Kunstwerte
WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN
Genderreport. Eine umfangreiche Studie zur Gleichberechtigung von Frauen im Kunstsektor zeigt, dass Künstlerinnen in ihrer Karriere gleich an vier gläserne Decken stoßen.
Eigentlich sind Frauen in der Kunstszene einflussreich wie nie. Sie halten immer öfter Einzug in die Chefetagen von Museen und Akademien, Galeristinnen haben sich schon länger ihre Positionen erkämpft, und auch der Kunstmarkt widmet weiblichen Positionen neuerdings mehr Aufmerksamkeit. Dennoch liegen die Preise für weibliche Kunst immer noch massiv hinter jenen der männlichen Kollegen.
Laut Art Market Report 2017 der Kunstpreisdatenbank Artprice sind unter den Top 500 zeitgenössischen Künstlern nur 14 Prozent weiblich. Um es in anschauliche Zahlen zu fassen: Bisher hat nur eine einzige zeitgenössische Künstlerin die Grenze von zehn Millionen Dollar gesprengt. Das war Louise Bourgeois mit ihrer Skulptur „Spider“aus dem Jahr 1996, für die 2015 bei Christie’s 25 Millionen Dollar zugeschlagen wurden. Teuerste zeitgenössische Skulptur ist mit 52 Millionen Dollar „Balloon Dog“von Jeff Koons, der auch den Rekord für den teuersten lebenden Künstler hält. Teuerste lebende Künstlerin ist Cady Noland mit 8,6 Millionen Dollar für „Bluewald“. Diskriminierung. Es kommt aber noch schlimmer: Eine neue Studie belegt, dass die Situation für Künstlerinnen noch weit schwieriger ist als bisher angenommen. So hat Rachel Pownall von der Universität Maastricht, die auch im Auftrag der The European Fine Art Foundation (Tefaf ) den jährlichen Art Market Report erstellt, gemeinsam mit Artnet Analytics den ersten Genderreport gemacht. Wenig überraschend kommt die Studie zu dem Schluss, dass Künstlerinnen diskriminiert werden. Unerwartet ist aber, dass sie auf ihrem Karriereweg gleich an vier gläserne Decken stoßen.
Es beginnt mit dem Zugang zu Galerien. In Europa und Nordamerika betrage der Anteil an Künstlerinnen, die von Galerien vertreten werden, nur 13,7 Prozent. „Galeristen zweifeln am potenziellen Erfolg von Künstlerinnen und sind daher weniger gewillt, sie ins Programm zu nehmen“, schreibt Koautorin Marina Gertsberg. Die nächste Hürde ist der Sekundärmarkt. Auch hier schaffen weniger Frauen den Sprung. Während Künstler zwar vom Verkauf auf dem Sekundärmarkt nichts bekommen, profitieren sie dennoch indirekt, weil sich die Sekundärmarktpreise auch auf den Primärmarkt auswirken.
Auf dem Weg ins teure Segment schaffen es im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen nur noch 2,6 Prozent. Und in der Superliga, den teuersten 0,03 Prozent des Marktes, die aber für 41 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich sind, ist gar keine Frau mehr vertreten.