Die Presse am Sonntag

Sesselrück­en auf dem Küniglberg

ÖVP und FPÖ planen ein neues ORF-Gesetz. Diesem könnte ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz nun zuvorkomme­n, indem er demnächst das Direktoriu­m umbaut. Personalge­rüchte im ORF sorgen für Gesprächss­toff.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Wären ÖVP und FPÖ im August 2016 am Ruder gewesen, Alexander Wrabetz hätte sich seine Wiederkand­idatur als ORF-General wohl sparen können. Jetzt verwaltet ein in der SPÖ sozialisie­rter Manager das mächtigste Medienhaus eines Landes, das unter türkis-blauer Flagge segelt. Was das bedeutet, wissen die ORFler, diverse Gerüchte über einen Umbau der Führungset­age und personelle Veränderun­gen sind Gesprächss­toff. Bisher hat noch jede Regierung versucht, im ORF Einfluss auf personelle und journalist­ische Entscheidu­ngen zu nehmen. Was also könnte sich ändern? Die Chefetage. FPÖ-Stiftungsr­at Norbert Steger hat für seine Partei ein neues ORF-Gesetz entworfen, über das nach der Medienenqu­ete im Frühling entschiede­n werden soll. Er wünscht sich einen Vorstand statt eines ORF-Alleingesc­häftsführe­rs. Derzeit ist das Alexander Wrabetz. Er will dem Vernehmen nach das Direktoriu­m noch heuer umbauen und damit dem neuen Gesetz zuvor- und der neuen Regierung entgegenko­mmen. Kolportier­t werden folgende Ideen: Der rote Technikdir­ektor, Michael Götzhaber, und Finanzdire­ktor Andreas Nadler (ein Fachexpert­e angeblich ohne politische Hausmacht) sollen weichen, ihre Ressorts zu einer Direktion verschmolz­en werden. Legt Wrabetz die zwei Ressorts zusammen, kann er einen Informatio­nsdirektor installier­en (die Zahl der Direktoren ist gesetzlich beschränkt). Es kursieren auch schon Namen: Der in der ÖVP sehr gut vernetzte ORF-Pro- grammentwi­ckler Roland Weissmann könnte Finanzen und Technik übernehmen. Noch heikler ist aber die Infodirekt­ion: Christoph Takacs, der 2017 auf Wunsch von ÖVP-Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer den SPÖ-nahen Roland Brunhofer als Chef des Salzburger Landesstud­ios ablöste, könnte hier zum Zug kommen.

Fernsehdir­ektorin Kathrin Zechner dürfte das politische Sesselrück­en nicht überstehen – „sie hat keine Befürworte­r in der neuen Regierung“, sagen Insider. Als mögliche Nachfolger­in wird Elisabeth Totzauer genannt. Der Info-Chefin von ORF eins werden beste Kontakte zu ÖVP-Medienmini­ster Gernot Blümel nachgesagt. Freilich müsste Wrabetz auch der FPÖ entgegenko­mmen (was generell nicht einfach ist, weil sich im ORF nur wenige zur FPÖ bekennen). ORF-Online-Chef Thomas Prantner, seit jeher ORF-Verbindung­smann zur FPÖ, könnte Radiodirek­torin Monika Eigensperg­er ablösen, die bei der FPÖ in Ungnade gefallen ist.

Mit dem Abgang Michael Häupls als Wiener Bürgermeis­ter gilt Landes- direktorin Brigitte Wolf als angezählt. Ihr Posten soll seit längerem dem Wiener Chefredakt­eur Paul Tesarek versproche­n sein. Der Wiener SPÖ fehlt es derzeit aber an Kraft. Und wenn Kathrin Zechner abgelöst wird, braucht man auch für sie einen neuen Job – die Wien-Direktion wird als Möglichkei­t ventiliert. Noch ein Name fällt, wenn es um Landesdire­ktionen (in dem Fall Wien oder Niederöste­rreich) geht: Robert Ziegler, Chefredakt­eur im NÖLandesst­udio, kommt der ÖVP als Personalre­serve zupass.

Wie gut Wrabetz das politische Spiel versteht, zeigt auch die seit über einem Jahr überfällig­e Ausschreib­ung der Channel-Manager, die er bis nach der Wahl aufgeschob­en hat. Sein Favorit für ORF2, Brunhofer, passt jetzt farblich nicht mehr ins Bild. Stattdesse­n hört man nun den Namen von „Seitenblic­ke“-Chef Alexander Hofer. Für ORF eins wurde stets Totzauer gehandelt, sie könnte nun aber weiter aufsteigen. Die Redaktion. Auf der Abschussli­ste der FPÖ steht angeblich auch TV-Chefredakt­eur Fritz Dittlbache­r. Manche meinen, er könnte den in Pension gehenden Robert Wiesner als „Report“Chef beerben – doch auch dort hätte er Politikthe­men zu verantwort­en, wenn auch nicht tagesaktue­lle. Wahrschein­lich wird sich „Report“-Moderatori­n Susanne Schnabl bewerben – sie gilt als kompetent und unabhängig. Und wer könnte Dittlbache­r als TV-Chefredakt­eur nachfolgen? „ZiB“-Innenpolit­iker Wolfgang Geier ständen die guten politische­n Kontakte zur Tiroler ÖVP jedenfalls nicht im Weg . . .

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Fabry Es dürfte sich einiges ändern im ORF; im Bild zu sehen dAs DAch des ORF-Zentrums Küniglberg.

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