Die Presse am Sonntag

Endlich Grand-Slam-Sieger

Seit 20 Jahren tourt der Steirer Oliver Marach durch die Tennisszen­e, nun gelang dem 37-Jährigen mit seinem Partner Mate Pavi´c bei den Australian Open der große Coup im Doppel.

- VON MARKKU DATLER

Oliver Marach hat es geschafft. Seit Samstag darf sich der 37-jährige Steirer, wohnhaft in Panama City, als Grand-Slam-Sieger feiern lassen. Zusammen mit seinem kroatische­n Partner, Mate Pavic,´ schrieb Marach als dritter Österreich­er nach Julian Knowle (US Open 2007) und Jürgen Melzer (Wimbledon 2010 und US Open 2011) österreich­ische Tennisgesc­hichte und gewann einen Major-Titel im Doppel. Im Einzel gelang dieses Kunststück bei einem der vier größten Tennisturn­iere des Jahres weiterhin nur dem Steirer Thomas Muster, der 1995 in Paris triumphier­en konnte.

Mit Pavic,´ 24, besiegte Marach das kolumbiani­sche Duo Juan Sebastian´ Cabal/Robert Farah nach 1:34 Stunden mit 6:4, 6:4. Dass die beiden Südamerika­ner zuvor die Bryan-Brüder aus dem Weg geräumt hatten, darf nicht unerwähnt bleiben. Gegen sie hätte man weitaus schwerer zu kämpfen gehabt, in Melbourne ging dennoch ein Traum für Marach in Erfüllung. Nach all den Jahren des Durch-die-Weltgeschi­chteTingel­ns, Verletzung­en, Schmähunge­n und Enttäuschu­ngen. Nach dem verlorenen Wimbledon-Finale aus dem Vorjahr strahlt nun diese Errungensc­haft in seiner Vita. Auf der Erfolgsspu­r. Das Duo hat damit heuer schon eine sensatione­lle Serie hingelegt. Nach dem Titel in Doha und Auckland haben sie nun auch ihren ersten Major-Titel und das 14. Match en suite gewonnen. Dass sie damit (so nebenbei) ihr Saisonziel, das Erreichen des „Masters“am Saisonende, bereits so gut wie fix in der Tasche haben, ist einer der Benefits eines Grand-SlamSieger­s.

Marach, der vor genau 20 Jahren in den Profizirku­s eingestieg­en ist und zuvor 17 Turniere gewinnen konnte, hat unbestritt­en alle Höhen und Tiefen erlebt. Vor allem Schmerzen begleitete­n viele seiner Schläge, diese Serie von Rückschläg­en hätte manch anderen prompt zur Aufgabe getrieben, aber nicht ihn. Marach und sein Rücken, das ist eine lange Leidensges­chichte. 2008 erlitt er seinen ersten Bandscheib­envorfall, 2012 folgte ein Bandscheib­eneinriss. Deshalb hasst er auch Langstreck­enflüge über alles, auch die Bequemlich­keit der Business Class, die er sich erst seit vier Jahren durchgehen­d auf diese Distanzen leistet, hebt die Laune kaum. Und der Davis Cup? Therapien, Spritzen, Trainings, Reisen und Trainer- wie Partnerwec­hsel, Marachs Auftritt im Tennisspor­t ist von vielen Veränderun­gen geprägt, doch das unstillbar­e Begehr, einmal ein Turnier dieser Größenordn­ung wie die Australian Open zu gewinnen, war sein größter Antrieb. Abgesehen von finanziell­en „Begleiters­cheinungen“, die ihm und seiner Familie ein „schönes, aber sicher nicht ausgesorgt­es Leben“bescheren. 2,8 Millionen Dollar hatte er bislang in seiner Karriere zusammenge­tragen. 245.000 Euro betrug die heurige Beute vor dem Turniersta­rt in Melbourne, jetzt kommen 490.000 Euro (brutto) hinzu. Der zweifache Familienva­ter grinst, weitere Siege sind nicht ausgeschlo­ssen. Der Titel des Grand-SlamSieger­s muss doch Auftrieb geben.

Der Heimat ist Marach immer verbunden geblieben, auch wenn er nicht immer als das Zugpferd ausgeschil­dert worden ist, etwa beim Stadthalle­nturnier, oder bei manchen Beobachter­n weiterhin die Meinung hartnäckig verankert ist, dass Doppelbewe­rbe gegenüber Einzelsieg­en nachrangig zu sehen wären. Marach lächelt darüber, entge-

ÖTV-Doppeltriu­mph

Oliver Marach gewann mit dem Kroaten Mate Pavic seinen ersten Grand-Slam, es ist nach Julian Knowle (US Open 2007) und Jürgen Melzer (Wimbledon 2010, US Open 2011) der vierte ÖTV-Major-Sieg im Herren-Doppel.

Grand-Slam-Titel

Die Dänin Caroline Wozniacki feierte in Melbourne 2018 ihren ersten Major-Titel.

Major-Triumph

Gewinnt heute Roger Federer das HerrenFina­le, ist es der 20. Grand-Slam-Sieg des Schweizers, es ist sein 30. Major-Endspiel.

Millionen Euro

erhielt Wozniacki, 28, als Preisgeld. Der gleiche Betrag wartet auf den Herren-Sieger.

Jahre

nach seinem Vater Petr Korda gewann Sebastian Korda, 17, den Junioren-Titel bei den Australian Open. Er besiegte Chun Hsin Tseng (TPE) 7:6, 6:4. gen anderen (Dominic Thiem, Anm.) sagt er dem Davis-Cup-Team nicht ab. Vorerst zumindest. Sein Antritt Anfang Februar gegen Weißrussla­nd in St. Pölten schien angedacht, „sofern wir in Australien nicht zu weit kommen“, sagte er der „Presse“. Anschließe­nd stünden Turniere in Rotterdam, Acapulco, Indian Wells und Miami auf der Agenda, das wäre sein erstes Saisondrit­tel. Premiere für Caroline Wozniacki. Nach Paris und New York 2017 gibt es auch in Melbourne ein neues Siegergesi­cht im Damen-Tennis; allerdings ein höchst überfällig­es: Während sowohl die Siege der Lettin Jelena Ostapenko bei den French Open und der Amerikaner­in Sloane Stephens bei den US Open völlig überrasche­nd waren, ist es der Dänin Caroline Wozniacki im dritten Finalanlau­f gelungen.

Die Dänin, 27, kürte sich gegen die Rumänin Simona Halep nach 2:49 Stunden mit einem 7:6, 3:6, 6:4 zur Nachfolger­in der noch in Babypause befindlich­en Amerikaner­in Serena Williams. Als Australian-Open-Siegerin schwang sie sich zudem erneut zur neuen Nummer eins der Welt auf. Wozniacki war zuvor schon 67 Wochen lang auf dem Tennis-Thron gesessen. Für den Titel kassiert sie 2,6 Millionen Euro. Malediven, jetzt Melbourne. Die Zahlen sprechen im Herren-Endspiel (heute, 9.30 Uhr, live in Eurosport) für Roger Federer: der Titelverte­idiger ist sogar ohne Satzverlus­t in sein 30. Grand-Slam-Finale eingezogen. Im Head-to-Head liegt der 36-Jährige gegen Marin Cˇilic´ (CRO, 29) mit 8:1 voran. Schlägt der Schweizer heute zum 20. Titel auf? Die Atmosphäre in der Rod Laver Arena wird zwischen den beiden heute keinesfall­s so relaxed sein wie noch vor einigen Wochen auf den Malediven. Federer und Cˇilic´ hatten zufällig auf der gleichen Insel ihren Urlaub verbracht und einander sogar für zwei Trainingse­inheiten auf dem Platz getroffen. Der als Nummer sechs gesetzte Außenseite­r bestreitet sein drittes Major-Finale.

Julian Knowle, Jürgen Melzer und Oliver Marach – Sieger im Grand-Slam-Doppelbewe­rb. Marach: »Australien, mein liebster Grand-Slam – ich bin zum 17. Mal hier und alt.«

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