wir bei der Nutzung unseres Wissens rechnen müssen. Dr. Rudolf Klemencic, 6600 Reutte Ich möchte meinen Aquaponic-Kollegen nicht die Daseinsberechtigung absprechen, denn man versteht schon, dass das Konzept auf den ersten Blick faszinierend ist und zukunftsweisend scheint, aber Schlagworte wie „die gute Aquakultur“in Verbindung mit den Kreislaufanlagen entbehren halt jeder Grundlage.
Wo ist der Aquaponic, die selbst wirkende Natur im System? In Ihrem implizierten Vergleich dieser angeblich „guten Form der Aquakultur“fehlt mir der entsprechende Vergleichsmaßstab der ressourcenverschwendenden Fischproduktion. Warum wird diese Intensivspielart der Fischzucht – die sog. Kreislaufanlagen – als ressourcenschonend dargestellt, obwohl sie nicht ohne ressourcenintensiven Input wie Strom, Steuerungstechnik und Computer, Plastikbecken und Leitungen, Mittel zur Wasserschönung, einer isolierten Halle, Fischmehl und -öl ... etc. auskommt? Der Begriff ist sicherlich einzig auf das Wasser anwendbar, aber auch hier ist der Kreislauf nicht „geschlossen“.
Die dargestellte Art der Fischproduktion ist eine rein industrielle – quasi unbegrenzt skalierbar, überall umsetzbar und bedarf dabei aber hoher Investitionen und ist finanziell sehr risikoreich. Ist nicht die österreichische Low-Input-Karpfen-Teichwirtschaft die angesprochene „gute Form der Aquakultur“? Dort werden nicht einmal industriell hergestellte Futtermittel wie Fischmehl benötigt, sondern nur reines Getreide. Und wenn diese dann noch bio ist, so wie ich das seit Jahrzehnten praktiziere (und mit mir ca. 30 Prozent der österreichischen Kollegen), dann hat das doch eigentlich die ganze Aufmerksamkeit der Verbraucher verdient.
Für mich ist das Aquaponic-System als Weiterentwicklung der sog. Kreislaufanlagen-„Fischzucht“– bei denen die Natur zum Großteil ausgeklammert wird – genau der Gegenentwurf zu einer nachhaltigen und biologischen Fischproduktion. Marc Mößmer, biofisch, 1170 Wien