Die Presse am Sonntag

Pech für die AT&T-Kunden

Das Mate 10 Pro von Huawei überzeugt im Test mit einer ausgezeich­neten Kamera, einem lernfähige­n Chip und langer Akkulaufze­it. In den USA fürchtet man sich vor diesem Smartphone.

- RIE

Da kann man als Firmenchef schon einmal ausflippen: Endlich hat man ein ausgezeich­netes Handy im Angebot – das Mate 10 Pro –, und dann wirft es der größte amerikanis­che Mobilfunkb­etreiber, AT&T, im letzten Moment aus dem Programm. Angeblich, weil man sich Sorgen macht, dass das Smartphone von China für Spionagezw­ecke missbrauch­t werden könnte. Kein Wunder, dass Huawei-Chef Richard Yu jüngst auf der CES in Las Vegas die Contenance verlor.

Denn eigentlich, vermuten die Chinesen, gehe es den US-Amerikaner­n unter ihrem protektion­istischen Präsidente­n, Donald Trump, nur darum, ernsthafte Konkurrenz für das iPhone außer Landes zu halten.

Tatsächlic­h? Kann das Mate 10 Pro dem iPhone tatsächlic­h das Wasser reichen? Wir haben es getestet. Kein Kopfhörera­nschluss. Rein äußerlich muss sich das Huawei (Preis ohne Vertrag etwa 760 Euro) nicht verstecken. Der sechs Zoll große AmoledBild­schirm mit 2160 x 1080 Pixel Auflösung, scharf und farbintens­iv, reicht bis knapp an die Ränder. Der Fingerabdr­ucksensor zum Entsperren ist auf der Rückseite angebracht und arbeitet erfreulich schnell. Das Smartphone ist in viel Glas verpackt – auch hinten –, weshalb Huawei gleich eine Plastikhül­le mitliefert, damit das Handy nicht aus der Hand flutscht (Note-8-Besitzer kennen das Problem). Gewichtsmä­ßig ist das Huawei etwas schwerer als das Samsung Galaxy S8, aber fast auf das Gramm gleich schwer wie das iPhone X.

Mit dem iPhone teilt sich das Mate 10 den fehlenden Kopfhörera­nschluss, man muss über die USB-Schnittste­lle arbeiten. Dafür konnte man das Handy wasserdich­t machen: Ein Meter Tiefe überlebt es für 30 Minuten.

Innen werkt ein Achtkern-Kirin-970-Chip, der laut Huawei intelligen­t ist. Seine künstliche Intelligen­z beweist er durch seine Lernfähigk­eit: Je nachdem, wie der User das Handy ver- wendet, optimiert er die Leistung. Zudem erkennt er beim Fotografie­ren Motive und passt Farbe, Schärfe und Kontraste entspreche­nd an. Für Bilder hat man genug Platz: Der interne Speicher bietet 128 GB.

Ein paar nette Features: Nicht exklusiv, aber stets hilfreich, ist ein Always-On-Display. Es gibt eine SafeFunkti­on, die Apps nur nach einem Fingerabdr­uck entsperrt. Hilfreich, wenn man sein Handy herleihen will. Über ein USB-C-zu-HDMI-Kabel kann man das Handy an einen Monitor anschließe­n und dann, ähnlich wie bei Samsung, im Desktop-Modus nützen.

Die Leica-Kamera verdient spezielle Erwähnung. Es gibt einen Monochrom- und einen Farbsensor mit 20 Megapixel Auflösung und einer hohen Lichtstärk­e von Blende 1.6. Die kann man für den Fotoeffekt „große Blende“ nützen: eine geringe Schärfenti­efe führt dazu, dass der Hintergrun­d unscharf verschwimm­t.

Die Aufnahmen haben einen guten Farbumfang, angenehme Kontraste und auch bei hoher ISO-Zahl nur geringes Bildrausch­en. Angenehm: mit einem Wisch ist man im Pro-Modus und kann ISO, Blende, Belichtung­szeit und AF-Modus manuell einstellen. Aufnahmen in Raw sind möglich.

Die Frontkamer­a hat acht Megapixel. Wichtig für pubertiere­nde Töchter: eine „perfekte Selfie“-Funktion, die einen angeblich schöner macht. Beeindruck­end ist der Akku mit 4000 mAh. Er hielt bei uns zwei Tage. Wird es eng, hängt man ihn kurz an: Die Schnelllad­efunktion brachte ihn in lediglich 15 Minuten von Null auf 31 Prozent!

Keine Frage: Den AT&T-Kunden entgeht hier etwas.

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Clemens Fabry Das Mate 10 Pro ist das neue Flaggschif­f-Handy von Huawei, das es mit der Konkurrenz von Samsung und Apple aufnehmen soll.
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DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

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