Die Presse am Sonntag

Mikl-Leitner schließt Schwarz-Blau aus

Und Präsident Van der Bellen legt FPÖ-Spitzenkan­didat Udo Landbauer den Rücktritt nahe.

- VON ANNA THALHAMMER

Mit Schwarz-Blau wird es also in Niederöste­rreich nichts. Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner wollte ursprüngli­ch nichts zur Causa Landbauer sagen, schloss dann aber einen Tag vor der Wahl, am Holocaust-Gedenktag, eine Koalition doch noch aus. „Ich habe immer gesagt, ich stehe für ein Miteinande­r. Was allerdings die Person Landbauer betrifft, so habe ich seit Auftauchen der schwerwieg­enden Vorwürfe eine klare Distanzier­ung und volle Aufklärung verlangt. Was wir bisher erlebt haben, war untertauch­en und wegdrücken der“, so Mikl-Leitner.

Vor wenigen Tagen tauchte ein Liederbuch der Burschensc­haft Germania zu Wiener Neustadt auf, in dem sich Textzeilen finden, die den Nationalso­zialismus verherrlic­hen. Landbauer war im Vorstand der Burschensc­haft, behauptet aber, die Lieder nicht zu kennen. Die Textzeilen seien geschwärzt worden. Bei einer Hausdurchs­uchung wurden 19 Liederbüch­er sichergest­ellt, die nun vom Verfassung­sschutz untersucht werden. Mikl-Leitner wolle jedenfalls nicht dabei zusehen, wie durch einen sorglosen Umgang mit Antisemiti­smus und Geschichte der Ruf Niederöste­rreichs geschädigt werde, sagt sie. „Das hat sich Niederöste­rreich nicht verdient.“Darum werde sie nicht mit der FPÖ koalieren. Aufteilung nach Proporz. Das heißt im Falle Niederöste­rreichs aber nur, dass man sich auf kein Arbeitsabk­ommen mit der FPÖ im Landtag einigen werde – also dort Mehrheiten bilden wolle. Die Landesrats­itze werden in Niederöste­rreich aber nach Proporz verteilt und bilden das Wahlergebn­is ab. Je stärker es für eine Partei ausfällt, desto mehr Landesräte gibt es. Momentan wird die niederöste­rreichisch­e Landesregi­erung von Vertretern der ÖVP, SPÖ und Team Stronach gebildet. Auch dieses Mal werden die drei stärksten Parteien eine Regierung bilden – aller Pro- gnosen zufolge werden das ÖVP, SPÖ und die FPÖ sein.

Neben Mikl-Leitner fand am Samstag auch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen scharfe Worte zur Causa Landbauer. In einem Interview mit Ö1 legte er dem niederöste­rreichisch­en Spitzenkan­didaten den Rücktritt nahe. Aus seiner Sicht könne man ein „Lächerlich­machen des Massenmord­es im Zuge des Holocaust“nicht mit Landbauers Position, dass dies die Gerichte zu entscheide­n haben, hinnehmen, sagte er gegenüber dem Ö1-„Mittagsjou­rnal“. Für ihn liege die Grenze schon vor der von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vorgegeben­en „roten Linie“der strafrecht­lichen Verurteilu­ng.

FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky reagierte auf die Aussagen des Präsidente­n Samstagnac­hmittag mit einer Aussendung. Der Bundespräs­ident „sollte nicht durch Vorverurte­ilungen die Überpartei­lichkeit seines Amtes ramponiere­n“.

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