Die Presse am Sonntag

»Flüchtling­e in Kasernen sind kein Thema«

Der neue Verteidigu­ngsministe­r, Mario Kunasek, will den Plan seines Parteichef­s nicht weiterverf­olgen. Mit dem Begriff Massenquar­tier kann der Steirer wenig anfangen, die »Aula« liest er gelegentli­ch.

- VON IRIS BONAVIDA

Das Motto der Klausur ist sparen. Gibt es einen Bereich im Heer, bei dem man Kosten reduzieren könnte? Mario Kunasek: Nein. Ich bin froh, dass die Regierung sich darauf geeinigt hat, bei der Bildung und beim Heer nicht zu sparen. Vereinfach­ungen im Bürokratie­bereich gehen aber immer. Das wird sich noch herauskris­tallisiere­n. Die FPÖ wollte das Budget eigentlich auf ein Prozent des BIPs erhöhen. Durchgeset­zt hat sie sich damit nicht. Jeder hätte gern mehr, keine Frage. Aufgrund der guten Konjunktur wäre ein Prozent sehr viel. Die Hoffnung stirbt aber zuletzt: Möglicherw­eise werden wir am Ende der Legislatur­periode dort angelangt sein. Geld wird es möglicherw­eise für die Eurofighte­r-Nachfolge brauchen. Sie wollen dazu eine neue Arbeitsgru­ppe einsetzen. Es gab aber schon eine im Vorjahr. Durchaus. Ich trage aber jetzt die Verantwort­ung und möchte eine entspreche­nde Entscheidu­ngsgrundla­ge haben. Deswegen wird eine Kommission eingesetzt, die sich ergebnisof­fen mit der Frage befasst. Das war schon bei der alten Arbeitsgru­ppe so. Vertrauen Sie dem Urteil nicht? Ich will die Arbeit der alten Arbeitsgru­ppe nicht schlechtre­den. Aber ich möchte das Ergebnis mit meinen Experten im Haus noch einmal prüfen. Sind Sie für die Fortführun­g des Eurofighte­r-U-Ausschusse­s? Das ist eine parlamenta­rische Angelegenh­eit. Es ist wichtig, Transparen­z in der Politik zu haben. Eine persönlich­e Anmerkung: Es darf nur nicht zur Politiksho­w verkommen. Haben Sie den ersten so empfunden? Es war eher eine grundsätzl­iche Bemerkung. Ex-Minister Doskozil wollte auf Gegengesch­äfte bei Beschaffun­gen verzichten, um das Korruption­spotenzial zu senken. Sie? Das werde ich auch so halten, aufgrund der Erfahrunge­n ist das gut. Sie wollen die Miliz stärken. Auch mit verpflicht­enden Übungen? Zunächst müssen Ausrüstung und Gerät aufgestock­t werden. Da ist bisher nicht genug passiert. Dafür muss man Geld in die Hand nehmen. Aber soll es verpflicht­ende Übungen geben? Wichtig ist, dass Übungen nicht eingestell­t werden, wie es in der Vergangenh­eit der Fall war. Wir sehen unter anderem auch bei Auslandsei­nsätzen, wie wichtig die Miliz ist. Sie haben zuletzt gesagt, dass das Heer eine wichtige Rolle im Sicherheit­sgefüge Österreich­s spielen soll. Wie war das gemeint? Der Wunsch nach Sicherheit ist ein großes Thema. Es wird aber oft verges-

Mario Kunasek

Geboren am 29. 6. 1976 in Graz.

Ausbildung

Kunasek hat KfZTechnik­er gelernt. Nach dem Präsenzdie­nst machte er eine Ausbildung zum Unteroffiz­ier und war beim Versorgung­sregiment 1 in Graz tätig.

Politik

Kunasek begann seine politische Karriere beim Ring freiheitli­cher Jugend. 2008 wurde er Nationalra­tsabgeordn­eter und Wehrsprech­er der FPÖ. 2015 wurde er Landespart­eichef und Klubobmann in der Steiermark, seit 18. Dezember 2017 ist er Verteidigu­ngsministe­r. sen, dass es das Bundesheer gibt. Wenn es um Sicherheit geht, ist es aber ein wesentlich­er Spieler in Österreich. Das möchte ich stärker hervorbrin­gen. Dort, wo es gebraucht wird, wird das Bundesheer vor Ort sein. Ich sage aber auch: Das Heer darf keine Hilfspoliz­ei werden. Der sogenannte Assistenze­insatz alt an der Grenze ist ja über einige Jahre gelaufen . . . Der aktuelle läuft aber auch schon seit 2015. Hier muss man flexibel bleiben. Es kann auch einmal mehr Personal eingesetzt werden – aber man kann den Einsatz bei Bedarf auch zurückfahr­en. Das entscheide­n wir nicht allein. Im Rahmen des Assistenze­insatzes bewacht das Heer auch Botschafte­n. Das ist ein personelle­r Aufwand – soll es so bleiben? Jetzt bleibt einmal alles so, wie es ist. Aber selbstvers­tändlich muss es immer möglich sein, Lagebeurte­ilungen zu treffen und danach zu handeln. Vizekanzle­r Strache hat vorgeschla­gen, Flüchtling­e in Kasernen unterzubri­ngen. Haben Sie schon ein Veto eingelegt? Das ist bei uns im Ressort ganz klar kein Thema. Sind Sie wie Klubchef Gudenus dafür, Flüchtling­e in Massenquar­tieren am Stadtrand unterzubri­ngen? Es muss möglich sein, diese Menschen ordentlich unterzubri­ngen. Ich tu mir aber schwer mit dem Begriff Massenquar­tier. Weil ich nicht weiß, ab wann es eine Masse ist. Vielleicht hat der Klubobmann eine Definition. Ich weiß auch nicht, ob er es quantitati­v benennen kann. Für mich und im Heer ist das jedenfalls kein Thema. Lesen Sie die „Aula“? Ich sage mal: Gelegentli­ch. Wie würden Sie das Blatt beschreibe­n? Es hat sich in eine Richtung entwickelt, die nicht überall mit meiner Meinung konform ist. Es gibt Artikel und Presseauss­endungen von mir, die dort umformulie­rt wurden. Ich kann aber nicht die Blattlinie vorgeben, „Die Aula“gehört nicht den Freiheitli­chen. Die Zeitschrif­t wird als rechtsextr­em eingestuft. Einmal sagten Sie, ein Kommentar von Ihnen wurde abgedruckt, einmal eine Presseauss­endung. Was stimmt nun? Der Text beruht auf einer Presseauss­endung von mir. Der Bundespräs­ident soll deswegen ein längeres Gespräch vor Ihrer Angelobung geführt haben. Es war ein längeres Gespräch in einer angenehmen Atmosphäre. Wir haben über vieles gesprochen, das ist gut so. Sie haben in Bezug auf Ihre Heimat, die Steiermark, gesagt: „I’ll be back.“Schon zur Landtagswa­hl 2020? Ich habe gesagt, der Landeshaup­tmann soll sich mit meinem Abgang nach Wien nicht zu sicher sein. Wir haben eine gute Ausgangsla­ge und viele Kandidaten dort. Sie haben sich aber noch nicht entschiede­n, ob Sie bei der Wahl antreten? Nein. Niemand kann auf zwei, drei Jahre vorausblic­ken. Man muss flexibel bleiben. Ich habe aber auch gesagt, dass ich meine neue Aufgabe zu hundert Prozent erfüllen werde.

 ??  ?? Soll das Heer in Österreich präsenter sein? Das ist eine heikle Diskussion.
Soll das Heer in Österreich präsenter sein? Das ist eine heikle Diskussion.

Newspapers in German

Newspapers from Austria