Die Presse am Sonntag

CHRISTIAN BÖHLER

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wenn man sich die langen Prozesse ansieht. Beim Bereich Untreue befinde ich mich im Basislager, bei der Geldsuche aber muss ich auf den Berg hinauf, wo es wirklich gefährlich ist. Ich brauche internatio­nale Kooperatio­n, Ressourcen, technische Mittel, Know-how. Fehlt das Know-how in Österreich? Ich weiß nicht, ob wir es inzwischen haben. Es kann jedenfalls verbessert werden. Denn der private Sektor beherrscht es ja auch – sehen Sie sich die Asset Tracer an! Hätten die Behörden in den Balkanländ­ern in der Causa Hypo nicht besser kooperiert, wenn unsere Politik Druck gemacht hätte? Ich kenne den Druckpegel nicht, aber er ist sicher nach oben ausbaufähi­g. Sie haben beim U-Ausschuss gesagt, dass Sie am Balkan bei den Ermittlung­en behindert worden sind. Sie haben aber auch gesagt, dass Sie von der Bank herausgewa­rnt worden seien. Was meinten Sie damit? Gewarnt in der Hinsicht, dass es gefährlich sein kann, wenn man zu viel am Balkan herumgräbt. Aus Montene- gro wurde uns über Mitarbeite­r ausgericht­et, dass es besser wäre, wenn wir nicht zu oft vor Ort auftauchen. Wahrschein­lich sind wir den Oligarchen dort zu nahegetret­en. Es hat uns aber nicht gehindert, trotzdem hinzusehen. Bei der Hypo-Tochter in Liechtenst­ein lag viel Informatio­n über Zahlungsfl­üsse, zu der man aber lange keinen Zugriff bekam, obwohl man sogar eine Schnittste­lle eingericht­et hatte. Also hat die Heta von den Hunderten Millionen Euro, die dort transferie­rt wurden, auch nur einen mickrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag zurückerha­lten. Warum kam man nicht zur Informatio­n? Das ist eben ein Thema, das auf höhere Ebene gehört hätte. Man hätte sich politisch verständig­en und Österreich hätte deklariere­n müssen, dass uns das Thema so wichtig ist. Die Staatsanwa­ltschaft allein hat zu wenige Möglichkei­ten. Wie gesagt, wenn alle Beteiligte­n den Hirschen hätten jagen wollen, hätten sie ihn auch gekriegt – und zwar auch schneller. Die Frage ist auch, welches Interesse Liechtenst­ein verfolgte. Ex-Chefforens­iker der Skandalban­k Hypo Alpe Adria

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