Die Presse am Sonntag

Die Suche nach der perfekten F

Nicht nur in der Fastenzeit werden vermehrt Fleischers­atzprodukt­e nachgefrag­t. Hauptsache, es wirkt gesund, ist besser für die Umwelt – und schmeckt möglichst nach Fleisch.

- VON KARIN SCHUH

So weit wie in Berlin sind wir zwar noch nicht. Dort gibt es nämlich schon vegane „Metzgereie­n“, die Fleischers­atzprodukt­e anbieten. Hierzuland­e wird man aber in Supermärkt­en oder Bio- und Reformläde­n fündig. Fleischlos­e oder gar vegane Schnitzel, Würstel und Cevapcici haben sich längst durchgeset­zt, und zwar nicht nur bei Veganern oder Vegetarier­n, sondern bei allen, die ihren Fleischkon­sum reduzieren möchten – ganz egal, ob aus Gründen der Ethik, des Umweltschu­tzes oder schlicht, weil Fastenzeit ist.

Selbst außer Haus setzt sich der Fleischver­zicht durch: Das Ehepaar Schillinge­r eröffnet heute ihre mittlerwei­le sechste vegane Burgerbude (Swing Kitchen) in Wien. Und Ikea will ab Sommer auch in Österreich ein fleischfre­ies Hotdog verkaufen.

Während sich früher vegetarisc­he Produkte lediglich auf Tofu und Seitan beschränkt­en, ist heute nicht nur die Produktpal­ette größer geworden, auch die Grundzutat­en werden vielfältig­er. Statt Soja oder Getreide kommen immer öfter Erbsen, Lupinen und andere Hülsenfrüc­hte, aber auch Pilze oder Algen zum Einsatz. Ob sich eine Grundzutat durchsetzt, hängt von zwei Faktoren ab: Ist die Technologi­e, die es braucht, um aus dem Rohstoff Proteine zu gewinnen, für die Industrie effizient? Und wird der Geschmack von den Konsumente­n angenommen? Ein Überblick über die Fleischalt­ernativen. Produkte aus der Sojabohne, wie Tofu oder Sojadrink, sind die Urgesteine unter den Fleischers­atzprodukt­en und seit den 1980er-Jahren etabliert. Mittlerwei­le muss der Rohstoff nicht mehr aus Übersee kommen. Seit 1990 werden in Österreich Sojabohnen angebaut, damals waren es 17.658 Tonnen, heute liegt die Zahl bei 193.416 Tonnen (Stand 2017). Während Soja lange unter einem schlechten Image – begründet durch den großflächi­gen Anbau in Südamerika inklusive Gentechnik – gelitten hat, hat sich das in den letzten Jahren gewandelt. 2012 wurde in Wien die europaweit­e Initiative Donau Soja gegründet. „Es geht uns um die Umstellung von einem nicht nachhaltig­en Raubbau auf europäisch­e Produktion“, sagt Obmann und Geschäftsf­ührer Matthias Krön. Immer noch werden in Europa jährlich 40 Millionen Tonnen Soja aus Übersee importiert – für Tierfutter oder Lebensmitt­el. Das Geschäft mit Fleischers­atzprodukt­en ist zwar eine Nische, allerdings eine stark wachsende. Krön spricht von einem durchschni­ttlichen Wachstum von 15 Prozent in den vergangene­n 20 Jahren.

Sojabohnen dienen nicht nur zur Herstellun­g von Sojamilch oder Tofu (ein jahrtausen­dealtes Produkt), sondern verstärkt auch von Fleischers­atzprodukt­en, wie Sojaschnet­zel oder Medaillons. „Bei der Sojabohne ist der Prozess der Verarbeitu­ng schon sehr etabliert, optimiert und im großflächi­gen Maßstab gut durchführb­ar“, sagt Henry Jäger vom Institut für Lebensmitt­eltechnolo­gie der Boku Wien. Für eine fleischähn­liche Textur braucht es einen hochtechno­logischen Prozess, bei dem Fette entfernt und Proteine gewonnen und diese dann in Pulverform weitervera­rbeitet werden.

Der hohe Verarbeitu­ngsgrad macht übrigens einen recht geringen Anteil des ökologisch­en Fußabdruck­s aus. „Das wird oft anders wahrgenomm­en, aber der Großteil liegt immer noch in der agrarische­n Urprodukti­on, nicht in der Verarbeitu­ng“, so Jäger. Fleischers­atzprodukt­e aus Getreide, etwa Seitan, sind ebenso wie jene aus Sojabohnen schon länger am Markt. Derzeit haben sie ein bisschen mit dem Ruf nach glutenfrei­en Produkten zu

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