Opale in Maissau
Trotz Insolvenz hat die Amethystwelt wie gehabt offen.
Schmuck der Neandertaler. Sondern etwa auch über den Grund, wieso Opale so wunderbar glänzen: weil sie aus kleinsten Silikatkügelchen bestehen. Fällt Licht auf den Stein, wird es je nach Größe dieser Kügelchen unterschiedlich stark gebeugt, was zu dem lebhaften Farbenspiel – in der Fachwelt heißt es Opalisieren – führt.
Zu sehen sind aber auch einige der ältesten Teile der Sammlung: Schmucksteine aus dem 16. Jahrhundert, die aus der Kunst- und Wunderkammer im Tiroler Schloss Ambras stammen und seit Langem im Naturhistorischen Museum sind. Bei einigen Edelsteinen ist es vor allem die Geschichte dahinter, die fasziniert: In einer kleinen Glasschale liegen ein paar Objekte, die auf den ersten Blick wie unspektakuläre grau-schwarze Steinchen aussehen. Tatsächlich handelt es sich aber um kleine Diamanten. Diese holte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen nach Wien, als er 1750 in Florenz die Naturaliensammlung des Gelehrten Jean de Baillou aufkaufte, die 35 Laden mit Edelsteinen enthielt. Der Kaiser hatte die Idee, mehrere kleine Diamanten zu einem großen zusammenzuschmelzen. Dies wollte er mithilfe eines Brennspiegels bewerkstelligen – allerdings gelang der Versuch nicht: Die Diamanten verschmolzen nicht, sondern „verkohlten“. Der Kaiser bekam zwar keinen großen Diamanten, bewies aber so die Brennbarkeit von Diamanten.
Gleich daneben glitzert eine Glasreplik des berühmten Florentiner Diamanten. Dieser 137,27 Karat schwere Diamant war lange Zeit der einzig berühmte Diamant im Besitz der Habsburger – seit 1918 allerdings gilt er als verschollen.
Neu hinzugekommen ist ein kleiner Bereich, der sich den Edelsteinsynthesen widmet: Galten sie lang als billigere Fälschung echter Steine, kommen sie heute auch in Technik und Medizin zum Einsatz, etwa Rubinlaser in der Zahntechnik.
Zu lesen sind Informationen wie diese auf den neuen Texttafeln: Auf ihnen sollen jene Fragen beantwortet werden, die während der Führungen am häufigsten gestellt werden. Apropos: Für interessierte Besucher empfiehlt sich jedenfalls eine der Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (siehe Infobox). Auch für Kinder gibt es – in den Semesterferien mehrmals täglich – eigene Touren durch die Edelsteinsammlung. Anfang Jänner schien es, als stünde die Amethystwelt in Maissau vor dem Aus: Die Touristenattraktion im Weinviertel gab ihre Insolvenz bekannt. Passiva von 2,1 Millionen Euro hatten sich angehäuft, ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung wurde beim zuständigen Landesgericht Korneuburg beantragt. Hauptursache für die Insolvenz war ein starker Besucher- und daraus folgender Umsatzrückgang.
Während im Hintergrund Restrukturierungsmaßnahmen laufen, bleibt für die Besucher trotzdem vorläufig alles beim Alten: Der Betrieb wird wie gehabt fortgeführt, die Amethystwelt samt ihrer Hauptattraktion – der weltweit größten freigelegten Amethystader – ist wie gehabt zugänglich. sonderschau über opale. Derzeit allerdings ist der Besuch – wie immer im Winter – eingeschränkt möglich: Bis 2. März hat die Amethystwelt nur an den Wochenenden geöffnet. Besuchen kann man samstags und sonntags den Amethyststollen sowie das Edelsteinhaus (beides jeweils nur im Rahmen einer Führung). Das vor allem für Familien interessante Schatzgräberfeld, InFo in dem man selbst nach Amethysten graben kann, sperrt traditionell erst im April auf, wenn es wärmer wird.
Ab 3. März wird die Amethystwelt wieder täglich geöffnet haben – an diesem Tag ist auch die heurige Sonderausstellung erstmals zu sehen, die sich – nach den „Fancy Diamonds“im Vorjahr – in diesem Jahr den Opalen widmet. Der Höhepunkt der kommenden Sonderausstellung („Opale – das edelste Feuer der Welt“) wird der weltweit größte je gefundene Boulder-Opal sein, der zum ersten Mal überhaupt gezeigt wird. Er wurde im Nordosten Australiens entdeckt.
Der 42 Kilogramm schwere Boulder-Opal wird aber naturgemäß nicht der einzige Edelstein sein, den man im Zuge der Sonderschau sehen wird können. Da Opale als Edelsteine mit besonders breitem Farbspiel gelten, möchte man die verschiedenen Ausprägungen zeigen: Die Exponate stammen aus Dutzenden Ländern von Australien bis Mexiko. mpm
Amethystwelt Maissau, Horner Str. 36, 3712 Maissau. Tel.: 02958/84480. Geöffnet derzeit Sa u. So: 10–17 Uhr, ab 3. März tägl. www.amethystwelt.at
Schon die Neandertaler trugen Vogelklauen als Schmuckstücke.