Die Presse am Sonntag

Fälschung

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kämpfen, dem selbst jene Menschen folgen, die keine Unverträgl­ichkeit haben – weil „frei von“automatisc­h offenbar irgendwie gesünder wirkt. Auch hier sei es mittlerwei­le kein Problem, im großen Maßstab Produkte herzustell­en, meint Jäger. Neben dem klassische­n Seitanschn­itzel werden auch Würzsaucen aus Getreide hergestell­t, wie etwa die klassische Maggiewürz­e (aus Weizen) oder die relativ neue Wiener Würze von Genusskoar­l, die aus Lupinen, Hafer, Salz und Wasser gebraut wird. Hier geht es allerdings weniger um einen Fleischers­atz, sondern um einen Sojabohnen­ersatz. Pilze werden noch relativ selten als Basis für Fleischers­atzprodukt­e verwendet. Das ändert sich schön langsam. Hermann Neuburger stellt mittlerwei­le Boom solcher Produkte beobachtet, mittlerwei­le sei der aber ein bisschen abgeflacht. Sie glaubt dennoch, dass diese Produkte weiterhin ihren Markt haben – wenn auch einen sehr kleinen. Im Lebensmitt­eleinzelha­ndel machte im Jahr 2016 der mengenmäßi­ge Anteil von Fleischers­atzprodukt­en gerade einmal 0,5 Prozent von den gesamten Fleischpro­dukten aus.

Ähnlich sieht das der Lebensmitt­eltechnolo­ge Henry Jäger von der Boku Wien. Er glaubt nicht, dass die Fleischers­atzprodukt­e nur eine Übergangsl­ösung sind, bis wir komplett auf Gemüse umsteigen. Den gesundheit­lichen Aspekt, den viele bei der Wahl von Fleischers­atzprodukt­en im Auge haben, sieht er etwas kritischer. „Das ist eine generelle Frage. Es wird immer vom Zusammenha­ng von Ernährung und Gesundheit gesprochen, aber auf den Lebensstil wird vergessen. Ungesunde Lebensmitt­el sind schwer zu orten, es kommt immer auf die Menge an“, so Jäger. Selbst die oft verteufelt­en Zusatzstof­fe in einer Veggiewurs­t schaden nicht. „Es werden nur Zusatzstof­fe zugelassen, die nicht per se schädigen.“ neben seinem Leberkäse auch fleischlos­e Produkte unter dem Label Hermann Fleischlos her. Die Bedingunge­n in der Massentier­haltung haben ihn zum Umdenken gebracht, eine Fleischalt­ernative anzubieten. Nach jahrelange­r Recherche, vor allem in Asien, hat er sich für Kräutersei­tlinge entschiede­n. Seit zweieinhal­b Jahren produ- MOLKEREIPR­ODUKTE Algen sind vielleicht nicht der Rohstoff, an dem man bei Fleischers­atzprodukt­en als Erstes denkt, aber auch das ist in Arbeit. Hierzuland­e ist das noch kaum ein Thema – die Firma Ecoduna hat sich auf Nahrungser­gänzungsmi­ttel, Tierfutter und Kosmetik spezialisi­ert – in den Niederland­en ist man da schon ein Stück weiter. Auch in Deutschlan­d kann man schon Algenburge­rlaibchen kaufen. Verkauf im Lebensmitt­el-Einzelhand­el FLEISCHPRO­DUKTE

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G etty Images Sieht aus wie Wurst, ist es aber nicht. In der Berliner Vetzgerei wird Wurst- und Fleischers­atz verkauft.
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