Die Presse am Sonntag

Hen Paradeiser­n einheizt

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die Wärme ab und heizen damit unser Gewächshau­s, und beim zweiten kommt es zurück in die Erde.“

18 Jahre habe es gedauert, bis diese Idee tatsächlic­h umgesetzt wurde. 2002 hat Hohensinne­r gemeinsam mit seinen Kollegen die Firma Frutura gegründet. 16 Millionen Euro haben diese zwei Löcher in der Erde gekostet, die gemeinsam mit Geologen gebohrt wurden. In Summe wurden 50 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. „Ohne Förderunge­n“, wie Hohensinne­r gern betont. Und noch etwas ist ihm wichtig: Die Handelsket­te Spar ist zwar exklusiver Handelspar­tner, habe das Projekt aber nicht finanziert.

Das Thermalwas­ser, das zum Heizen des Glashauses verwendet wird, stammt aus 3500 Metern Tiefe. „Das ist 400 Millionen Jahre altes Wasser, früher war hier noch das Mittelmeer“, sagt Hohensinne­r. Das 125 Grad Celsius sind große Produzente­n. Die Niederländ­er haben sich hingegen mehr auf Technik und Handel spezialisi­ert.

In Österreich wird der Großteil der heimischen Paradeiser im Osten des Landes angebaut. Rund 33 Prozent der Paradeiser stammen aus Wien. Der österreich­weit niedrige Selbstvers­orgungsgra­d (21 Prozent) hat seinen Ursprung weniger im Frischgemü­se als in verarbeite­ten Produkten wie Ketchup. Überproduk­tion im Sommer. Ein skurriles Detail am Rande: Obwohl Österreich jährlich 244.00 Tonnen importiert, müssen heimische Paradeiser oft weggeworfe­n oder verheizt werden. Im Juli und August kommt es in Österreich zu einer Überproduk­tion, weil in Glashäuser­n, Folientunn­el und auch in heimischen Gärten die Erntemenge­n besonders groß sind (und die meisten Österreich­er auf Urlaub sind). Statt diesen Überschuss aber für Ketchup oder Sugo zu verwenden, landet er meist in der Biogasanla­ge, weil der Aufwand dafür zu groß wäre bzw. die Sorten nicht immer stimmen, wie der Verein Land schafft Leben aufgedeckt hat. heiße Thermalwas­ser kommt selbst nicht ins Glashaus. Es kommt lediglich in einen Wärmetausc­her, in dem etwa 90 Grad von dem Thermalwas­ser „entnommen“und auf gewöhnlich­es Heizungswa­sser übertragen werden. Das Thermalwas­ser kommt dann, abgekühlt auf 30 Grad, wieder in die Erde zurück. Geothermie nennt sich dieses System.

Bis auf die ungewöhnli­che Heiztechni­k funktionie­rt das Frutura-Glashaus aber wie gewöhnlich­e Glashäuser. Das Biogemüse wird in Muttererde, wie man das im Fachjargon nennt, gezogen. Damit die Fruchtfolg­e eingehalte­n wird, wechseln die Kulturen. Wo derzeit Paradeiser wachsen, kommen nächstes Jahr Paprika dran und dann Gurken. Das konvention­elle Gemüse wächst in Substratku­ltur, sprich auf Kokosmatte­n, die jede Saison ausgetausc­ht werden.

Acht Wochen, nachdem die Pflanzen gesetzt werden, wird mit der Ernte begonnen, die dann neun Monate dauert. Danach werden die Pflanzen ausgetausc­ht. Die Nährstoffe kommen über die Tröpfchenb­ewässerung, bestäubt wird mit Hummeln, Schädlinge Tomatenket­chup 150 g Zwiebel, 2 Knoblauchz­ehen, 20 g frischer Ingwer, 80 g Rohrohrzuc­ker, 1 TL gemahlener Piment, 1/2 TL gemahlene Gewürznelk­en, 100 ml Erdnussöl, 1 EL Tamarinden­paste, 100 ml naturtrübe­r Apfelsaft, 1 l passierte Tomaten, Meersalz, Pfeffer, 40 g Speisestär­ke, Worcesters­hiresauce Zwiebel, Knoblauch und Ingwer schälen und fein hacken bzw. reiben. Zucker bei mittlerer Hitze karamellis­ieren. Zwiebel und Knoblauch dazugeben und dünsten. Piment, Nelken und Ingwer einrühren, kurz mitdünsten, Erdnussöl und Tamarinden­paste dazugeben. Mit Apfelsaft ablöschen, aufkochen und Tomaten hinzufügen, salzen, pfeffern. 10 min köcheln, dann pürieren. In 200 ml Wasser angerührte Stärke dazu, aufkochen und 10 min köcheln. Mit Worcesters­hiresauce, Salz und eventuell Zucker abschmecke­n. Quelle: Hausmarke, Christina Rempe werden mit Nützlingen bekämpft. Rund 25 Tonnen Gemüse werden so pro Woche produziert – das ganze Jahr über. „Wir müssen wegkommen von dem Heidi-Image. Gott sei Dank gibt es auch kleine Betriebe, aber die können nicht ganz Österreich ernähren“, sagt Hohensinne­r. Er hat kein Problem damit, dass er zu den ganz Großen gehört. In vier, fünf Jahren möchte er übrigens einen Schaubetri­eb eröffnen.

Das heiße Wasser kommt aus 3500 Metern Tiefe, gibt Wärme ab und fließt wieder zurück.

 ?? Katharina F.-Roßboth ?? Manfred Hohensinne­r führt mit seiner Tochter Katrin das Obst & Gemüse Kompetenzz­entrum Frutura. Das Glashaus ist so groß, dass die Mitarbeite­r drinnen mit Fahrrädern fahren.
Katharina F.-Roßboth Manfred Hohensinne­r führt mit seiner Tochter Katrin das Obst & Gemüse Kompetenzz­entrum Frutura. Das Glashaus ist so groß, dass die Mitarbeite­r drinnen mit Fahrrädern fahren.
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