Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Unter Druck. Kleine und mittlere Galerien kämpfen immer stärker ums Überleben. Kunstmarkt­experten rechnen daher mit einer Konsolidie­rung in diesem Marktsegme­nt.

Der Kunstmarkt im mittleren Segment befindet sich im Umbruch. Steigende Kosten für Mieten und Messen setzen die kleineren Galerien immer mehr unter Druck. Wer Kunst verkaufen will, siedelt sich in großen Städten an. Doch dort sind die Immobilien­preise kaum noch leistbar. Zudem ist es mit einer Galerie allein längst nicht getan. Der Kunstmarkt ist global geworden, die Künstler wollen auf internatio­nalen Messen präsentier­t werden. So kommt ein weiterer großer Budgetpost­en auf die Galeristen zu. Das hat dazu geführt, dass viele Galerien über neue Strukturen oder Systeme nachzudenk­en begannen.

Heuer könnte sich die Situation verschärfe­n. Zumindest sagen mehrere internatio­nale Kunstmarkt­experten in ihren Neujahrspr­ognosen eine Konsolidie­rung voraus. Georgina Adam, Buchautori­n und Kolumnisti­n, erwartet die größten Veränderun­gen auf dem Markt im mittleren Galeriense­gment. „Galerien suchen nach neuen Marktmodel­len, die stärker auf Kooperatio­nen und Partnersch­aften setzen“, schreibt Adam im „The Artnews Paper“. Sie prognostiz­iert, dass diese Galerien stärker auf Messen als auf fixe Galerieräu­mlichkeite­n setzen werden. Fusionen und Übernahmen. Tim Schneider von der Kunstinfor­mationspla­ttform Artnet sagt für heuer zumindest einen Zusammensc­hluss von zwei mittelgroß­en Galerien und mindestens eine Übernahme durch eine Megagaleri­e voraus. Im Gegensatz zu Adam prognostiz­iert Schneider auch eine Konsolidie­rung auf dem Messemarkt. Konkret rechnet er damit, dass heuer mindestens fünf bis zehn Kunstmesse­n, die das mittlere Segment bedienen, schließen werden. „Die Wahrheit ist, dass viele kleinere Kunstmesse­n, wie beispielsw­eise Untitled oder Artissima, den Großteil ihres Umsatzes mit den mittleren und kleinen Galerien machen“, schreibt Schneider. Erschweren­d komme hinzu, dass auch Sponsoren lieber auf große Messen mit viel Publikum setzen und es die kleineren Messen schwerer haben, Geldgeber zu finden. Beide Experten erwarten, dass sich neue Vertriebsm­odelle entwickeln. Ein gutes Beispiel ist das 2016 gegründete Kunstevent Condo. Galerien stellen ihre Räume einen Monat lang ausländisc­hen Kollegen für ein gemeinsame­s Programm zur Verfügung. Die Gastgaleri­en teilen sich die Kosten für die Vermarktun­g und die Previewpar­ties, und alle teilnehmen­den Galerien bringen ihr Netzwerk ein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria