Let’s make money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Die Ausführlichkeit, mit der in den vergangenen Tagen seitens der Medien und der Investmentgesellschaften an die Normalität an der Börse erinnert wurde, heißt implizit ja nichts anderes, als dass wir uns bisher in einer abnormalen Situation befunden hatten. Mehr noch: Diese Abnormalität der ungetrübten Aktienhausse hatte so lange gedauert, dass sie von vielen Marktteilnehmern schon als Normalität aufgefasst wurde.
Der so genannte Flash- bzw. Minicrash am Montag und der erneute Kursverfall ab Donnerstag haben diese Illusion zerstört. In Wirklichkeit freilich wurde nur daran erinnert, dass Aktien eben nicht nur steigen, sondern auch fallen können. Das kann manchmal schmerzhaft sein. Aber Aktien sind nun einmal kein Bausparvertrag. Die Teilnahme an der Börse ist ein Rendezvous mit der Unerbittlichkeit des Risikos.
So weit, so normal eben. Mit der Folge, dass nun Nervosität herrscht.
Bezeichnend, dass die Nervosität von der Angst herrührt, dass die Notenbanken – vor allem die Fed – schon bald den Leitzins schneller anheben könnten, weil die brummende Wirtschaft und die anziehende Inflation es gebieten würden. Psychologie also, die man nicht unterschätzen sollte. Aber in der Realität ist unklar, ob es zu vermehrten und radikaleren Zinsschritten kommt. Und in der EU ist sogar sehr klar, dass diese nicht vor 2019 erfolgen.
Spottbilliges Geld und die fehlende Möglichkeit eines risikolosen Vermögensaufbaus, Grundlagen der Aktienhausse seit 2009, bleiben also weiter gegeben. Demnach spricht vorerst einiges dafür, dass die Erschütterung dieser Woche eher eine Korrektur mit relativ schnellem Erholungspotenzial als den Beginn eines Bärenmarktes markieren. Denn auch die anderen positiven Rahmenbedingungen – starke Firmengewinne und kräftiges Wirtschaftswachstum – bleiben aufrecht.
Es ist nicht jedermanns Sache, sich mutig an die Aktienzukaufsmaxime des Investorenurgesteins Warren Buf- fet zu halten, die da lautet: „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind!“Aber für einen panischen Abschied von der Börse scheint es tatsächlich verfrüht. Wer bleibt und längerfristig denkt, nimmt sich die Vorsicht zum Begleiter, wie er das ohnehin immer tun sollte.
Was man sich aktuell anschauen kann? Stark zurückgemeldet hat sich in dieser Woche der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto (ISIN: GB0007188757). Wie alle Rohstoffkonzerne profitiert er von den anziehenden Rohstoffpreisen. Der Gewinn sprang 2017 um 70 Prozent auf 8,6 Mrd. Dollar. Der Konzern will nun eine satte Dividende von 5,2 Mrd. Dollar ausschütten und das kurstreibende Ak- Der Energiekonzern Total lockt Anleger mit einer satten Dividende. tien-Rückkaufprogramm um eine Mrd. Dollar ausweiten. Freilich gibt es Prognosen, der Preis für Eisenerz könnte 2018 aufgrund eines erhöhten Angebots zurückgehen. Aber der Konzernchef ist zuversichtlich gestimmt.
Auch der französische Gas- und Ölkonzern Total (ISIN: FR0000120271) verwöhnt seine Aktionäre, zahlt eine Dividendenrendite von deutlich über fünf Prozent und will die Ausschüttung über die Jahre 2018 bis 2020 um zehn Prozent erhöhen. Dazu kommt ein Aktienrückkaufprogramm, nachdem der Gewinn – wie diese Woche vermeldet – 2017 stark gesteigert worden ist. Auch die bescheidensten Kursziele der Analysten liegen um zehn Prozent über den aktuellen 44,7 Euro. Goldman Sachs hat das Ziel sogar auf 65 von zuvor 63 Euro angehoben und die Aktie auf der „Conviction Buy List“belassen.
Weil wir schon bei Dividenden sind, die ja auch eine Form von Sicherheit bieten: Das ruft uns die hier wiederholt besprochene deutsche Beteiligungsgruppe Aurelius (ISIN: DE000A0J K2A8) in Erinnerung. Sie erholt sich nach der vorjährigen Short-Attacke gut und ist nach dem jetzigen Rücksetzer für 55 Euro zu haben. Die Dividende von fünf Euro je Stück ergibt eine außergewöhnliche Dividendenrendite von neun Prozent. Achtung volatil!
Kurz noch zum alten Bekannten, dem chinesischen Solarkonzern Jinkosolar (ISIN: US47759T1007). Er hat soeben neue Aktien zum Preis von 18,15 Dollar ausgegeben und finanziert so zum Teil den Bau einer Fertigung in den USA. Das hat die Aktie wie bei Kapitalmaßnahmen üblich gedrückt. Kein unattraktives Einstiegsniveau.
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