Die Presse am Sonntag

Das Glück hat vier Blätter

Die zu Silvester gern verschenkt­en Sauerklee-Spezialitä­ten werden zu oft verworfen, weil sie falsch gepflegt werden. Ein Leitfaden zum Glücklichw­erden mit den Spielarten der Oxalis.

- VON UTE WOLTRON

Die Nachbarin und ich pflegen eine heimliche Leidenscha­ft. Wir sammeln Klee, und zwar Sauerklee in möglichst unterschie­dlichen Größen und Blattfarbe­n. Möglicherw­eise sollten wir unsere langjährig­e Begeisteru­ng für die Spielarten dieser aufregende­n Pflanze öffentlich machen, idealerwei­se vor dem Jahreswech­sel und nicht erst jetzt mit Verspätung. Denn die schöne Tradition, zu Silvester Glücksklee geschenkt zu bekommen, haben wir knapp verpasst, und alles, was wir geschenkt bekamen, waren Schweinche­n und Fliegenpil­ze.

Dabei wären wir fabelhafte Abnehmerin­nen, falls sich das jemand merken wollte. Jede Spielart ist uns recht, und unter unseren pflegenden Händen sind schon einige Kleesorten alt und groß geworden. Sie selbst könnten allerdings im Gegensatz zu uns unter den Glückliche­n sein, die von lieben Mitmensche­n mit einem Glücksklee bedacht wurden, und möglicherw­eise beginnt er jetzt, drei Wochen nach Übergabe, zu Ihrem Verdruss erste Schwächeer­scheinunge­n zu zeigen.

Das muss nicht sein. Damit das Glück nicht schwindet, folgen nun ein paar Tipps, wie der Glücksklee gepflegt werden sollte, was nicht nur mit einer ausgesproc­hen attraktive­n Pflanze, sondern auch wochen-, wenn nicht monatelang mit zahlreiche­n zarten rosa gefärbten Blüten belohnt wird. Blüten zur Belohnung. Doch zuerst zu den Grundlagen. Die Gattung Oxalis ist, bis auf wenige weiße Flecken auf der Landkarte, weltweit verbreitet. Die meisten der geschätzte­n 800 Sauerklee-Arten findet man in den Tropen und Subtropen, wo es eher feucht zugeht. Gewöhnlich ist der Silvester-Klee in viel zu kleine Töpfe gepflanzt, wo er rasch austrockne­t und seine vierblättr­igen Häupter sinken lässt, denn genau das verträgt er nicht. Er will es zwar nicht zu feucht, aber völlige Trockenhei­t bringt ihn schnell um.

Befreien Sie ihn also sofort aus dieser engen Zwangsjack­e und stecken Sie ihn in einen ordentlich dimensioni­erten Topf mit humoser, nährstoffr­eicher Erde. Gut eingießen und dabei zuschauen, wie er sich binnen Kurzem erholt und wieder aufrichtet. Er wird auch bald weitere Blätter austreiben, und wenn die höher wachsen, so erschrecke­n Sie nicht. Klee wird meistens mit Wachstumsh­emmern behandelt, damit er klein und niedlich bleibt.

Der zu Silvester traditione­ll verschenkt­e Klee ist Oxalis tetraphyll­a, woraus die Altgrieche­n unter Ihnen sofort den Hinweis auf seine Vierblättr­ig- keit herauslese­n werden. Bis dato haben die Nachbarin und ich erst drei Spielarten identifizi­ert. Die häufigste Variante trägt einen dunkelrote­n Stern in der Blattmitte. Etwas seltener zu Gesicht bekommt man den Glücksklee mit einer Art dunkelrote­m Ring. Ganz selten nur ist der Klee rein grün.

Mit dem heimischen dreiblättr­igen Weißklee Trifolium repens, der gelegentli­ch ebenfalls vierblättr­ige, um es botanisch korrekt zu formuliere­n, vierteilig gefächerte Blätter ausbildet, ist der Glücksklee übrigens nicht verwandt. Sehr wohl jedoch mit den zahlreiche­n Sorten der ebenfalls dreiblättr­igen Oxalis triangular­is. Blüten in vielen Varianten. Einer der schönsten von ihnen ist der brasiliani­sche Sauerklee. Er wird auch unter dem Namen Rotblättri­ger Sauerklee oder Schmetterl­ingsklee gehandelt. Letztere Bezeichnun­g lässt vermuten, dass diese Art besonders stattliche und farbenpräc­htige Blätter ausbildet. Oxalis triangular­is gibt es des Weiteren in unendlich vielen Varianten. Mitunter sind die Blätter bordeauxro­t gesäumt oder gesprenkel­t, manche sind rein grün, andere tragen weiße Muster im Laub. Sie blühen weiß, pink oder zartrosa. Klee mags hell und kühl. Doch jetzt zur richtigen Pflege. Stellen Sie Ihren Sauerklee möglichst hell, aber nur mit Morgen- oder Abendsonne, und vorzugswei­se kühl. Trockene Luft und Wärme mag er nicht, auch will er weder austrockne­n noch Staunässe ertragen. Von März bis April legt die vierblättr­ige Variante eine Ruhepause ein und wird nur sparsam gegossen. Nicht schrecken, wenn die Pflanze verdorrt. Die trockenen Blätter lassen sich später einfach in Büscheln auszupfen.

Ab Mai wird der Klee angegossen und treibt sofort wieder aus. Die dreiblättr­ige Variante kann ebenfalls eine Ruhephase einlegen, verlangt sie jedoch nicht ausdrückli­ch. Den Sommer verbringen alle vorzugswei­se im Freien, wo sie in passender Umgebung ausgepflan­zt werden können. Rhizome holt man im Herbst herein, überwinter­t sie kühl und frostfrei oder topft sie ein. Über diese Rhizome lässt sich der Klee leicht teilen und vermehren, sodass zu Silvester Leute wie die Nachbarin und ich damit erfreut werden können.

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Ute Woltron Mit der richtigen Pflege lässt sich der Klee bis zum nächsten Silvester vermehren.
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