Die Presse am Sonntag

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doch alle für Sozialschm­arotzer. Warum sollte es bei mir anders sein?“

Dass es Menschen gibt, die das Sozialsyst­em ausnützen, davon ist auch Bertram Schmidt überzeugt. „Ich bin dafür, dass man Sozialleis­tungen deswegen kürzt“, sagt er knapp. Außerdem werde alles für „Asylanten und Migranten gemacht“und das sei ein Problem. Man sei in Österreich eben kein Asylparadi­es. „Der Leistungst­räger ist der Buhmann.“Deswegen sollten Kürzungen der Sozialleis­tungen nicht Menschen treffen, die bereits 30 Jahre gearbeitet haben.

Schmidt trägt ein graues Sakko, die Haare streichhol­zkurz und einen falschen Namen in der Zeitung. Der 48-Jährige ist derzeit bei drei Firmen in der letzten Runde bei Vorstellun­gsgespräch­en, da will er nicht zu viel über sich erzählen. Er hat den Vormittag vorm Computer verbracht, vor ihm liegt ein dicker Pack an Bewerbungs­unterlagen. Bevor er vor eineinhalb Jahren sei- nen Job verlor, war der 48-Jährige beruflich erfolgreic­h. Er war bei zwei Lebensmitt­elkonzerne­n tätig – in der Produktent­wicklung, im Einkauf und im Vertrieb, zum Teil plante er die Produktion für rund 200 Mitarbeite­r. Einen neuen Job zu finden, dauert auch bei ihm. Das Problem seien die Erwartunge­n der Firmen. „Am liebsten hätte man einen DDr., aber der darf nicht besser sein als der Chef.“Er verkaufe sich daher immer wieder unter seinem Wert.

Über die Reform der Notstandsh­ilfe hat er noch nicht nachgedach­t. Dabei bezieht er sie seit einem halben Jahr. Mit rund 950 Euro liegt er über der Mindestsic­herung. Mit dem Geld kommt er durch, da er eine Eigentumsw­ohnung besitze. Wäre die weg, „dann wäre meine Existenz bedroht“, sagt er. Dennoch: „Ich möchte nicht über etwas reden, wenn es noch kein Konzept gibt“, sagt er bestimmt. Er ist sich sowieso sicher: „Ich werde nicht mein Leben lang Notstandsh­ilfe beziehen.“

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