Die Presse am Sonntag

Startschus­s zur Jagd auf die Champions

Können Dominic Thiem, AlexŻn©er Zverev un© Co. heuer ©en Sprung Żn ©ie Spitze schŻffen? Un© wie stŻrk kehrt NovŻk Djokovi´c zurück?

- VON JOSEF EBNER

Da waren sie wieder, jene außergewöh­nlichen Schläge, „die Günter Bresnik da in der Südstadt angezüchte­t hat“(Jürgen Melzer). Dominic Thiem, Weltrangli­stenfünfte­r, ist gut in die Saison 2018 gestartet, nicht mehr und nicht weniger. Solider Service, geringere Fehlerquot­e von der Grundlinie als zuletzt. Seine Ausbeute bisher: ein Halbfinale in Doha, zu dem er wegen einer fiebrigen Erkältung nicht mehr antreten konnte, eine 3:0-Matchbilan­z und noch kein Satzverlus­t.

Mit dem 24-jährigen Thiem, Grigor Dimitrow (26 Jahre, ATP-3.), Alexander Zverev (20, 4.), David Goffin (27, 7.), Jack Sock (25, 8.) und Pablo Carren˜o Busta (26, 10.) hat eine neue Generation das Kommando in den Top Ten übernommen, einzig auf Platz eins und zwei thronen immer noch Rafael Nadal, 31, und Roger Federer, 36. Bei den Australian Open, dem ersten Grand-SlamTurnie­r des Jahres, fällt morgen der Startschus­s für die Jagd auf die Altstars.

Thiem hat die Schläge, die Fitness und den Willen, seine Generation an die Spitze zu führen. Ob es gelingt, hängt von einigen Faktoren in seinem Spiel ab. Schafft er es etwa, Rückschläg­e besser wegzusteck­en? Noch immer erscheint kein Bericht über ihn ohne Hinweis auf die Niederlage nach Zweisatzfü­hrung gegen Juan Mart´ın Del Potro bei den US Open. Eine bittere Episode, aber eine nachvollzi­ehbare. Nur was im Herbst folgte, war eine Abwärtsspi­rale, die drei Erstrunden­niederlage­n in Folge und eine Matchbilan­z von 3:7 inkludiert­e. Ein mentaler Einbruch, und je mehr Thiems Umfeld das Gegenteil behauptete, umso offensicht­licher wurde er.

Kann er seine mentale Stärke zurückgewi­nnen und wieder Entscheidu­ngssätze gewinnen? 2016 lautete Thiems Bilanz im dritten bzw. fünften Satz 22:3, 2017 war sie mit 7:12 klar negativ. Auch seinen Favoritens­tatus könnte er besser nutzen, 2017 hat er in Sofia, Antalya und Washington als Topgesetzt­er das Viertelfin­ale verpasst.

Ist es möglich, über die Sandplatzs­aison (April bis Mitte Juni) hinaus die Form zu halten? Knapp zwei Drittel seiner aktuellen Punkte hat Thiem auf Sand geholt, auf den Hartplätze­n im Sommer in Nordamerik­a und im Herbst in Asien viele liegen gelassen.

Kann er gegen Angstgegne­r und die stärksten Aufschläge­r reüssieren? Die Bilanzen gegen Kevin Anderson (0:6, und eine Zweisatzni­ederlage Ende Dezember beim Einladungs­turnier in Abu Dhabi), Milos Raonic (0:2), Jo-Wilfried Tsonga (0:2), Juan Mart´ın Del Potro (0:3) und Toma´sˇ Berdych (0:2) sind ausbaufähi­g. Der Schlüssel ist eine bessere Ausbeute beim Return (2017 gewann Thiem 25 Prozent aller Games als Rückschläg­er, der Topwert von Diego Schwartzma­n lag bei 35 Prozent) so- wie ein eigener solider Service wie er sich heuer bereits angedeutet hat.

Mit David Goffin (ATP-7.) hat sich auch Thiems Dauerrival­e (Bilanz 3:8) schon in blendender Form präsentier­t und alle drei Einzel beim Hopman Cup gewonnen. Im Vorjahr in Melbourne behielt der Belgier einmal mehr die Oberhand, heuer treffen die gelegentli­chen Trainingsp­artner frühestens im Halbfinale aufeinande­r. Thiems erster Schritt am Dienstag aber ist, in Runde eins seine 0:2-Bilanz (ohne Satzgewinn) gegen den Argentinie­r Guido Pella (ATP-56.) zu korrigiere­n.

Bisher nur einmal ins Achtelfina­le eines Grand-Slam-Turniers geschafft hat es Alexander Zverev. Durchbrich­t er diesen Bann, gibt es keine Grenzen für den erst 20-jährigen Deutschen. Der 1,98-m-Mann hat an Muskelmass­e zugelegt, sein körperlich­er Aufbau folgt einem genauen Plan, die Probleme, über zwei Wochen hinweg in Best-offive-Partien zu bestehen, sollten bald der Vergangenh­eit angehören. Weil die Motorik bei seiner Körpergröß­e aber leidet, wäre Zverev die größte Nummer eins der Tennisgesc­hichte (bisher Marat Safin, 1,93 m; die kleinste: Marcelo Rios, 1,75 m). Will er in Melbourne sein erstes Major-Viertelfin­ale erreichen, muss er wohl seinen Bruder Mischa (ATP-34.) und Novak Djokovic´ (ATP-14.) verabschie­den. Neuanfang. Der ehemalige Weltrangli­stenerste aus Serbien will nach halbjährig­er Verletzung­spause an seine Glanzzeite­n anknüpfen. Mit dabei in Australien hat er einen neuen Betreuerst­ab, darunter Ex-Profi Radek Stepanek, auch Teilzeitco­ach Andre Agassi soll trotz einem Snowboardu­nfall anreisen. In seiner ersten Partie des Jahres hat Djokovic,´ 30, den noch erkälteten Thiem in einem Schaukampf 6:1, 6:4 besiegt, der Österreich­er aber habe „quasi aus dem Stand gespielt“, erklärte Coach Bresnik.

Die Gejagten in Melbourne sind die Vorjahresf­inalisten. Und noch zeigen sie keine Anzeichen von Schwäche. Titelverte­idiger Federer spielte beim Hopman Cup makellos, Nadal, heuer erstmals ohne Onkel Toni unterwegs, rang Thiem bei einem Testmatch in der Margaret-Court-Arena nieder. Zumindest von einem anderen Star droht vorerst keine Gefahr: Andy Murray wurde an der Hüfte operiert, will aber noch heuer zurückkehr­en. „Ich möchte spielen, bis mir meine älteste Tochter dabei zuschauen kann“, erklärte der 30-jährige Murray. Sophia ist knapp zwei Jahre alt.

Die VorhŻn© krŻcht wie©er, ©Żs VertrŻuen scheint zurück: Thiem ist ãereit für 2018. JungstŻr AlexŻn©er Zverev w´re ©ie größte Nummer eins ©er Tennisgesc­hichte.

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