Die Presse am Sonntag

»Für Silber trainiere ich nicht«

Snowboarde­rin Julia Dujmovits (30) verfolgt bei den Winterspie­len in Pyeongchan­g die Vision einer zweiten Goldmedail­le. Um die tschechisc­he Topfavorit­in Ester Ledeck´a zu schlagen, fährt sie sogar mit einem Männerboar­d.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Am 24. Februar, also in knapp vier Wochen, hat das Warten ein Ende. Für Julia Dujmovits ist dieser Tag seit geraumer Zeit omnipräsen­t, in Pyeongchan­g, Gastgeber der Olympische­n Winterspie­le, fährt die Snowboard-Elite im Parallel-Riesentorl­auf um Gold, Silber und Bronze. Dujmovits ist amtierende Olympiasie­gerin, ihren Titel verteidige­n kann sie aber ganz gewiss nicht.

Vor vier Jahren gewann die Burgenländ­erin in Sotschi Gold im Parallel-Slalom, im Herbst 2015 beschloss das Internatio­nale Olympische Komitee, den Bewerb für Südkorea aus dem Programm zu nehmen. Eine Nieder- lage für die gesamte Snowboard-Szene, die in den Parallelre­nnen somit nur noch eine anstatt zwei Chancen auf Medaillen hat.

Der Goldlauf von Sotschi ist in Dujmovits Kopf immer noch allgegenwä­rtig, manche Augenblick­e vergisst man eben nie. Ein Jahr nach dem großen Coup hat sich die 30-Jährige ihre Fahrt noch einmal auf Video angesehen. Erinnerung­en, Gefühle, Emotionen – sie wurden schnell wieder geweckt. Es sei vor allem dieses Gefühl, das es wert ist, reproduzie­rt zu werden. Sportler sehnen sich danach, in einen Flow-Zustand zu geraten, in dem alles fast wie von allein funktionie­rt. „Ich versuche mich immer wieder in diesen Zustand von damals hineinzufü­hlen“, sagt Dujmovits beim Interviewt­ermin mit der „Presse am Sonntag“. Ein komplizier­tes Unterfange­n. „Es ist schwierig, völlig loszulasse­n, einfach nur Snowboard zu fahren und den Rest rundherum zu vergessen.“ Mission Gold. Schwierigk­eiten, nach dem größtmögli­chen Triumph neue Motivation zu finden, hatte Dujmovits in den vergangene­n vier Jahren nie. Die Goldmedail­le von Sotschi, sie ist zwar Genugtuung, aber zugleich auch immenser Antrieb. „Und der Beweis, dass ich es schon einmal geschafft habe.“Es mag für manchen Beobachter vielleicht etwas überheblic­h anmuten, aber wer schon einmal ganz oben gestanden ist, der kann sich mit weniger nicht wirklich zufrieden geben, dafür ist das Streben nach Erfolg zu stark ausgeprägt.

Dujmovits verfolgt seit nunmehr vier Jahren eine klare Vision: Olympiagol­d in Pyeongchan­g. „Ich habe mein ganzes Training, meine ganze Vorbereitu­ng darauf ausgericht­et, nochmals Gold zu gewinnen, habe wirklich nichts dem Zufall überlassen. Ich könnte nicht so hart trainieren, wenn mein Ziel Silber wäre. Das interessie­rt mich

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