Wenn Thermalwasser heimisch
Auf 17 Hektar pflanzt die Firma Frutura in Bad Blumau Paradeiser, Gurken und Paprika an. Dank Geothermiewärme, die aus heißen Quellen kommt, gibt es auch im Winter Paradeiser.
Es ist, wie so oft, eine Frage der Betrachtungsweise. Es gibt Menschen, die sich fragen, ob es überhaupt notwendig sei, dass wir im Winter klassisches Sommergemüse wie Paradeiser oder Gurken essen – und sich nach reiflicher Überlegung dafür entscheiden, darauf zu verzichten. Es gibt aber auch Menschen (und das dürfte die Mehrheit sein), die lieber auf das schlechte Gewissen verzichten, indem sie gar nicht so genau darüber nachdenken und hin und wieder einfach das kaufen, worauf sie gerade Gusto haben. Immerhin sind die hübschen roten Früchte ja schon da. Und man soll ja auch nicht so viel wegschmeißen.
Es gibt aber auch ein Dazwischen. Oder genauer gesagt Menschen, die sich damit beschäftigen, wie man diese zwei Sichtweisen zusammenbringen kann. Wie man es schafft, auch im Winter gute Paradeiser zu produzieren, bei denen man kein schlechtes Gewissen zu haben braucht. Manfred Hohensinner ist so ein Mensch. „Wissen Sie, ich bin eigentlich ein sehr einfach denkender Mensch“, sagt er. Er halte sich nicht gern mit Gewissensfragen auf, sondern lieber mit Tatsachen. „Kritiker sagen, was brauchen wir Tomaten im Winter. Aber der Tomatenkonsum ist in Österreich in den vergangenen zehn Jahren um 100 Prozent gestiegen. Und 80 Prozent der Tomaten werden importiert.“
Also ist Hohensinner auf die Idee gekommen, in Bad Blumau Paradeiser und andere Gemüsesorten anzubauen, die mit Thermalwasser beheizt werden. Die Energiebilanz des Glashauses ist dadurch wesentlich besser als bei jenen, die mit anderen Energiequellen, meist Erdgas, geheizt werden.
Hohensinner ist auch jemand, der gern untertreibt. „Ich bin ein kleiner Bergbauer“, sagt er, bevor er seine Geschichte erzählt. Vom kleinen Bergbau- ern ist heute nichts mehr zu sehen. Das Glashaus, das er gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern in Bad Blumau hingestellt hat, hat eher die Ausmaße eines Glasdorfes. Derzeit wird hier auf 17 Hektar Gemüse in konventioneller und biologischer Qualität angebaut. 2019 sollen noch einmal sechs Hektar dazu kommen. Damit man sich darunter etwas vorstellen kann: Die Mitarbeiter legen hier die langen Strecken mit Fahrrädern zurück.
Aber zurück zum Bergbauern, der Hohensinner einmal war. Er hat da- Der Obst- und Gemüseproduzent und -vermarkter Frutura wurde 2002 von den Landwirten Manfred Hohensinner, Franz Städtler und Johann Schwarzenhofer gegründet. Derzeit wird in dem Glashaus in Bad Blumau konventionelles (auf ca. zwölf Hektar) und Biofruchtgemüse (4,3 Hektar) angebaut und mittels Geothermiewärme beheizt. Verkauft werden die Produkte über Spar. frutura.com mals, vor rund zwei Jahrzehnten von der Rind- und Milchwirtschaft gelebt. „Und wir hatten ein paar Streuobstwiesen. Das Obst haben wir mit einer Trocknungsanlage aus dem Jahr 1780 zu Dörrobst gemacht.“Irgendwann hat er sich mit zwei Kollegen, Hans Schwarzenhofer und Franz Städtler, zusammengetan und sich auf das Dörrobst spezialisiert, 1999 wurde die Firma Dörrobstland gegründet. „Ich war damals auch viel unterwegs und hab mir gedacht: Eigentlich ein Wahnsinn, was wir alles importieren.“
»Der Tomatenkonsum ist in den vergangenen zehn Jahren um 100 Prozent gestiegen.«
400 Millionen Jahre altes Wasser. Er ist dann recht bald auf Paradeiser gestoßen. „Es gibt ja bei uns schon im April Tomaten, die werden genauso im Winter gepflanzt, sonst werden sie ja nicht reif.“Er habe also gewusst, es gibt die Technologie, um auch in der kalten Jahreszeit Paradeiser zu produzieren. „Und wir leben hier in einer Thermenregion, in der wir heißes Wasser haben. Warum nehmen wir das nur zum Baden? Warum bohren wir nicht zwei Löcher in den Boden. Bei einem kommt das heiße Wasser raus, wir ziehen