»Für Silber trainiere ich nicht«
Snowboarderin Julia Dujmovits (30) verfolgt bei den Winterspielen in Pyeongchang die Vision einer zweiten Goldmedaille. Um die tschechische Topfavoritin Ester Ledeck´a zu schlagen, fährt sie sogar mit einem Männerboard.
Am 24. Februar, also in knapp vier Wochen, hat das Warten ein Ende. Für Julia Dujmovits ist dieser Tag seit geraumer Zeit omnipräsent, in Pyeongchang, Gastgeber der Olympischen Winterspiele, fährt die Snowboard-Elite im Parallel-Riesentorlauf um Gold, Silber und Bronze. Dujmovits ist amtierende Olympiasiegerin, ihren Titel verteidigen kann sie aber ganz gewiss nicht.
Vor vier Jahren gewann die Burgenländerin in Sotschi Gold im Parallel-Slalom, im Herbst 2015 beschloss das Internationale Olympische Komitee, den Bewerb für Südkorea aus dem Programm zu nehmen. Eine Nieder- lage für die gesamte Snowboard-Szene, die in den Parallelrennen somit nur noch eine anstatt zwei Chancen auf Medaillen hat.
Der Goldlauf von Sotschi ist in Dujmovits Kopf immer noch allgegenwärtig, manche Augenblicke vergisst man eben nie. Ein Jahr nach dem großen Coup hat sich die 30-Jährige ihre Fahrt noch einmal auf Video angesehen. Erinnerungen, Gefühle, Emotionen – sie wurden schnell wieder geweckt. Es sei vor allem dieses Gefühl, das es wert ist, reproduziert zu werden. Sportler sehnen sich danach, in einen Flow-Zustand zu geraten, in dem alles fast wie von allein funktioniert. „Ich versuche mich immer wieder in diesen Zustand von damals hineinzufühlen“, sagt Dujmovits beim Interviewtermin mit der „Presse am Sonntag“. Ein kompliziertes Unterfangen. „Es ist schwierig, völlig loszulassen, einfach nur Snowboard zu fahren und den Rest rundherum zu vergessen.“ Mission Gold. Schwierigkeiten, nach dem größtmöglichen Triumph neue Motivation zu finden, hatte Dujmovits in den vergangenen vier Jahren nie. Die Goldmedaille von Sotschi, sie ist zwar Genugtuung, aber zugleich auch immenser Antrieb. „Und der Beweis, dass ich es schon einmal geschafft habe.“Es mag für manchen Beobachter vielleicht etwas überheblich anmuten, aber wer schon einmal ganz oben gestanden ist, der kann sich mit weniger nicht wirklich zufrieden geben, dafür ist das Streben nach Erfolg zu stark ausgeprägt.
Dujmovits verfolgt seit nunmehr vier Jahren eine klare Vision: Olympiagold in Pyeongchang. „Ich habe mein ganzes Training, meine ganze Vorbereitung darauf ausgerichtet, nochmals Gold zu gewinnen, habe wirklich nichts dem Zufall überlassen. Ich könnte nicht so hart trainieren, wenn mein Ziel Silber wäre. Das interessiert mich