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NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Was gute Interviews ausmacht? Nicht immer die erwartbaren Fragen stellen, mit Menschen sprechen, die sonst nicht so oft reden – und auch bei den Interviewern etwas probieren.
Routine gibt Sicherheit. Und doch ist es manchmal ergiebiger, ein wenig zu experimentieren. Das dachte sich auch Judith Hecht, die die erst zwölfjährige Komponistin Alma Deutscher interviewen sollte. Und so nahm sie kurzerhand ihre 13-jährige Nichte Karoline Spohn zum Interview mit. Heraus kam ein spannendes Gespräch zwischen zwei etwa gleichaltrigen Mädchen, die doch sehr unterschiedlich denken. Auch nicht ganz alltäglich ist der Gesprächspartner, den Josef Ebner für ein Interview gewinnen konnte – Ferdinand Hirscher, Vater von Skistar Marcel Hirscher, gibt Einblicke in die Arbeitsweise des so erfolgreichen Familienteams. Wien-Chefin Ulrike Weiser wiederum hat den beiden Rivalen um den Posten des Wiener SP-Chefs, Michael Ludwig und Andreas Schieder, mit einem Fragebogen nach Marcel Proust Dinge entlockt, die man in klassischen Interviews sonst eher selten hört.
Und sonst? Bleiben wir beim Ungewöhnlichen. Haben Sie etwa abgesehen von ästhetischen Befunden über Werbekampagnen und Parteislogans im niederösterreichischen Wahlkampf schon allzu viel über inhaltliche Schwerpunkte gehört? Nicht, oder? Iris Bonavida und Anna Thalhammer haben deshalb eine thematische Landvermessung jenseits der Wahlkampfrhetorik erarbeitet. Eva Winroither widmet sich in der Titelgeschichte dem Leben von Singles, die ihr Alleinsein durchaus genießen. Anne-Catherine Simon wirft zu dessen 150. Todestag einen Blick auf Adalbert Stifters zwiespältiges Wesen. Und Norbert Rief beleuchtet das Phänomen der Geldmaschine Kitzbühel ganz abseits des Sports. Ziemlich viel Lesestoff also in dieser Sonntagszeitung. Wie gewohnt, werden Sie jetzt hoffentlich denken. Nun, Routine gibt Sicherheit . . .