STECKBRIEF
Nein, aber es ist ja auch Vermögen da. Den Schulden stehen der Generationenfonds oder ausstehende Forderungen, wie Wohnbaukredite, gegenüber. Das heißt, es muss nicht gespart werden? O ja. Wir haben einen langfristigen Kostendämpfungspfad. Aber wir wollen auch weiterhin investieren, um das Leben der Menschen auch weiter zu verbessern. Und wir sehen, es wirkt: Wir verzeichnen ein Wirtschaftswachstum, das deutlich über dem österreichischen Schnitt liegt – und: Wir halten dabei alle EU-Richtlinien und Maastricht-Kriterien ein. Im länderweiten Schnitt ist die Arbeitslosigkeit aber nur mittelmäßig zurückgegangen. Was sagen Sie zur Einstellung der Aktion 20.000 durch Türkis-Blau? Für die Aktion 20.000 war die niederösterreichische Aktion GemA 50 Plus ein Vorbild – und diese setzen wir fort, weil sie weitreichender und damit nachhaltiger ist. Wir begleiten Langzeitarbeitslose mit einem Coach, um gewisse Routinen oder Pünktlichkeit wieder zu erlernen. Der Coach kann sich auch anschauen, welche Weiterbildungsprogramme sinnvoll wären. Erwin Pröll war ein Kulturliebhaber, hat die Wissenschaft besonders gefördert – was sollen Ihre Leuchtturmprojekte werden? Meine Herzensanliegen sind die Anliegen und Wünsche der niederösterreichischen Bevölkerung. Auf dem Landesparteitag habe ich beschrieben, was mein Stil ist, was ich will: nämlich ein Miteinander, das durchzieht das ganze Programm und ist für mich ganz zentral. Aber selbstverständlich haben wir auch im Kulturbereich Leuchtturmprojekte – wir arbeiten etwa daran, dass St. Pölten Kulturhauptstadt Europas wird. Berät Sie Erwin Pröll im Wahlkampf? Er genießt sein Familienleben – aber ich glaube, er freut sich auch auf den Wahlauftakt. Selbstverständlich wird er im Wahlkampf präsent sein. Es ist mir wichtig, dass er dabei ist. Laut Umfragen kratzt die ÖVP an der Absoluten. Wenn Sie einen Koalitionspartner brauchten, wer wäre Ihnen am liebsten? Je nach Wahlergebnis sind die politischen Parteien in der Regierung vertreten. Darum: Prozentpunkte sind zwar wichtig, aber am wichtigsten ist mir ein Miteinander aller Parteien. Ihr Bundesparteiobmann, Sebastian Kurz, plant, die Länder in ihren Kompetenzen zu beschneiden. Stehen Sie dahinter?
Johanna Mikl-Leitner
Geboren am 9. 2. 1964 in Hollabrunn.
Ausbildung
Mikl-Leitner studierte Wirtschaftspädagogik.
Politik
Die Landeshauptfrau ist seit jeher eng mit der niederösterreichischen ÖVP verbunden. 1995 stieg sie als Marketingleiterin ein, 1998 wurde sie Landesgeschäftsführerin, 2003 Landesrätin. Von 2011 bis 2017 war sie Innenministerin, ehe Landeshauptmann Erwin Pröll sie nach Niederösterreich zurückholte und zu seiner Nachfolgerin machte.
Wahl
Am 28. Jänner tritt sie erstmals bei der Landtagswahl an und muss da die absolute Mehrheit der ÖVP verteidigen. Wir brauchen eine klare Kompetenzverteilung. Und dabei sollte man sich bewusst sein, dass jede Umfrage ganz klar zeigt, dass das Vertrauen der Menschen in die Landespolitik deutlich größer ist als das in die Bundespolitik. Ich bin der Meinung, das Vertrauen der Menschen in die Politik ist enorm wichtig, daher sollte es dort, wo es schon groß ist, weiterhin gestärkt und genutzt werden. In der letzten Regierung waren gleich drei Niederösterreicher als Minister vertreten, jetzt kein einziger. Stört Sie das? Als Kurz Bundesobmann wurde, habe ich schon gesagt, dass ich es für irrelevant halte, aus welchem Bundesland ein Minister kommt. Kompetent und für alle da muss er sein. Sie sind eine mächtige, erfolgreiche Frau. Was sagen Sie zu den frauenpolitischen Agenden der Bundesregierung? Die Privatwirtschaft zeigt, Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen sind erfolgreicher. Insofern ist die Bundesregierung gut beraten, auf die Anliegen der Frauen Rücksicht zu nehmen, wenn sie erfolgreich sein will. Wie sind Sie eigentlich mit Ihrem Nachfolger Herbert Kickl zufrieden? Er muss wie jeder andere Minister für alle da sein – wir werden sie an ihren Taten messen. Als Innenministerin haben Sie dunkle Haare und dunkle Kleidung bevorzugt. Jetzt haben Sie eine Typveränderung durchgemacht. Hat das mit der neuen Rolle zu tun? Dass ich jetzt blond bin, hat ehrlicherweise praktische Gründe. Die weißen Haare lassen sich so einfacher färben (lacht).