Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Mit einer Mahnung zur Vorsicht haben wir in der Vorwoche diese Kolumne gestartet. Mit einer Mahnung zur Vorsicht setzen wir diese Woche fort. Zu sichtbar ist geworden, dass sich Nervosität in die Märkte eingeschli­chen hat. Das muss noch keine Panik auslösen, zumal auf längere Zeit kein Weg an Aktien vorbeiführ­t und auch die Konjunktur brummt wie seit Jahren nicht.

Aber gerade der europäisch­e Aktienmark­t und insbesonde­re der deutsche DAX haben zuletzt gehörig Federn gelassen. Der DAX fiel unter 12.800 Punkte, damit auf das Niveau von September. Vor eineinhalb Wochen hatte er das Rekordhoch von 13.596 Punkten markiert. Impulse aus den USA haben damals noch gewirkt. Nun schwächeln Aktien aus Angst vor einer schnellere­n Zinserhöhu­ng auch dort.

Übrigens: Man muss stilistisc­h kein Freund von US-Präsident Donald Trump sein. Aber der mediale Fokus auf die Haltungsno­ten verstellt doch den Blick dafür, dass seine Standortpo­litik (siehe Artikel unten) in Europa ihresgleic­hen sucht. Und selbst wenn in Europas Lokomotive, Deutschlan­d, die Koalition bald steht, ist vom halblinken Bündnis nicht gleich ein nachhaltig­er Reformwurf zur Standortau­fwertung zu erwarten. Kanzlerin Angela Merkel hat selbst in stärkeren Zeiten nur die Früchte der Agenda 2010 ihres Vorgängers geerntet. Das Land lebt von der Substanz, zu wenig wird investiert.

Abgesehen von diesem längerfris­tigen Manko ziehen derzeit große Investoren auch kürzerfris­tig ihr Geld aus Europa in die USA ab. Im Verein mit dem erstarkten Euro und den gestiegene­n Anleiheren­diten drückt das auf die Aktien. Der Druck kann noch dauern. Aber nicht alles in Europa muss nun mit Skepsis gesehen werden. Mancher Wert wirkt sogar besonders attraktiv.

Etwa der in der Schweiz notierende steirische Chipherste­ller ams (ISIN: AT0000A18X­M4), der sich 2017 zum Börsenlieb­ling entwickelt hat und den wir vor Jahreswech­sel zu einem der heißen Kandidaten auch für 2018 erkoren haben. Kürzlich ist es zwar zu einem Kurseinbru­ch gekommen, weil die star- ke Bindung an Apple wieder als Risiko aufgepoppt ist und natürlich weiter besteht. Aber die Bekanntgab­e vom Montag, dass die Verkaufser­löse im vierten Quartal um 252 Prozent auf 470 Mio. Euro stiegen und die Umsatzwach­stumserwar­tung stark angehoben wurde, trieb das Papier um 24 Prozent. Am Dienstag werden die Finanzzahl­en für 2017 mitgeteilt. Credit Suisse hat schon einmal das Kursziel von 125 auf 140 Franken erhöht, Barclays bleibt bei 120 Franken. Die Aktie kostet 90 Franken.

In den USA vermeldete soeben der weltgrößte Onlinehänd­ler, Amazon (ISIN: US02313510­67), einen Umsatzund Gewinnreko­rd. Unter anderem erntet er die Früchte der Steuerrefo­rm. Seine Expansions­pläne gehen so weit, dass er nun mit der US-Bank JP Morgan und dem Investor Warren Buffett eine Krankenkas­se gründen will. Der größte Optimist, Goldman Sachs, hat das Kursziel für die Aktie, die nun 1455 Dollar kostet, auf 1825 Dollar erhöht und bleibt bei „Conviction Buy“.

Was noch gefällt? Die Fast-FoodKette McDonald’s (ISIN: US5801351 017), deren Zahlen für 2017 diese Woche die Analystenp­rognosen übertrof- fen haben. Gewinnmitn­ahmen drückten die Aktie auf 170 Dollar. Zehn bis 20 Prozent sind wohl zu holen.

Auch andernorts steht die Welt nicht still. Da sich die USA mit neuen Sanktionen gegen Russland vorerst zurückhalt­en, lohnen die dort niedrig bewerteten Aktien wieder einen Blick. So die des russlandwe­it zweitgrößt­en und privaten Gaskonzern­s Novatek (ISIN: US66988810­90), der sich auf die Produktion von Flüssiggas (LNG) spezialisi­ert und im Dezember den Export gestartet hat. Ein solides Unternehme­n, das eng mit der französisc­hen Total und China kooperiert. Eine zweite Produktion­slinie geht im September in Betrieb, die staatlich geförderte­n Ausbauplän­e sind groß. Da tut sich einiges, wie auch die Bewegung der Aktie zeigt.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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AFP Amazon-Chef Jeff Bezos blickt weit. Die Zahlen des Konzerns geben ihm recht.

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