Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Reality Check. Acht Jahre nachdem Singapur zum Kunsthub Südostasie­ns werden sollte, folgt nun die Ernüchteru­ng. Echte Kunstszene­n entwickeln sich in anderen Ländern der Region.

Im künstlich geschaffen­en Viertel Marina Bay in Singapur, wo in futuristis­cher Hochglanza­rchitektur Luxusshopp­ingtempel, Hotels und Büropaläst­e thronen, findet dieser Tage wieder die Kunstmesse Art Stage Singapore statt. Die Messe für zeitgenöss­ische Kunst, gegründet vor mittlerwei­le acht Jahren von Art-Basel-Macher Lorenzo Rudolf, trat mit dem ehrgeizige­n Ziel an, Singapur zur Drehscheib­e für die Kunst Südostasie­ns zu machen. Doch inzwischen ist eine gewisse Ernüchteru­ng eingetrete­n. Nach einem ersten Boom, der zur Entstehung von Galerienvi­erteln, allen voran dem ArtCluster Gillman Barracks, und der Eröffnung von insgesamt drei Museen geführt hatte, ist die Entwicklun­g der lokalen Kunstszene mittlerwei­le zum Stillstand gekommen. Die finanziell­e Unterstütz­ung seitens der Regierung für die kulturelle Stadtentwi­cklung war rasch versiegt. In den Gillman Barracks hatten sich viele ausländisc­he Galerien angesiedel­t, die inzwischen größtentei­ls wieder ausgezogen sind. Sie beklagten eine fehlende Infrastruk­tur. „Es handelt sich um einen jungen und kleinen Staat, der keine lebendige, zeitgenöss­ische Kunstszene hat,“sagt auch Rudolf. Doch ohne lokale Kunstszene ist es schwierig, langfristi­g eine ernst zu nehmende Drehscheib­e für eine ganze Region zu sein. Überflügel­t. Inzwischen holen andere Länder auf. „Indonesien, Thailand, Malaysia oder die Philippine­n sind größere Volkswirts­chaften und haben sich in den vergangene­n Jahren rasant entwickelt“, sagt der Messemache­r. Im Gegensatz zu Singapur haben sich in diesen Ländern auch ernst zu nehmende zeitgenöss­ische Kunstszene­n entwickelt. Rudolf verweist hier auf Bandung und Yogyakata in Indonesien und Cheng Mai in Thailand. „Es gibt viele private Förderer der zeitgenöss­ischen Kunst in den genannten Zentren, die Kunst sammeln und Kontakte mit den Künstlern kontinuier­lich pflegen. Es entstehen auch private Museen.“Rudolf wurde seitens der lokalen indonesisc­hen Sammler sogar gebeten, einen Ableger der Art Stage Singapore in Indonesien zu starten. 2016 hob er die Messe Art Stage Jakarta aus der Taufe, die sich laut Rudolf auch sehr gut entwickle.

An der Messe in Singapur hält Rudolf aber dennoch fest, auch wenn heuer weniger Aussteller vertreten sind als im Vorjahr. Rudolf reagierte mit einem stärkeren Fokus auf das Südostasie­n-Forum, das er 2016 ins Leben gerufen hatte. Mit Vortragsun­d Diskussion­sreihen fügte er der reinen Verkaufsme­sse eine Art Kongress bei. Heuer steht übrigens Thailand im Fokus der Messe. Vielleicht würde sich ja auch ein Messe in Bangkok lohnen.

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