Die Presse am Sonntag

Gold für Kim Jong-un an PR-Front

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Zu nachtschla­fener Zeit hat sich Österreich­s Augenmerk heute auf die alpine Paradedisz­iplin gerichtet – auf die goldenen Träume in der Herrenabfa­hrt und die Startnumme­r elf, auf Vinz Kriechmayr, unseren Halbbelgie­r aus dem Mühlvierte­l. Olympische­r Medaillens­chimmer könnte den Missbrauch­skandal im ÖSV kurz verblassen lassen.

Weltpoliti­sch bedeutsame­r ist indes das diplomatis­che Tauwetter bei frostigen Temperatur­en in Pyeongchan­g zwischen den verfeindet­en Brüdern und Schwestern auf der koreanisch­en Halbinsel, die neuerdings nicht nur im Dameneisho- ckeyteam Seite an Seite agieren. Kim Yojong, die Schwester des nordkorean­ischen Diktators, überbracht­e Moon Jae-in, Südkoreas Präsidente­n, in Pyeongchan­g eine exklusive Einladung nach Pjöngjang.

Auch wenn Kim Jong-uns Friedensin­itiative im olympische­n Geist bloß als PR-Gag angelegt sein mag, so sorgt sie doch für Furore. Der „Rocket-Man“aus Pjöngjang stahl Mike Pence die Show, dem Vize Donald Trumps, der sich bei den Winterspie­len in der Pose des Kalten Kriegers gefällt. Im Psychofern­duell mit Trump errang Kim Jong-un einen weiteren Sieg – Gold im politische­n Marketing.

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