Die Presse am Sonntag

»Ich weiß nicht, wie oft ich zusammenge­brochen bin«

Eine Geãurt, ©ie Spuren hinterließ: Serena Williams spricht offen üãer schwere erste MonŻte Żls Mutter un© ihre geplŻnte Rekor©jŻg©.

- JOSEF EBNER

Serena Williams ist die große Abwesende der Australien Open, ein aktuelles Interview der 36-Jährigen aber sorgt auch weit über die Tenniswelt hinaus für Aufsehen. Für die Vorjahress­iegerin kommt das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres (ab Montag) noch zu früh, erst am 1. September 2017 hat sie ihre Tochter Alexis Olympia zur Welt gebracht. Damals hieß es nur, es habe Komplikati­onen bei der Geburt gegeben, nun hat die US-Amerikaner­in in der Zeitschrif­t „Vogue“das gesamte Ausmaß ihres persönlich­en Dramas geschilder­t, samt Fotostreck­e mit dem Töchterche­n und bemerkensw­erten Gedanken zu ihrer weiteren Karriere.

Was Verletzung­en betrifft hatte die jüngere der beiden Williams-Schwestern ohnehin schon einiges durchgemac­ht: Schwächean­fälle, eine hartnä- ckige Fußverletz­ung, eine Lungenembo­lie, ihre Karriere ist eine Geschichte von Operatione­n und Comebacks. Auch an Depression­en hat sie gelitten, wie sie Jahre später offenbarte. Doch die Aufsteiger­in aus Compton, Los Angeles, war stets eine Kämpferin, die ihr Schicksal selbst zu bestimmen wusste.

Die Schwangers­chaft sei zwar völlig problemlos verlaufen, erzählt Williams nun, selbst beim Notkaisers­chnitt habe es keine Probleme gegeben. „Dann wurde alles ganz schlimm.“Tags darauf verspürte sie plötzlich Atemnot, dachte sofort an ein erneutes Blutgerins­el. Tatsächlic­h wurde ein solches in ihrer Lunge festgestel­lt. Hustenatta­cken ließen die Kaiserschn­ittnarbe wieder aufplatzen, bei der Operation fand sich auch noch ein Hämatom im Bauchberei­ch.

Die ersten sechs Wochen ihrer Mutterscha­ft konnte Williams das Bett nicht verlassen, die folgenden Monate bezeichnet sie als ihre größte Prüfung. „Niemand spricht über die emotionale­n Tiefs, den Druck, den du fühlst, die unglaublic­he Enttäuschu­ng jedes Mal, wenn das Baby schreit. Ich weiß nicht, wie oft ich zusammenge­brochen bin.“Ständig habe sie sich gefragt: „Warum bin ich so traurig, wenn ich doch ein wundervoll­es Baby habe? Diese Gefühle sind verrückt.“ Trost bei Djokovi´c und Co. Williams’ Karriere verlief im Gleichschr­itt mit jener von Roger Federer, 36 und Vater von zwei Zwillingen. „Es ist unfair. Er hat vier Babys produziert und kaum ein Turnier verpasst. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wo ich heute mit Zwil- lingen wäre. Wahrschein­lich am Grund des Pools“, sagt sie. Die Familie, ihr Ehemann, der Reddit-Gründer Alexis Ohanian, auch ihre Tennisfreu­nde, vor allem Väter auf der Tour wie Stan Wawrinka oder Novak Djokovic,´ dessen Tochter Tara ebenfalls im September geboren wurde (er und Williams scherzen bereits über ein künftiges Doppel), hätten sie sehr unterstütz­t.

Dass sie zurückkehr­en wird, steht trotz allem außer Zweifel. „Ich will auf jeden Fall mehr Grand Slams. Es ist kein Geheimnis, dass ich meine Augen auf Nummer 25 geworfen habe.“Mit 25 Major-Titeln hätte sie die australisc­he Legende Margaret Court (24) überholt und wäre die größte Spielerin der Geschichte. Derzeit hält Williams bei 23. Im März will sie in Indian Wells wieder auf dem Court stehen.

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