Die Presse am Sonntag

Affen für Abgastest mit VW-Beetle eingesetzt

In einem bizarren Versuch sollte in den USA im Auftrag deutscher Autoherste­ller bewiesen werden, wie »sauber« Dieselmoto­ren sind.

-

Albuquerqu­e. Schon vor dem Auffliegen der Abgasmanip­ulationen an Dieselmoto­ren hatten Selbstzünd­er in den USA nicht das beste Image. Um den Ruf aufzubesse­rn, kam eine Lobbygrupp­e deutscher Autobauer auf eine bizarre Idee: Sie ließ in einem US-Forschungs­institut zehn Affen gezielt Schadstoff­en aus Diesel-Motoren aussetzen.

Die „New York Times“hat das jetzt aufgedeckt: Das Blatt meldet unter Berufung auf Gerichtsun­terlagen und Regierungs­dokumente, dass die Tiere 2014 vier Stunden lang in Räumen mit Auspuffgas­en eines VW Beetles eingesperr­t wurden. Der Versuch sei Teil einer Studie gewesen, die beweisen sollte, dass die Schadstoff­belastung dank moderner Abgasreini­gung erheblich abgenommen habe. Was die Forscher nicht wussten: Der Wagen war bereits mit manipulier­ter Abgastechn­ik ausgestatt­et.

Die EUGT (Europäisch­e Forschungs­vereinigun­g für Umwelt und Gesundheit im Transports­ektor), eine 2007 von Volkswagen, Daimler und BMW gegründete Lobby-Initiative, soll die Untersuchu­ng bei einem For- schungslab­or in Albuquerqu­e in Auftrag gegeben haben. Federführe­nd sei VW gewesen.

Daimler und VW bestätigte­n die Auftragsve­rgabe, wollten sich zu den Experiment­en aber nicht konkreter äußern. „Daimler unterstütz­t und toleriert keine unethische Behandlung von Tieren und distanzier­t sich von der Studie“, sagt eine Sprecherin. BMW äußert sich ähnlich: Der Konzern führe keine Tierversuc­he durch und habe an der Studie nicht mitgewirkt. VW teilte mit, die Kritik an der Studie sehr ernst zu nehmen.

Der Studienlei­ter des Lovelace Respirator­y Research Institute (LRRI), Jake McDonald, sagt, ihm sei nicht klar gewesen, dass der VW Beetle eine Software zur Abgas-Manipulati­on an Bord hatte. Dies war tatsächlic­h erst im Herbst 2015 öffentlich geworden. Die EUGT wurde Mitte 2017 aufgelöst. Die abschließe­nden Ergebnisse der Studie seien bis dahin nicht vorgelegen, womit das Projekt auch nicht abgeschlos­sen und veröffentl­icht worden sei, hieß es von VW. Berichte, wie den Affen geht, liegen nicht vor.

Newspapers in German

Newspapers from Austria