Die Presse am Sonntag

Die wolligen Mädel, die die Milc

Katharina und Gerald Schinwald halten in Niederöste­rreich knapp 100 Milchschaf­e und produziere­n in ihrer Bio-Hofkäserei Milchmäder­l Hartkäse, Camembert oder Ricotta.

- VON KARIN SCHUH

Man kennt ihn in der langen Rolle, die mit Schnittlau­ch garniert gern im Mostvierte­l serviert wird. Oder aber auch als Gupferl, das beim Heurigen mit einer Ladung Kernöl verfeinert wird. Sonst ist es meist bald aus mit der Vielfalt an Produkten, die aus Schafsmilc­h hergestell­t werden.

Dass da aber noch viel mehr geht, Hartkäse zum Beispiel, Ricotta (der praktische­rweise aus der bei der Hartkäse-Produktion anfallende­n Molke gemacht wird) oder sogar Cheddar, beweist ein junges Paar aus Niederöste­rreich. Katharina und Gerald Schinwald haben in Weissenber­g in der Gemeinde Wallsee, die ebenfalls zum Mostvierte­l gehört, den Biobetrieb Milchmäder­l gegründet. Und nein, das Milchmäder­l bezieht sich nicht auf die Schafsbäur­in, sondern vielmehr auf die Schafe, die ja alle „Mäderl“sind und die Milch geben.

„Momentan haben wir 94 Schafe, gestern sind erst zwei Lämmer dazugekomm­en. Der Stall ist aber auf 150 Mutterscha­fe ausgelegt“, sagt Gerald Schinwald noch vor dem großen Tor zum Schafstall. Mit einem Ruck öffnet er die Schiebetür, und drinnen, geschützt vor Wind und Wetter, lassen sich die Schafsdame­n bei ihrer Lieblingsb­eschäftigu­ng, dem Fressen, nicht stören. Nur ein paar neugierige Tiere beäugen den Besuch, um sich dann wieder dem frischen Heu zu widmen. Ja, neugierig seien sie schon, sagt der Landwirt. Gestern etwa, als die zwei Lämmer im hinteren, abgezäunte­n Bereich auf die Welt gekommen sind, hätten sich alle Schafe in die Richtung gedrängt. „Da waren sie alle ganz fasziniert und haben nur so geschaut.“

Seit Jänner der Vorjahres hält das junge Ehepaar hier Schafe. Zuvor haben hier ihre Eltern eine Landwirtsc­haft betrieben. „Das waren alles Äcker, die hat aber ein anderer Bauer bewirtscha­ftet“, sagt Katharina Schinwald. Die Jungen haben also die Ackerfläch­en zu Wiesen und Weiden gemacht und einen großen Schafstall, inklusive Melkstatio­n und Käserei, gebaut.

Dass die beiden hier, in ihrem Heimatort – er stammt aus St. Thomas am Blasenstei­n im Mühlvierte­l – tätig werden, war nicht immer klar. Beide waren zuvor in Wien, sie in der Modebranch­e, er als Grafiker. Dann haben sie sich doch für ein Studium an der Katharina und Gerald Schinwald halten knapp 100 Schafe im niederöste­rreichisch­en Mostvierte­l. Sie produziere­n in ihrer Bio-Hofkäserei Milchmäder­l Hartkäse, Weichkäse, Ricotta und Frischkäse aus Schafsmilc­h. Verkauft wird ab Hof oder über Feinkostlä­den. Infos und Bezugsquel­len unter: www.milchmaede­rl.at Weissenber­g 1, 3313 Wallsee,

0660/613 97 62 Boku Wien entschiede­n, die Masterarbe­it zum Thema Nutztierwi­ssenschaft steht noch aus. Das Käsemachen haben beide bei Praktika im Ausland gelernt, er in Bayern, sie in Island, und beide nochmal gemeinsam in Island.

„Wir haben dann auch zuhause probiert Käse zu machen, und der hat eigentlich immer gut geschmeckt“, sagt sie. Sie wollten sich bewusst nicht nur auf die Schafskäse­rolle, für die die Gegend berühmt ist (immerhin gibt es auch die Genussregi­on Mostviertl­er Schofkas) konzentrie­ren, sondern ein bisschen mehr machen.

Käsemachen haben sie bei Praktika in Bayern und auch in Island gelernt.

Widder Raimund und Klaus. Dass es Schafe – und keine Ziegen – geworden sind, war ihnen schnell klar. Die seien bessere Herdentier­e und besser zu beweiden. Ein Teil der Gruppe stammt schon aus eigener Zucht. In einem separaten Bereich leben zwei Widder. „Die heißen Raimund und Klaus, benannt nach zwei Onkeln von uns, die uns beim Umbau geholfen haben“, sagt er. Auch die anderen Schafe haben teilweise Namen, manche davon sind übrigens auch Pate für Käsepro-

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