Glaubensfrage
RELIGION REFLEKTIERT – ÜBER LETZTE UND VORLETZTE DINGE
Am Faschingssonntag: Gedanken über Kirche und profane Feste. Und über Toni Fabers Faible für einen Herrn, den sie Falco nannten.
Das Ende naht. Ein doch recht kurzer Fasching 2018 wird in wenigen Tagen, am Mittwoch, dem Aschermittwoch, übergangslos von der Fastenzeit abgelöst. Können erwachsene Menschen, die all ihre Sinne beisammen haben, mit dem Fasching überhaupt viel anfangen? Und erst recht ernsthafte, die letzten Fragen des Lebens Reflektierende, die sich einer Glaubensgemeinschaft verbunden fühlen, mit ihr leben und beten?
Nun, so erstaunlich es vielleicht erscheinen mag: Der Fasching lebt, wie die auch an diesem Wochenende stattfindende beachtliche Zahl an Pfarrbällen, kirchlichen Faschingsfesten etc. unter Beweis stellt. Kinder (nicht alle!) lieben es, sich verkleiden zu dürfen. „Werdet wie die Kinder!“Diesen in der Bibel überlieferten Auftrag von Jesus machen sich auch Ältere (nicht alle!), sonst voll geschäftsfähig, dieser Tage gerne zu eigen – wie die Erfahrung lehrt, am Land aus bisher leider nicht hinreichend erforschten Gründen mehr als in der Stadt. Es soll sogar Pfarrer geben, die sich bei einer derartigen, dem Fasching geschuldeten Veranstaltung nicht nur zu einem oder zwei Gläsern Wein (das würde in einem alkoholaffinen Land wie Österreich kaum eine größerer Beachtung wert sein), sondern auch zu dem einen oder anderen – huch! – Tanz verführen lassen.
Kirche-Sein, einen Glauben haben, ihn ernst nehmen und nach ihm zu leben versuchen, heißt eben nicht zwangsweise bigott durch und durch ernsthaft zu sein und sich mit zusammengebissener Lippe schwerfällig durch eine böse Welt voller Anfechtungen zu bewegen. Genau betrachtet sollte es umgekehrt sein. Der Glaube könnte zu einer gewissen Leichtigkeit des Seins beitragen. Sich gewollt, angenommen, gar geliebt zu wissen setzt genauso Energien und Glückshormone frei wie die Hoffnung oder Ahnung, dass mit dem Leben auf Erden nicht alles zu Ende gehen muss. Weil ja der Kirche nichts Menschliches fremd ist, sollte es pure Lebensfreude erst recht nicht sein. Immerhin passt auch hier (keine Sorge, dann ist es für heute genug, wir wollen ja kein Predigtdienst für einfallslose Priester sein) ein Bibelzitat: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“
Apropos Lockerheit. In dieser Disziplin ist Toni Faber, Dompfarrer zu Wien, schwer zu überbieten. Der hat zuletzt ein Requiem für einen vor 20 Jahren verstorbenen Künstler zelebriert, für den Mann, den sie Falco nannten. Auf dem musikalischen Programm standen dabei „zur Thematik passende Falco-Songs im barocken Kirchenstil“, wie die Veranstalter vielversprechend angekündigt hatten. Merke: Selbst bei so vermeintlich römischerseits starr reglementierten (und nicht selten antiquiert bis anämisch wirkenden) liturgischen Feiern ist selbst im Stephansdom (!) gestaltungstechnisch noch unendlich viel Luft nach oben.