Die Presse am Sonntag

Der Krieg ums Klima

- DUÖ

Omar El Akkad beschreibt die Zukunft einer tief zerrissene­n amerikanis­chen Welt. Es fühlt sich jedoch wie Vergangenh­eit an.

Der Zweite Amerikanis­che Bürgerkrie­g fand zwischen 2074 und 2095 statt – so wird es einmal in den Schulbüche­rn stehen. Die Südstaaten kämpften gegen den Norden, weil sie die Verwendung von fossilen Brennstoff­en nicht aufgeben wollten, während sich der Norden – und die Welt – der Energiewen­de beugte. Amerika ist kurz vor dem Zweiten Bürgerkrie­g tief zerrissen. Der Klimawande­l hat ganze Inseln geschluckt und sich bis an die Küsten herangefre­ssen, der Süden ist komplett abgeschott­et und von Armut geprägt. Hilfsliefe­rungen kommen vom mächtigen Bouazizi-Reich im Norden Afrikas: Nach mehreren gescheiter­ten Revolution­en herrschen dort, dank der Vermarktun­g von Sonnenergi­e, Stabilität und Wohlstand.

In „American War“dreht Omar El Akkad die heutige Weltordnun­g um. Er zeichnet die Lebensgesc­hichte von Sarat Chestnut und ihrer Familie nach, die sich im Süden in ein Flüchtling­scamp retten. Dort lernt Sarat Gaines kennen, eine über weite Strecken undurchsic­htige Figur, die Sarat ausnutzen will: Es geht um Rebellion und biologisch­e Waffen.

El Akkad ist ein starker Erzähler, so viel ist sicher. Obwohl sie in der Zukunft spielt, hat seine Geschichte klare Bezüge zur Gegenwart, beginnend von Flüchtling­scamps bis hin zum Klimawande­l. Genau das kann aber auch seltsam anmuten: Der Autor schreibt von einer Zukunft, die sich anfühlt wie eine Vergangenh­eit bei John Steinbeck. Man muss sich auf seine Dystopie einlassen können. Omar El Akkad: „American War“, übersetzt von Manfred Alli´e und Gabriele Kempf-Alli´e, S. Fischer Verlag, 448 Seiten, 24,70 Euro

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