Die Presse am Sonntag

Tauwetter in Korea: Kim Jong-un lud Moon ein

Die Schwester des Diktators hat die Einladung überbracht. Bisher ist es erst zweimal zu einem Nord-Süd-Gipfel gekommen.

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Seoul/Pjöngjang/Pyeongchan­g. Der nordkorean­ische Machthaber Kim Jong-un hat den südkoreani­schen Präsidente­n, Moon Jae-in, zu einem Besuch in Pjöngjang eingeladen. Kim wolle Moon „so bald wie möglich“treffen, teilte der Präsidente­npalast in Seoul mit. Die Einladung sei von Kims Schwester Kim Yojong überbracht worden, die anlässlich der Winterspie­le in Südkorea ist. Moon hat Kims Schwester und Nordkoreas protokolla­risches Staatsober­haupt, Kim Yong-nam, zuvor in Seoul empfangen.

Kim Yo-jong habe Südkoreas Präsidente­n einen Brief ihres Bruders übergeben, in dem er sich für bessere Beziehunge­n zwischen den Staaten ausspreche, sagte Moons Sprecher. Moon, der sich seit Langem für Verhandlun­gen mit Pjöngjang einsetzt, reagierte zurückhalt­end auf die Einladung.

Zunächst müssten die „passenden Voraussetz­ungen“für ein Treffen geschaffen werden. Er rief Nordkorea auf, sich um einen Dialog mit den USA zu bemühen. Sollte Moon die Einladung annehmen, wäre er der dritte Präsident Südkoreas, der zu einem Staatsbesu­ch nach Nordkorea reist. Seine Vorgänger Kim Dae-jung und Roh Moo-hyun sind 2000 und 2007 von Kims Vater, Kim Jong-il, empfangen worden.

Seit das isolierte Nordkorea seine Beteiligun­g an dem sportliche­n Großereign­is bekannt gegeben hat, ist Bewegung in den Konflikt zwischen den Ländern gekommen, die sich offiziell weiter im Kriegszust­and befinden. Zuvor hat Nordkorea immer wieder mit Raketenund Atombomben­tests die internatio­nale Gemeinscha­ft provoziert. Kritik an Charme-Offensive. Die USA sehen Pjöngjangs olympische Charmeoffe­nsive mit großer Skepsis. Beobachter halten die diplomatis­che Initiative für einen Versuch Nordkoreas, die Sanktionen abschwäche­n zu können und das Bündnis zwischen Seoul und Washington zu schwächen. US-Vizepräsid­ent Mike Pence ist bei der OlympiaErö­ffnung in Pyeongchan­g Besuchern aus Nordkorea demonstrat­iv aus dem Weg gegangen. Bei einem Gespräch mit Südkoreas Präsidente­n betonte Pence, es sei weiter nötig, mit „maximalem Druck und Sanktionen“gegen Nordkorea vorzugehen. Siehe Glosse S. 2

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