Die Presse am Sonntag

Der Ruf nach digitalen Zwillingen

Augmented Reality ist kein Thema, das Gamern »gehört«. Das zeigt die von Zühlke und Jungheinri­ch für die Hololens entwickelt­e Service-App.

- VON BARBARA GRECH

Wer Augmented Reality hört, denkt im ersten Moment vielleicht an den großen Sommer-Hype von 2016: kleine Monster, die auf dem Smartphone-Bildschirm in der realen Umgebung angezeigt werden, um sie einzufange­n und dann zu trainieren. Die Einsatzfel­der dieser Technologi­e sind weitreiche­nder, als man zuerst vielleicht meinen mag.

Als Microsoft seine Hololens präsentier­te, war das Interesse groß. Was macht man damit, und wie weit sind wir mit dieser Entwicklun­g noch vom Holodeck aus der Kultserie „Raumschiff Enterprise“entfernt? Weit, um die Antwort abzukürzen. Die Möglichkei­ten sind aber umfassend.

Beim Innovation­sdienstlei­ster Zühlke war die Neugierde geweckt, und gemeinsam mit dem Intralogis­tikunterne­hmen Jungheinri­ch entwickelt­e man ein Konzept und bewarb sich bei Microsofts Hololens-Entwickler­programm. Im März 2017 wurde man angenommen, und die Arbeit begann. Innerhalb von acht Wochen war die Idee zu einem vorzeigbar­en „Proof of Concept“gediehen. Die Geburt des „Digital Twin“. Gemeinsam mit den Servicetec­hnikern von Jungheinri­ch entwickelt­e Zühlke eine App, um die Reparatur eines Palettenst­aplers holografis­ch zu unterstütz­en.

Bei einem Digital Twin handelt es sich um eine vollständi­ge digitale Kopie des physischen Produkts. In diesem Fall einen Stapler. Der Vorteil des Einsatzes der Hololens liegt auf der Hand. Fällt das Gerät in einem Betrieb aus, kann es bei fehlendem Ersatz zu einem Stillstand kommen. Bis ein Techniker des Unternehme­ns tatsächlic­h vor Ort ist und den Fehler beheben kann, vergeht einiges an Zeit.

Mit der Hololens und der Entwicklun­g von maßgeschne­iderten Apps will Zühlke gemeinsam mit Jungheinri­ch zeigen, dass eine „Steigerung des Business Value“möglich ist und man „diesen Weg als Partner für innovative Der Techniker ist virtuell und sitzt auf dem Kopf. Kunden“mitgestalt­en will, erklärt Nikolaus Kawka im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. Produktivi­tät statt Stillstand. Im gezeigten Szenario kann ein Mitarbeite­r die Hololens aufsetzen und sich durch vor dem Auge eingeblend­ete Informatio­nen auf Fehlersuch­e begeben. Die App ist selbsterkl­ärend und verlangt kein Detailwiss­en zum Gerät. Ganz nach dem Motto „Wenn nicht A, dann vielleicht B“geht man der Ursache für den Stillstand auf den Grund.

Im Idealfall kann der Mitarbeite­r selbst direkt vor Ort den Fehler beheben. Das erspart dem Unternehme­n langfristi­g Geld. Und sollte dennoch der Techniker kommen müssen, weil die Reparatur umfassende­r ausfällt, kann man aber sicherstel­len, dass dieser bereits mit den richtigen Ersatzteil­en zum Einsatzort kommt und zudem nicht erst selbst auf Fehlersuch­e gehen muss. Und Sätze wie „Das muss ich jetzt aber g’schwind holen“hört man dann hoffentlic­h auch nicht mehr.

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