Mann für alles – der Concierge ist da
Stefan Partoll-Martini besorgt am 31. Dezember Karten für das Neujahrskonzert, pinke Elefanten für Kindergeburtstage und arrangiert Tˆete-`a-Tˆetes mit berühmten Künstlern. Bis zu 48.000 Euro im Jahr zahlen betuchte Kunden für ihren persönlichen Lifestyle
Einen langweiligen Arbeitsalltag hat Stefan Partoll-Martini eher selten. Kürzlich wollte eine seiner Kundinnen unbedingt eine streng limitierte Handtasche des Luxuslabels Herm`es haben. Oft gibt es von diesen Taschen nur tausend Stück weltweit – entsprechend schnell sind sie vergriffen. Partoll-Martini und sein Team konnten sie trotzdem binnen weniger Stunden besorgen. Es kommt auch vor, dass ihm seine Kunden Bilder von Schuhen schicken, die sie im Internet gesehen haben – ohne zu wissen, wer der Designer ist. Diese Dinge trotzdem zu beschaffen ist sein Job: PartollMartini ist Concierge – oder „LifestyleManager“, wie er lieber sagt.
Seit 2008 baut er den ÖsterreichAbleger der britischen Quintessentially-Gruppe auf. Ein Unternehmen, das im Jahr 2000 in London als klassischer Concierge-Service begann, der sich um Tischreservierungen kümmerte und seinen Kunden Zutritt zu den in Großbritannien beliebten Private Members Clubs kümmerte. Heute hat Quintessentially mehr als 60 Filialen und rund 250.000 Kunden auf der ganzen Welt. Und nimmt wohlhabenden bis sehr reichen Menschen die Mühen des Alltags ab. Das können Tisch- und Hotelreservierungen sein. Aber eben auch sehr viel ausgefallenere Aufträge. „Gar nicht so teuer.“In Metropolen wie London und New York hat der Concierge Tradition. Jetzt kommt er auch in Österreich an. „Es kommen immer mehr Österreicher auf den Geschmack eines Lifestyle-Managers. In den letzten ein bis zwei Jahren hat es einen richtigen Aufschwung gegeben“, sagt Partoll-Martini. Details zu den Mitgliederzahlen nennt er der Firmenphilosophie folgend keine, aber sie seien im höheren zweistelligen Bereich. Auch für die nächsten Jahre rechnet er mit einer steigenden Nachfrage.
Ähnliches berichtet Katrin Veigl von der Concierge-Agentur William Premium Services in Wien, die Concierge-Dienste für Luxusimmobilien organisiert. „Der Trend ist definitiv in Wien angekommen“, sagt sie. Zum einen, weil Wien internationaler werde und Expats, die zu Hause an den Concierge gewöhnt sind, auch in Wien einen wünschen. „Aber auch immer mehr Wiener kommen auf den Geschmack“, erzählt Veigl. So ein Concierge-Service sei auch gar nicht so teuer, wie man sich das vorstelle – je nach Bedarf muss man zwischen 30 und 300 Euro monatlich einplanen.
Die Concierges, die Veigl beschäftigt, sind teilweise ständig in den Wohnhäusern vor Ort und teils auf Abruf verfügbar. Sie erledigen alles mögliche: Wäsche zur Reinigung bringen, die Wohnung lüften, einkaufen gehen, das Auto auftanken, die Kinder in die Schule bringen. „Die Bewohner sind froh, wenn ihnen jemand diese zeitaufwendigen Aufgaben abnimmt“, sagt Veigl.
Auch Partoll-Martini verspricht, seinen Kunden „Zeit und Geld zu sparen“. Quintessentially übernimmt einfache Aufgaben – etwa den Termin bei der Maniküre reservieren, den Hundesitter oder den Chauffeur buchen. Aber Partoll-Martini ist gleichzeitig auch Mann für alles – beziehungsweise alles, was innerhalb der gesetzlichen und moralischen Grenzen liegt. So organisiere er etwa keine Besuche in Bordellen. Das sei zwar legal, „aber das ist nicht unser Stil“, so Partoll-Martini.
Dafür so ziemlich alles andere. Vor zwei Jahren am Valentinstag rief ihn ein Kunde um 18.30 an und bestellte 500 Rosen, die bis 21.00 bei einer Dame in einem Dorf in Vorarlberg sein sollten. Egal, woher, egal, zu welchem Preis. Partoll-Martini ließ seine Mitarbeiter Blumenhändler im In- und Ausland durchtelefonieren und wurde schließlich in Zürich fündig, für zehn Schweizer Franken (8,6 Euro) pro Rose.
Eine mehr als zweistündige Taxifahrt später waren die Blumen am Ziel und der Kunde zufrieden. Oder: Eine sehr wohlhabende Dame bestellte bei Partoll-Martini ein Kilo Bio-Heidelbeeren. An sich keine große Sache – doch sie mussten alle gleich groß sein. Oder der sehr reiche Mann, der Luxusautos sammelt. Und alle 35 Wagen eins zu eins als Modelle nachgebaut wünschte. „Da kostet ein Stück bis zu 5000 Euro.“ Neujahrskonzert ist Standard. Gern erzählt Partoll-Martini auch die Geschichte des Verhüllungskünstlers Christo, den ein Kunde unbedingt treffen wollte. Der Mann ließ sich im Privatjet zu Christos „Floating Piers“in die Lombardei fliegen. Und erwähnte nebenbei, dass er den Künstler gern persönlich treffen würde. Partoll-Martini und sein Team setzten alle Hebel in Bewegung. Am Ende verbrachte sein Kunde den ganzen Tag mit Christo, inklusive Mittagessen und Privatführung.
Der Kunde hatte nicht einmal eine offizielle Anfrage gestellt. Das ist das Prinzip von Quintessentially: „Wir sind ein proaktiver Service“, sagt PartollMartini. „Der Kunde muss nicht zu uns kommen, wir gehen auf ihn zu.“Ab einer Gebühr von 4500 Euro im Jahr bekommt man einen persönlichen Lifestyle-Manager zur Verfügung gestellt. Der lernt mit der Zeit die Vorlieben des Kunden kennen: Was er gerne isst, wie er sich anzieht, wo er einkauft, welche Bands er mag, wo er im Flugzeug am liebsten sitzt. Er nimmt dem Kunden die mühseligen Kleinigkeiten ab – wie Flüge oder den Fitnesstrainer Stefan Partoll-Martinis Kunden logieren in der Regel in Luxushotels. buchen oder die Kinderparty zu organisieren. Er weiß aber auch, welche Musik sein Kunde hört und macht ihn darauf aufmerksam, wenn die Lieblingsband ein Konzert gibt.
Es kam schon vor, dass PartollMartini für einen sehr betuchten Kunden nach Monaco flog, dort eine Wohnung nach dessen Geschmack suchte und sie in dessen Namen und Rechnung kaufte. Kurzfristig Karten für das stets ausgebuchte Neujahrskonzert in der besten Kategorie zu organisieren gehört mittlerweile zum Standard-Repertoire. Und auch einen pinken Elefanten für einen Kindergeburtstag hat er schon einmal aufgetrieben.
Eine reiche Dame bestellte ein Kilo Bio-Heidelbeeren – die alle gleich groß sein mussten. Der Lifestyle-Manager weiß, wie sich der Kunde kleidet und welche Musik er hört.
Das kostet natürlich: Die Bandbreite reicht von 2000 Euro im Jahr für die Basismitgliedschaft bis zu 48.000 Euro für die Global Elite Mitgliedschaft. In Österreich bezahlt der Großteil der Mitglieder zwischen 4500 und 15.000 Euro im Jahr, sagt Partoll-Martini.
Je teurer, desto umfassender der Service. Ab einer Jahresgebühr von 16.000 Euro ist Partoll-Martini 365 Tage im Jahr 24 Stunden täglich erreichbar. Quintessentially ist ein weltweites Netzwerk: Hilfreiche Daten und Kontakte werden in eine Datenbank eingespeist, auf die alle Lifestyle-Manager des Unternehmens zugreifen können. So können oft auch ausgefallene Wünsche sehr rasch schnell erfüllt werden.
Freilich nicht alle. Ein Kunde entdeckte kürzlich bei einer Autoshow einen neuen Mercedes und wollte ihn binnen drei Tagen nach Malta geliefert haben. „Aber da war nichts zu machen“, sagt Partoll-Martini. „Der war noch gar nicht produziert.“