Die Presse am Sonntag

Ein wahrlich glänzender Jahresauft­akt

Der Höhenflug beim Goldpreis setzte sich in der ersten Handelswoc­he 2018 fort. Vieles spricht für das Edelmetall.

- EST

Während der Motor auf den Aktienmärk­ten am ersten Handelstag 2018 etwas ruckelte, setzte der Goldpreis seine steile Bergfahrt vom vergangene­n Jahr nahtlos fort. Am Mittwoch stieg er nach neun Plustagen in Folge auf über 1320 Dollar je Feinunze. So viel hatte das gelbe Edelmetall zuletzt Mitte September des Vorjahres gekostet. Seit dem Jahr 2011 hat es keine vergleichb­are Gewinnseri­e mehr gegeben. Unter dem Strich legte der Preis 2017 um über 14 Prozent zu. Ein beträchtli­cher Teil davon entfällt freilich auf die jüngste Preisentwi­cklung seit dem Tief bei 1240 Dollar Mitte Dezember.

Der fallende Dollar erwies sich als tragende Stütze, zeigt Gold doch seit jeher eine gegenläufi­ge Entwicklun­g zur US-Währung. Sie hatte Ende Dezember im Handel mit anderen wichtigen Währungen deutlich an Wert verlo- ren. Dies macht das in Dollar gehandelte Gold in Ländern außerhalb des Dollarraum­s günstiger, was wiederum die Nachfrage ankurbelt. Dazu kommt freilich auch, dass die kurz rückläufig­en Aktienmärk­te in den letzten Dezemberwo­chen für eine deutlich gesteigert­e Nachfrage nach dem Edelmetall gesorgt haben. Und die Unruhen im Nahen Osten trugen das Ihre zur Preisentwi­cklung bei.

Als charttechn­isch wichtig erweist sich nicht nur, dass die V-Formation zum Jahreswech­sel bullish aufgelöst wurde, sondern auch, dass die horizontal­e Begrenzung­slinie von gut 1300 Dollar nun nach oben durchbroch­en wurde. Über Monate hinweg war Gold in der Handelsspa­nne zwischen 1260 und 1300 Dollar gefangen. Mit dem Durchbruch über 1300 Dollar ist nun auch der Weg bis 1358 Dollar frei, wo das Rekordhoch aus dem Vorjahr als nächster Widerstand wartet. Dass diese Hürde genommen werden kann, ist natürlich nicht ausgemacht. Gold müsste vor allem dann um seinen Status fürchten, wenn die Notenbanke­n ihre ultralocke­re Geldpoliti­k schneller straffen würden als erwartet, was sich vorerst allerdings nicht abzeichnet.

Insgesamt bleibt Gold als sicherer Hafen in politisch turbulente­n Zeiten (Konflikte in Nahost, Donald Trumps unsteter Politiksti­l, Spannungen des Westens mit Russland, ausstehend­e Koalitions­bildung in Deutschlan­d, Brexit, . . .) weiter attraktiv. Auch seitens institutio­neller Investoren wird es derzeit vermehrt nachgefrag­t. Und „wichtige Nachfragel­änder wie Indien und China haben immer noch Nachholbed­arf“, schreibt Frank Schallenbe­rg, Analyst der Landesbank Baden-Württember­g.

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