»Tapfer, aber Virtuosität fehlte«
Adalbert Stifter sah sich ursprünglich als Landschaftsmaler. Darin war er Autodidakt. Und das merkte man auch.
Wer Adalbert Stifter als Maler kennenlernen möchte, der muss zu Schubert gehen – zwei Gedenkräume an Stifter sind im Geburtshaus des Komponisten in Nussdorf zu finden, betrieben vom Wien-Museum. Kunsthistorikerin Brigitte Hauptner hat dafür einst den Katalog geschrieben, sie arbeitet heute als Kunstvermittlerin im Belvedere, wo in der Dauerausstellung bisher ebenfalls immer „mindestens ein Stifter-Bild“hing (wird gerade neu aufgestellt).
Stifter sei eine der seltenen Doppelbegabungen gewesen, das mache ihn besonders, erklärt Hauptner. Seine Meisterschaft allerdings lag in der Literatur, obwohl er sich in seinen ersten Jahren in Wien sogar als „Landschaftsmaler“bezeichnete. Aber er war – bis auf Zeichenunterricht im Stift Kremsmünster als Schüler – Autodidakt. Dafür habe er sich, sagt Hauptner, „tapfer geschlagen“, „aber die Virtuosität fehlte“.
Der Erfolg als Maler blieb aus, Stifter stellte zu Lebzeiten praktisch nicht aus, weiß die Kunsthistorikerin. Auch außer dem Kontakt zum Maler Johann Fischbach sei keine Vernetzung mit der restlichen Biedermeier-Kunstszene bekannt. Obwohl er, wie damals angesagt, jeden Sommer ins Salzkammergut reiste und auch mit der Staffelei in die Natur ging. Stifter war BiedermeierRealist mit typischen Motiven. Wolkenstudien. Am berührendsten sind noch seine Wolkenstudien, interessant sind manche motivische Querverbindungen zu seinen Erzählungen. Von der Kunst jedenfalls konnte er so oder so nicht leben, sondern von seinen Hauslehrerstellen.