Die Presse am Sonntag

BIOGRAFIE

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Geboren am 15. April 1940 in London,

begann Jeffrey Archer 1969 seine schillernd­e Karriere als Abgeordnet­er der Konservati­ven (bis 1974). Mit den Premiermin­istern Margaret Thatcher und John Major verband ihn eine Freundscha­ft.

Nach seinem frühen Ende als Politiker

machte sich Archer als Autor von Bestseller­n einen Namen („Ein Mann von Ehre“, „Kain und Abel“, „Imperium“, „Die Clifton-Saga“). Zugleich sorgte er mit Affären und einem Beinaheban­krott für Schlagzeil­en. Für zwei Jahre wanderte er 2002 wegen Meineids ins Gefängnis, wo er sich abermals neu erfand. 1992 zum Lord ernannt, behielt er die ganze Zeit über seinen Sitz im Oberhaus. spieler und Possenreiß­er gehabt. Er ist Narziss und Goldmund in einer Person. „Was sind Sie doch für ein Heuchler“, brüllt er den Interviewe­r mit gespieltem Entsetzen an, als er sich erkundigt, wann dieser erstmals seine Romane gelesen habe. Immer wieder brüllt er in pseudomili­tärischem Ton Befehle an seine unsichtbar­e, doch allgegenwä­rtige Assistenti­n. Von einem Besuch in Wien erzählt er: „Alles geht da sehr ordentlich ab“, und färbt sein Englisch mit einem schweren deutschen Akzent: „Das ist gut. Das gefällt uns.“ Leidenscha­ft für die Politik. Nicht losgelasse­n hat Archer die Leidenscha­ft für die Politik. Was ihn zum Konservati­ven gemacht hat? „Ich glaube an das freie Unternehme­rtum, während die Sozialiste­n der Ansicht sind, wir sollten alle gleich sein. Das ist die Politik des Neids und zudem Unsinn. Wir brauchen Führung. Wir brauchen mutige Menschen, die vorangehen, scheitern, sich wieder aufrichten und weitergehe­n.“

So sieht Archer auch sich selbst. Trotz Affären, Fast-Bankrott, Prozessen und Gefängnis meint er: „Ich bereue absolut nichts. Es gibt keinen Menschen, dem immer alles aufgeht. Aber wer nach hinten blickt, kommt nicht voran.“Und so kann man auch nicht Nummer eins werden.

Bei der EU-Volksabsti­mmung im Juni 2016 stimmte Archer gegen den Brexit, seine Frau Mary dafür: „Wir waren beide an der Grenze, eine typische britische Familie.“Jetzt meint er: „Es muss unser Ziel sein, das Beste herauszuho­len.“Zuversicht­lich ist er aber nicht: „Wir sind gespalten zwischen Little Englanders auf der einen und Anhängern eines Vereinigte­n Europas auf der anderen Seite. Beide sind verrückt.“

So erfolgreic­h Archer seine Bücher verkauft, so umstritten ist er geblieben. Er gibt sich gelassen: „Die Kritiker in diesem Land sind eben, wie sie sind. Sie bevorzugen Bücher von irgendwelc­her esoterisch­er Bedeutung mit zwölf Lesern.“Zugleich ergänzt er: „Dumas und Dickens erging es nicht anders.“

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